Von Feuer und Nacht
WENZESLAS
Basil stand dicht vor dem Fenster und blickte in die beginnende Nacht hinaus. Er beobachtete die Lichter kleiner Transporter, die über den dunkler werdenden Himmel glitten. Vom obersten Stock des Verwaltungszentrums der Hanse aus gesehen bot der Palastdistrikt einen prächtigen Anblick. Zwar hatte die ildiranische Solare Marine ihr Ver- sprechen gehalten, aber Basil empfand trotzdem keine Erleichterung. Die Sorgen lasteten zu schwer auf ihm.
Peter hat versucht, mich umzubringen!
Orangefarbene Flammen leuchteten auf den Kuppeln und Türmen des Flüsterpalastes - jede Fackel symbolisierte eine Welt, die die Charta der Hanse unterschrieben hatte. Doch wie viele jener Welten fühlten nach dem Abzug des TVF-Schutzes noch Loyalität der Erde gegenüber? Sie waren den Hydrogern jetzt hilflos ausgeliefert. Wegen Peter war alles außer Kontrolle geraten.
Der überhebliche Mistkerl hat versucht, mich zu töten!
Vor dem dunklen Hintergrund zeichnete sich Basils Gesicht im Glas der Fensterscheibe ab - es wirkte hohlwangig und verhärmt. In den vergangenen Tagen und Wochen war die Bürde der Verantwortung nicht leichter, sondern immer schwerer geworden. Basil hatte versucht, jede einzelne der vielen Krisen zu lösen, bevor neue entstehen konnten, und das Ergebnis bestand in Erschöpfung. Er nahm sich vor, bessere Stimulanzien von den medizinischen Spezialisten zu verlangen. Die nächste Verjüngungsbehandlung war zwar noch nicht vorgesehen, aber er überlegte, ob er sich ihr schon jetzt unterziehen sollte - dann hätte er sich frischer und kompetenter gefühlt. Er erinnerte sich nicht daran, wann er sich zum letzten Mal entspannenden Sex mit Sarein erlaubt hatte. Inzwischen war sie von ihm mit einer sehr wichtigen Aufgabe betraut worden: Sie sollte sich um ihre Schwester, die Königin kümmern ... Sie haben versucht, mich umzubringen, und jetzt ist Pelli- >r tot!
Der stellvertretende Vorsitzende war nervös. »Nahton besteht darauf, dass er eine dringende Nachricht für König Peter hat. Seit gestern versucht er, sie zu übermitteln. Vielleicht sollten wir uns anhören, was er zu sagen hat.«
»Er hat bereits erfahren, dass er die Nachricht mir oder niemandem bringen soll. Der grüne Priester muss daran erinnert werden, wer hier das Kommando führt.«
Cain wirkte kummervoll. »Genau da liegt das Problem, Sir. Nahton hat entschieden, die Nachricht für sich zu behalten. Er lässt uns im Dunkeln. Ich halte es für einen taktischen Fehler, wichtige Informationsquellen zu ignorieren. Wir sollten in diesem Fall eine Ausnahme machen.«
»Der Telkontakt ermöglicht dem grünen Priester direkte Kommunikation selbst mit fernen Orten. Soll ich Peter Gelegenheit geben, eine geheime Botschaft an den ganzen Spiralarm zu richten? Wohl kaum.« Basil kochte.
»Wir können Nahton nicht gestatten, an der irrigen Vorstellung festzuhal- ten, dass der König eine Rolle spielt. Peters Herrschaft ist beendet. Für immer.« Basil wandte sich vom Fenster ab und sah seinen blassen Stellvertreter an. »Er hat versucht, mich umzubringen, Mr. Cain. Treffen Sie Vorbereitungen für einen sofortigen Machtwechsel.«
Ein Bediensteten-Kompi brachte frischen Kardamomkaffee, aber Basil schenkte ihm keine Beachtung. Er hatte den Gefallen an seinem früheren Lieblingsgetränk vollends verloren.
»Haben Sie Beweise dafür, dass der König dahintersteckt?«, fragte Cain.
»Mir liegen noch keine Ergebnisse der Ermittlungen vor. Mr. Pellidor scheint verantwortlich zu sein.«
Basil schnaubte abfällig. »Und wir müssen dafür sorgen, dass die Medien davon überzeugt bleiben. Verdammter Peter!« Nach Sareins Worten beim Bankett ... für die Nachrichtennetze war der Fall klar. Franz Pellidor hatte dem Vorsitzenden über viele Jahre hinweg gute Dienste geleistet, als Sonderbeauftragter und jemand, der Geheimnisse wahren konnte. Die Öffentlichkeit hatte ihn bereits verurteilt, obwohl ihn an dem Mordanschlag überhaupt keine Schuld traf.
Basil musste die Öffentlichkeit in ihrer Meinung bestärken und die Reputation seines Freundes und Helfers in den Dreck ziehen. Die Umstände zwangen ihn, Pellidor als einen durchtriebenen Verschwörer darzustellen. Niemand durfte auf den Gedanken kommen, dass die Schuld vielleicht beim König lag. Wenn bekannt wurde, dass König Peter versucht hatte, den Vorsitzenden der Hanse zu ermorden ... Es hätte noch mehr Unruhe in die bereits von Furcht und Verwirrung geplagte Bevölkerung getragen.
Aber Peter und die
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