Von Feuer und Nacht
schwangere Estarra würden dafür bezahlen. 0 ja. Sarein hatte bereits ihre Anweisungen bekommen. Nun würde Basil sehen, wer seine Verbündeten waren -wenn es noch welche gab.
Müde nahm er an seinem Schreibtisch Platz, auf dem sich Berichte stapelten. »Raymond Aguerra schien der perfekte Kandidat gewesen zu sein. Unsere Beobachter, unter ihnen Mr. Pellidor, ließen ihn ein Jahr lang nicht aus dem Auge. Er führte ein grässliches Leben, hatte keine Zukunft und kaum Potenzial. Und wir haben ihm alles gegeben. Warum kämpft er gegen uns?« Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, und die Kaffeekanne klapperte auf dem Tablett. »Ich hätte ihn beim ersten Anzeichen von Problemen eliminieren und neu beginnen sollen, wie bei Prinz Adam.«
»Adam? Ich wusste gar nicht...«
»Niemand weiß davon. Er hatte Fredericks Nachfolger sein sollen, aber wir bemerkten unseren Fehler noch recht zeitig. Die Sache wurde sauber und ohne Aufsehen geregelt. Aber bei Peter ist es dafür zu spät. Wir müssen Schadensbegrenzung betreiben.« Basil faltete die Hände. »Andererseits ... Wenn die verdammten Hydroger kommen, gibt es nicht mehr viel menschliche Geschichte, die neu geschrie- ben werden muss.«
Er seufzte. »Vielleicht haben wir eine Überlebenschance, dank der ildiranischen Kriegsschiffe. Zumindest die Ildiraner haben sich als zuverlässig erwiesen und ihr Versprechen gehalten. Wenn wir König und Königin beseitigt haben, können wir einen neuen Anfang machen.«
»Verzeihen Sie meine offenen Worte, Vorsitzender, aber glauben Sie wirklich, dass Prinz Daniel die beste Alternative ist?«
»Nein, das glaube ich nicht. Aber wir haben nur Daniel, sonst niemanden.«
»Möchten Sie, dass ich mit dem König über seinen Rücktritt spreche? Ich kann einen passenden politischen Vorwand finden und ihn und die Königin in ein ruhiges Exil schicken. Dann stünde uns Peter noch zur Verfügung, für den Fall dass sich Daniel... als noch schlimmer erweist.«
»Ausgeschlossen! Peter hat sein wahres Wesen oft genug gezeigt.« Basil richtete einen durchdringenden Blick auf seinen Stellvertreter. »Warum werden Sie so zimperlich, Cain?«
»Ich biete vernünftige Alternativen an, Vorsitzender. Das ist die Aufgabe, die Sie mir zugewiesen haben.«
Selbst Cain klang, als stünde er kurz vor der Insubordination! »Es gibt keine Alternativen, weder vernünftige noch andere.« Es fiel Basil schwer, die Enttäuschung über seinen Stellvertreter zu verbergen. Er rieb sich die brennenden Augen und wollte allein sein. »Sie können gehen. Sie haben Ihre Anweisungen. Um die ... unschönen Details kümmere ich mich selbst, wenn Sie dazu nicht fähig sind.« Verdammt, jetzt könnte ich Pellidor gebrauchen.
Cain ging, und Basil sah ihm nach. Vielleicht brauche ich nicht nur einen neuen König, sondern auch einen neuen Stellvertreter.
110 KÖNIGIN ESTARRA
Als am nächsten Morgen Sarein kam, um Estarra fortzubringen, wusste die Königin, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. »Der Vorsitzende Wenzeslas bat mich darum. Er ... gab mir klare Anweisungen. Es tut mir leid, Estarra.« Das Gesicht ihrer Schwester zeigte Sorge, und Sarein wandte sich rasch ab, um sie zu verbergen.
In Estarras Kopf schrillten alle Alarmsirenen. Ist es so weit? »Ich hätte nicht gedacht, dass du es sein würdest«, sagte sie bitter.
Sarein sah sie verwundert an. »Wie meinst du das?«
»Ich habe halb mit königlichen Wächtern gerechnet, die hereingestürmt kommen und uns niederschießen, wie beim letzten russischen Zaren und seiner Familie. Aber nicht mit meiner eigenen Schwester.« Estarra ließ unerwähnt, dass sie Captain McCammon traute, bis zu einem gewissen Grad.
»Sei nicht melodramatisch. Ich will dir nichts tun, soll dir nur etwas zeigen. Basil nennt es deine Strafe.« In Sareins dunklen Augen blitzte es kurz. »Und wie kann ich es ihm verdenken?«
Estarra musterte sie kühl. »Hast du die Dinge überprüft, von denen ich dir erzählt habe? Die Anschläge auf unser Leben?«
»Ja«, antwortete Sarein und senkte dabei die Stimme. »Ja, das habe ich. Komm jetzt, damit wir dies hinter uns bringen können.«
Die Füße der Königin fühlten sich bleischwer an, und die Luft roch nach Gefahr. Königliche Wächter führten sie durch die normalerweise versperrte Tür und zum privaten Garten des Gewächshauses.
Als sie es erreichten, traf der Geruch Estarra wie ein Schlag - es roch nach Chemikalien und Asche. Dieser Ort war eine Art Refugium für sie
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