Von Flammen verzehrt
ihnen plötzlich zusammenbrach und starb. Seine Kollegen meldeten das Unglück und vermuteten, dass sich in dem verschlossenen Rohr wohl giftige Gase gebildet haben mussten.“
„Ich verstehe nicht, was das mit Gabriel zutun hat“, unterbrach Fay Alessas Geschichte und stand auf. Sie goss ihnen den Espresso ein und balancierte die heißen Tassen zum Tisch.
„Danke, Fay“, sagte Alessa und nippte vorsichtig.
„Hab etwas Geduld. Du wirst gleich verstehen“, versicherte sie ihr. „Am nächsten Tag jedoch stand der Verstorbene wieder vor ihnen, und es wurde wild spekuliert, was passiert sein mochte. In Elisabettas Bericht stellte es sich am Ende so dar, dass wohl tatsächlich Gase ausgetreten waren, die zu Bewusstseinsstörungen aller Arbeiter und zu einer tiefen Ohnmacht des Totgeglaubten geführt haben mussten.
Dies allein hätte vielleicht noch nicht gereicht, Juliens Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber, als dann wenige Tage später der Tunnel über ebendiesen Männern einstürzte und alle erschlug, wurden sie argwöhnisch.“
„Warum?“
„Das Elixier tötet, ehe es Unsterblichkeit schenkt. Die Hüter vermuteten, dass mit dem Einsturz des Kanals der Fund des Elixiers vertuscht – ja, vielleicht sogar Zeugen ausgeschaltet werden sollten. Jedenfalls übernahm es Gabriel, von Elisabetta alles über den Vorfall in Erfahrung zu bringen und …“
Alessas Lippen pressten sich zusammen, als würde sie eine bittere Pille schlucken.
„… und dabei kamen sich die beiden näher. Elisabetta hatte es ihm sicher nicht schwer gemacht, sich in sie zu verlieben, denn sie war atemberaubend schön.“
„War sie deine Mutter?“, fragte Fay gefesselt.
„Immer der Reihe nach, Liebes“, ließ sich Alessa nicht beirren und erzählte weiter. „Es war für Gabriel nicht leicht, sich seiner Gefühle zu bekennen, denn er sah natürlich die Probleme.“
„Welche Probleme denn?“
Alessa lachte.
„Überleg doch selbst. Ein unsterblicher Mann, der nicht alterte, und eine ganz normale Frau. Wohin sollte so eine Beziehung führen?“
Fay biss sich auf die Lippe. Das war tatsächlich etwas, worüber sie noch nicht nachgedacht hatte. Die Frau würde altern und sterben, während er …
„Hätte Gabriel sie nicht ebenfalls unsterblich machen können?“, überlegte sie.
Zärtliches Bedauern schwang in Alessas Stimme. „Nein, meine Liebe, das hätte er nicht. Julien und seine Männer sind Hüter. Sie würden nie die Macht des Elixiers für ihre eigenen Zwecke einsetzen. Und weil das alle wussten und einen Konflikt innerhalb der Gruppe vermeiden wollten, sah niemand die Beziehung zu Elisabetta gerne. Als sie dann feststellte, dass sie schwanger war …“
Alessa schüttelte den Kopf.
„… Gabriel war glücklich und zugleich verzweifelt. Er freute sich auf das Kind, aber der Zwiespalt mit seinen Brüdern und seine Angst, den irgendwann unvermeidlichen Tod seines Kindes und seiner Geliebten nicht ertragen zu können, schwebte wie eine dunkle Wolke über seinem Glück.“
Fay bekam Gänsehaut, als sie sich vorstellte, wie Gabriel sich gefühlt haben musste.
„Das ist ja schrecklich!“, murmelte sie. „Wie ging es weiter?“
„Elisabetta verschwand. Von einem auf den anderen Tag. Gabriel hat sie überall gesucht. Er und Julien vermuteten, dass ihre Feinde sie als Druckmittel verwenden wollten, um an die Wahrheit zu gelangen, und setzten alles in Bewegung, sie zu finden.“
Alessa wirkte alt und verletzlich, als sie weitersprach.
„Gabriel war nicht wiederzuerkennen. Die Angst um seine Geliebte machte ihn rasend. Julien hat mir erzählt, dass niemand von ihnen zu ihm vordringen konnte. Das spaltete die ganze Gruppe. Julien war wütend auf Louis, weil er eigentlich ihm den Auftrag gegeben hatte, Elisabetta zu befragen. Louis hingegen machte sich Vorwürfe, weil er an jenem Tag in einem Bordell verschwunden war und Gabriel seine Aufgabe übernommen hatte. Sie alle wussten, dass Louis niemals in diese Falle getappt wäre, denn er neigte nicht zu zärtlichen Gefühlen. Es war eine Zeit, in der die Nerven der Hüter blank lagen und sie alle mit angehaltenem Atem darauf warteten, dass irgendetwas geschah. Wochen später … erhielten sie eine Nachricht.“
Fay hielt die Luft an, und die Stille in Alessas Küche war bedrückend. Obwohl es ein warmer Morgen war, fror Fay, und sie wünschte, das Fenster zu öffnen, um die Sonne hereinzulassen, aber die Worte der alten Frau fesselten sie an den Stuhl.
„Was stand
Weitere Kostenlose Bücher