Von Feuer und Nacht
Schlachtschiffe der Verdani befanden sich grüne Priester, die jetzt eine Symbiose mit den riesigen Bäumen eingingen. Sie ließen ihre Körper aus Fleisch und Blut mit dem Holz verschmelzen, bewahrten dabei jedoch ihr Bewusstsein und ihre menschliche Identität. Nach tausend Jahren oder mehr würden sie ihre Individualität verlieren, wie die traurigen alten Geschöpfe, die die ursprünglichen Baumschiffe geflogen hatten. Die grünen Priester gaben viel auf, aber Beneto wusste, dass sie auch viel gewannen. Letztendlich würden sie zu dem Schluss gelangen, dass sich ihr Opfer gelohnt hatte. Da war er sicher.
Draußen straffte Solimar die Schultern. Er wirkte gleichzeitig kummervoll und erleichtert, als er an den gewaltigen Schiffen emporsah - an den Saatschiffen, die ihn abgewiesen hatten. Celli stand neben ihm, und Tränen glitzerten in ihren dunklen Augen. Es stimmte sie sehr traurig, dass Beneto sie verließ, aber sie freute sich auch über das Abschiedsgeschenk, das sie von ihrem Bruder erhalten hatte.
Wie viele andere grüne Priester war er von der Idee angetan gewesen, an Bord eines Verdani-Schlachtschiffs zu gehen. Er hatte sich bereit erklärt, sein bisheriges Leben aufzugeben, um Pilot eines riesigen Saatschiffes zu werden, so wie Beneto. Viele grüne Priester hatten ihre Bereitschaft erklärt, weitaus mehr als die notwendigen hundert.
Beneto war nicht mehr ganz menschlich, aber er wusste, wie es im Herzen seiner jungen Schwester aussah. Er hatte sie und Solimar beim Baumtanz gesehen und kannte das Band der Zuneigung zwischen ihnen. Sie gehörten zusammen. Aus Liebe zu Celli hatte er nicht zugelassen, dass Solimar ausgewählt wurde. Die Weltbäume hörten auf ihn, und es war klar, dass sie ihn in diesem Fall nicht ganz verstanden. Aber sie hatten ihn als eine Manifestation des Weltwalds und der Menschheit geschaffen. Die intelligen ten Bäume wollten von Beneto und seinen Erinnerungen lernen.
Sie hatten Solimar eine vernünftige Erklärung angeboten. Er gehörte zu den wenigen gebildeten und an Technik interessierten Personen auf Theroc und wurde wegen seines technischen Wissens gebraucht. Die anderen grünen Priester waren nicht unersetzlich, doch Solimar verfügte über Fähigkeiten, die die Theronen brauchten. Der Weltwald bat ihn, auf dem Planeten zu bleiben, und an seiner Stelle wählten die neuen Schlachtschiffe jemand anders aus.
Die übrigen Freiwilligen waren an Bord gegangen, aber für Solimar blieben die von goldenen Borkenschuppen bedeckten Stämme verschlossen - er musste zurückbleiben. Celli begriff sofort, was ihr Bruder getan hatte. Sie dankte ihm stumm und sagte ihrem Freund nicht, was sie wusste.
Jetzt konnte sich Beneto auf seine neue Existenz konzentrieren. Das große Schiff war wie eine Erweiterung seines Körpers. Mit den simulierten Augen zahlreicher Blätter sah er den Weltwald, alle Teile des Weltwalds. Er sah die vielen Kolonialwelten, auf denen grüne Priester Schösslinge gepflanzt und mit ihnen ein weites Kommunikationsnetz geschaffen hatten.
Mehr als jemals zuvor fühlte Beneto die Erinnerungen, Geheimnisse und wehmütigen Erfahrungen tief im Innern des Verdani-Selbst. Seine Gedanken flössen wie Saft durch die komplexe Holzmaserung, tief in die Vergangenheit. Beneto erfuhr vom Leben anderer grüner Priester, von seinen vielen Vorgängern bis hin zur Landung der Caülie.
Zum ersten Mal sah er etwas von Talbun, seinem Mentor von Corvus Landing. Vor langer Zeit hatte Talbun Beneto angeboten, bei ihm in die Lehre zu gehen, über die Kolonisten zu wachen und sich um den Weltbaumhain zu kümmern. Als er starb, hatte der alte grüne Priester seinen Leib vom Wald aufnehmen lassen. Auch Talbun war hier, im Innern des Verdani-Schlachtschiffs. Beneto würde nicht ohne Gesellschaft sein. Er lächelte mit hölzernen Lippen, fühlte sich stärker, zuversichtlicher, zu Hause.
Und dann, ganz plötzlich, wurde er sich der seit langem verschollenen grünen Priesterin Nira Khali bewusst.
Beneto erinnerte sich an die enthusiastische grüne Priesterin, die sich zusammen mit Botschafterin Otema auf den Weg nach Ildira gemacht hatte, um sich dort mit der Saga der Sieben Sonnen zu befassen. Ihre Schösslinge waren zerstört worden, und dadurch hatten sie den Kontakt zum Weltwald verloren. Der frühere Weise Imperator hatte die Nachricht geschickt, dass Nira tot war, und niemand, nicht einmal Beneto, hatte Grund gehabt, daran zu zweifeln.
Jetzt brach die schreckliche Wahrheit wie ein
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