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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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habt, du und Botschafterin Otema.« Er wandte den Blick von ihr ab. »Vor nicht allzu langer Zeit brachte Königin Estarra einen weiteren Schössling von der Erde. Er befand sich in meinen Gemächern. Oft habe ich ihn betrachtet und dabei an dich gedacht.«
    Nira spürte Jora'hs Unbehagen. »Was ist damit geschehen? Wo befindet er sich jetzt?«
    »Ich habe ihn zerstört«, gestand Jora'h kummervoll. »Es gibt einen anderen grünen Priester im Palast - er gehört zu einer von Qronha 3 stammenden Himmelsminen-Crew der Hanse. Beim Angriff der Hydroger verlor er seinen eigenen Schössling, fühlte aber die Präsenz des kleinen Weltbaums in meiner privaten Kontemplationskammer. Er versuchte, ihn zu erreichen, um eine Telkontakt-Nachricht zu schicken, die zu jenem Zeitpunkt katastrophal gewesen wäre. Um die Gefahr zu eliminieren, habe ich den Baum zerstört. Es tut mir wirklich leid, Nira, aber ich musste verhindern, dass der grüne Priester unsere Pläne preisgab. Es stand zu viel auf dem Spiel.«
    »Vermutlich ging es ihm nur darum, das Bewusstsein des Weltwalds zu berühren«, erwiderte Nira kühl. Das war es, was Jora'h gefürchtet hatte: diese Worte an sie zu richten. Er hatte einen Schössling getötet, und dadurch blieb sie vom Weltwald abgeschnitten, wie auch der andere grüne Priester. »Es gibt auf Ildira also wirklich keine lebenden Weltbäume mehr.«
    »Nein. Aber lass mich dir etwas anderes zeigen.«
    Jora'h führte sie zu einer Terrasse, auf deren Boden große Holzstücke verstreut lagen. Einige von ihnen wiesen Schnitzspuren auf. Bei anderen waren verkohlte Stellen abgeschliffen. Nira erkannte sofort Maserung, Farbe und Glanz und eilte zur Terrasse, das Gesicht voller Sehnsucht. »Das ist Weltbaumholz!«
    »Ein Roamer-Händler brachte es mir. Die Mitglieder seines Clans halfen deiner Heimatwelt nach dem Angriff der Hydroger und bekamen dafür dieses Holz.«
    Nira ließ die Schultern hängen. Als junge Akolythin war sie nach Ildira gekommen, und inzwischen lag das Jahre zurück. Von vielen Dingen, die seitdem geschehen waren, wusste sie nichts. Von den Verheerungen des Weltwalds hatte sie erst vor kurzem erfahren.
    Jora'h nahm ein Stück poliertes Holz und hielt es ins Licht. »Ich habe den Händler gebeten, mir das ganze Holz zu überlassen, jeden noch so kleinen Splitter. Weil es mich an dich erinnerte.« Er reichte ihr das Stück. »Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte, und deshalb habe ich es hier aufbewahrt, wo ich es oft sehen konnte.«
    Nira setzte sich wehmütig auf den Boden und legte sich das Stück Weltbaumholz auf die Knie. Der glatte Brocken war zwar tot, doch sie fand einen gewissen Trost darin, ihn zu berühren. Mit den Fingerkuppen strich sie über das sonderbar vertraute Holz und folgte dem Verlauf der Maserung, betrachtete ebene und gewölbte Flächen und suchte nach innerer Wärme. Sie ließ ihre Gedanken treiben.
    Dieses Holz war tot, doch das Bewusstsein des Weltwalds existierte nach wie vor. Es musste irgendeine Möglichkeit für Nira geben, einen Kontakt mit jenem gewaltigen Netzwerk herzustellen. Während ihrer langen Isolation hatte sie befürchtet, dem Telkontakt gegenüber taub geworden zu sein. Sie hatte sich nach der Berührung des Weltwalds ebenso gesehnt wie danach, dass Jora'h zu ihr kam.
    Sie vernahm die Hintergrundgeräusche von kleinen Vögeln und Schmetterlingen, von raschelndem Laub und dem Plätschern der Springbrunnen und Bewässerungssysteme, doch in ihrem Kopf blieb alles still.
    Neben ihr saß Jora'h so unbewegt wie ein Baum. Er wartete, ohne zu wissen, was Nira versuchte. Sie sah den Schmerz in seinem Gesicht, und einen tiefen Kummer, der ihr galt. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf das Weltbaumholz.
    Nira erinnerte sich an ihre Jugend als Akolythin, die verliebt war in Geschichten. Wie gern hatte sie hoch oben im Blätterdach gesessen und den Bäumen laut vorgelesen! Als man sie dazu auserwählt hatte, grüne Priesterin zu werden, war Nira allein in den dichtesten Teil des Weltwalds gewandert, und dort hatten die Verdani sie im Unterholz aufgenommen. Mit grüner Haut und unlösbar mit dem Geist des Weltwalds verbunden war sie wieder zum Vorschein gekommen. Zumindest hatte sie die Verbindung damals für unlösbar gehalten.
    Nira drückte das Holz in ihren Händen und versuchte, ihre Gedanken darauf zu übertragen. Sie hatte nie arbeiten müssen, um den Telkontakt herzustellen, hatte nie darüber nachgedacht, auf welche Weise er zustande

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