Von Feuer und Nacht
Ich werde nie vergessen, dass er sich befugt glaubte, Ihnen den Besuch beim Vorsitzenden zu verbieten.« Er schnaubte abfällig. »Wenn Sie mich fragen ... Der Bursche ließ sich auf zwielichtige Geschäfte ein und musste den Preis dafür bezahlen.«
Peter nickte und schwieg.
»Wenn Pellidor auf Sie gehört hätte, als Sie vor den Soldaten-Kompis warnten, wäre die Hanse jetzt nicht in einer so schwierigen Lage, Euer Hoheit.« McCammon schüttelte den Kopf. »Wenn die Hydroger kommen, wie die Ildiraner gesagt haben ... dann steht vielleicht das Ende der Menschheit bevor.«
Die Worte berührten etwas in Peter. Während der vergangenen Tage war er so sehr aufs Überleben konzentriert gewesen, dass er die größere Situation aus dem Auge verloren hatte. McCammon hatte recht - vielleicht stand tatsächlich das Ende der Menschheit bevor.
Estarra nahm Platz und holte Luft für eine auf der Hand liegende Frage - sie wollte feststellen, wie McCammon darauf reagierte. »Wenn Pellidor den Kaffee vergiftet hat, muss er gewusst haben, dass er sterben würde. Warum hat er ihn trotzdem getrunken?«
»Wahrscheinlich um seine Komplizen zu schützen. Ein Fanatiker. Vermutlich ist diese Sache größer, als wir ahnen.« Der Captain rückte seine Mütze zurecht. »Ich lasse von meinen Leuten Gift-Scanner in Ihrem Quartier installieren. Ich bestehe darauf, dass Sie von jetzt an Ihre Mahlzeiten untersuchen.«
»Trotzdem können wir nicht davon ausgehen, wirklich sicher zu sein«, sagte Peter und beschloss, einen Versuch zu wagen. »Captain McCammon, bitte geben Sie mir Ihre Waffe.«
Der Captain blinzelte. »Das ist nicht nötig, Euer Majestät. Wir schützen Sie. Während meiner Wache wird Ihnen und der Königin nichts zustoßen.«
Peter richtete einen durchdringenden Blick auf ihn. »Ich zweifle nicht an Ihrer Tüchtigkeit. Aber unterschätzen Sie die erbarmungslosen Mörder nicht. Sie haben es diesmal mit Gift versucht, und bestimmt verwenden sie bei ihrem nächsten Anschlag eine andere Methode.« Er streckte die Hand nach der Waffe aus. »Geben Sie mir die Möglichkeit, meine Frau und unser ungeborenes Kind zu verteidigen, wenn es zum Schlimmsten kommt.« McCammon zog seinen Schocker, betrachtete ihn, justierte die Ladung und nickte. »Können Sie damit umgehen?«
»Als ich jünger war, habe ich gelegentlich mit Waffen geübt.« Das war in einem anderen Leben gewesen, um auf den Straßen zu überleben. »Und Sie, Captain, sollen dafür sorgen, dass ich diese Waffe nicht benötige.« Peter ließ den Schocker unter seiner Kleidung verschwinden, und McCammon ging, um bei seinen Soldaten nach dem Rechten zu sehen. Peter fühlte das beruhigende Gewicht der Waffe und sah Estarra bedeutungsvoll an. Was auch immer Basil plante: Jetzt waren sie wenigstens nicht mehr wehrlos.
104 NIRA
Den Forderungen der Hydroger entsprechend - und nach dem Plan des Weisen Imperators schickte Adar Zan'nh hunderte von »schützenden« Kriegsschiffen zur Erde. Nira klammerte sich an der Hoffnung fest, dass Jora'h sein Wort halten und alles versuchen würde, beide Völker zu retten. Sie wollte wieder an ihn glauben, doch ihr uneingeschränktes Vertrauen musste er sich erst noch verdienen. Ihr war klar, dass er noch immer Dinge geheim hielt.
Jora'h lächelte unsicher, als er Nira zur Himmelssphäre empor führte. Höflinge, Angehörige des Wächter-Geschlechts und Pilger warteten im Audienzsaal darunter, aber der Weise Imperator hatte bereits Stunden bei ihnen verbracht und wies sie an zu warten. Er wollte mit Nira allein sein.
»Komm mit mir. Ich möchte dir etwas zeigen.« Zusammen gingen sie die Rampen zum Terrarium hoch, vorbei an exotischen Pflanzen, deren Pracht allein dazu diente, den Weisen Imperator zu erfreuen.
Ein Geschöpf mit funkelnden Flügeln sauste vor Nira vorbei. Fleischige Comptor-Lilien blühten und verströmten einen süßlichen Duft. Nira freute sich über die üppige Vegetation um sie herum, berührte Jora'hs Hand mit schwieligen Fingern und fragte sich, wie es gewesen wäre, wenn sich ihre beiden Selbstsphären im Telkontakt oder Thism berührt hätten.
»Ich weiß, dass du dich danach sehnst, eine Verbindung zum Weltwald herzustellen. Aber da kann ich leider nicht helfen, obwohl ich das Reich kontrolliere.« Nira fühlte Jora'hs Trauer. »Alle Schösslinge wurden zerstört. Jeder einzelne von ihnen. Das ist die Wahrheit, und ich bedauere sie sehr. Vor langer Zeit hat mein Vater die jungen Bäume getötet, die ihr mitgebracht
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