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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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möge sie in seiner Raserei nicht entdecken.
    „Nichts kostet mich meinen Thron, du Narr! Jeder, der sich mir in den Weg stellt – oder meint, mich bedrohen zu können, findet ein schlimmes Ende! Fragt meinen Stiefbruder Britannicus oder meine Mutter … meine beiden Eheweiber, wie es ist, mich zu erzürnen ...“
    Er legte sich wie ein sinnierender Künstler die Hand an die Lippe und lächelte, ehe er weitersprach.
    „… Obwohl sie Euch nicht antworten werden, denn sie weilen nicht mehr unter uns.“
    Unbeeindruckt von Neros zur Schau gestellter Härte steckte der Fremde den Rubin zurück in seine Toga.
    „Ich verstehe. Da Ihr also dazu neigt … Eure Schwierigkeiten zu lösen, solltet Ihr mir nun zuhören, denn ich bin hier, um mich Eures dringlichsten Problems anzunehmen.“
    Die Peitsche, eine kurze, neunschwänzige Katze, schlug seitlich gegen Neros Schenkel, während er offenbar abwog, was er tun sollte.
    „Wie könntet Ihr das?“, fragte er.
    „Der Soldat, der das Gift in die Kloake goss, wird behaupten, er habe Euren Befehl befolgt. Lasst mich kurz nachdenken … habt Ihr nicht ohnehin schon den Senat gegen Euch aufgebracht? Wie wird Rom reagieren, wenn der eigene Kaiser Gift ins Wasser mischt?“
    Nero schlug zu, und Marzia zuckte zusammen, sodass die Gläser auf ihrem Tablett klirrten. Das verräterische Geräusch ging in Neros Gebrüll unter.
    „Verleumdung! Bei Minervas Lanze, Ihr seid des Todes!“, rief er und ließ ein weiteres Mal die Peitsche niederfahren. Aber auch davon blieb der Fremde anscheinend unbeeindruckt und wischte sich nicht einmal das Blut von der Schulter.
    „Was erzürnt Ihr Euch so?“, fragte er schlicht. „Erkennt Ihr nicht einen … Freund , wenn er vor Euch steht?“
    „Freund? Ihr kommt hier her und beleidigt mich, ja, bedroht mich!“
    „Das tat ich nicht. Ich sprach die Wahrheit, aber … wenn Euch diese bedrohlich erscheint, solltet Ihr nicht länger zögern, mir zu vertrauen.“
    Nero setzte sich auf seinen erhöht stehenden Ehrenplatz und legte sich die Peitsche über die Schenkel.
    „So sprecht … aber hütet Eure Zunge!“
    „Verlasst die Stadt. So schnell Ihr könnt. Überlasst es mir, die gefangen genommenen Christen zu töten, denn ich bin der Einzige, der das wirklich vermag. Dann werde ich alle Spuren vernichten.“
    „Was soll dieser Unsinn? Es braucht nicht einmal einen volljährigen Knaben, diese Jünger Christi zu erledigen.“
    „Das Gift, das Ihr so gedankenlos vergossen habt – es ist kein Gift! Wäre es das, hättet Ihr weit geringere Probleme. Der Inhalt des Rubins verleiht Unsterblichkeit, und mit dem Morgengrauen werden all jene, die eben noch tot am Ufer liegen, als Unsterbliche zurückkehren.“
    Marzia war gebannt von dem, was der Fremde sprach. War das möglich? Wie konnte es so etwas geben?
    „Unsterblichkeit?“, rief Nero ungläubig. „Beim Jupiter, für wie dumm haltet Ihr mich, dass Ihr mir so einen Bären aufbinden wollt? Gebt mir den Rubin – ist noch etwas von dem Mittel darin? Ich will mich selbst davon überzeugen?“
    „Nein. Ich fordere den Stein zum Ausgleich für meine Dienste.“
    „Niemals! Ich lasse Euch häuten und den Tieren vorwerfen, wenn Ihr …“
    „Bedenkt die Alternative“, unterbrach der Fremde Neros tobendes Geschrei. „Das Wunder der Wiedergeburt – mitten in Rom, dort, wo noch vor wenigen Stunden die Männer aus Judäa von der Liebe ihres Heilands gepredigt haben? Wollt Ihr das?“
    „Natürlich nicht! Aber sagt mir, wie wollt Ihr diese Katastrophe verhindern? Und warum solltet Ihr mir helfen? Was versprecht Ihr Euch davon?“
    „Meinen Preis nenne ich Euch später – Ihr werdet ihn, ohne zu zögern, bezahlen, anderenfalls …“
    Marzias vor Anspannung schon tauben Fingern entglitt das Tablett, und, in ihrem Versuch, die Gläser zu fangen, fiel sie der Länge nach zu Boden.
    Noch ehe sie sich hatte aufrappeln können, war der Kaiser bei ihr gewesen und hatte sie an den Haaren hinter sich her gerissen. Grob hatte er sie vor seinem Thron zurück auf die Knie gestoßen und mit der neunschwänzigen Katze auf sie eingeprügelt. Bereits beim ersten Schlag hatten ihr die metallenen Kugeln am Ende der Peitsche das Fleisch vom Rücken gerissen.
    Die qualvollen Erinnerungen ließen Marzia schaudern, und mit einem Mal erschien ihr die Nacht nicht mehr friedlich. Ihr schien es, als hätten die Schatten Augen.
    Schnell ging sie zurück in ihr Schlafzimmer und verriegelte die Tür, die Pistole dabei fest

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