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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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nichts zu bedeuten !“, hatte er ihre Liebesnacht vor Lamar mit Füßen getreten. Das tat so weh, dass Fay glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Enttäuscht taumelte sie zurück zum Bett, vermied aber den Blick auf die zerwühlten Laken. Juliens Duft hing noch in den Kissen, und Fay wünschte, ihr Herz würde nicht so schmerzen bei dem Gedanken, dass sie sich vielleicht in einen Mann verliebt hatte, der nicht mehr war als ein hervorragender Blender. Genau wie alle anderen Kerle! Vielleicht sogar noch schlimmer, überlegte sie, denn die gaben wenigstens zu, dass sie nur mit ihr ins Bett wollten!
    Wütend wischte sie ihre Tränen fort und schlüpfte in ihre Klamotten. Sie brauchte eine Dusche und eine Kippe, um den billigen Nachgeschmack von viel zu gutem Sex loszuwerden, aber ihre Tasche stand noch unten in der Küche.
    Dann eben erst die Kippe , dachte Fay und ging barfuß die Stufen hinunter. Sie fand ihre Zigaretten gerade, als Alessa hereinkam.
    „Buongiorno.“ Die Stimme der alten Frau klang heiser, und Fay wünschte, sie hätte von Julien mehr über sie und Gabriel erfahren. Was hatte er gesagt? Sie sei Gabriels Tochter?
    „Guten Morgen, Alessa. Wie … wie geht es dir?“, fragte sie vorsichtig und hoffte, der Weißhaarigen damit nicht zu nahe zu treten.
    Diese versuchte sich tapfer an einem Lächeln und legte Fay eine Hand an die Wange.
    „Sei unbesorgt. In meinem Alter weiß man mit Schmerz umzugehen, auch wenn er einen in immer anderer Gestalt heimsucht.“
    Fay lachte bitter. In Gestalt eines gutaussehenden Unsterblichen zum Beispiel.
    „Das ist gut zu hören, Alessa. Es tut mir leid, dass du deinen Va …“ Nein, sie konnte es nicht aussprechen – es war einfach zu verrückt!
    „Dein Verlust tut mir leid“, flüsterte sie stattdessen.
    „Danke, meine Liebe. Aber magst du mir nicht erzählen, was dich heute so unglücklich macht?“
    Alessa füllte Wasser in die Espressokanne, und Fay legte die Zigarettenschachtel mit einem sehnsüchtigen Blick zurück in die Tasche, ehe sie ihrer Gastgeberin zur Hand ging.
    Aber anstatt dieser ihr Herz auszuschütten, fragte sie: „Was meint Julien, wenn er sagt, er sei nicht wie Gabriel? Weißt du das?“
    Alessa setzte sich und bedeutete Fay, es ihr gleichzutun, während der Kaffee brühte.
    „Was hat er dir über sich erzählt, Liebes?“
    „Ich komme mir dämlich vor, dir zu erzählen, was er mir gesagt hat. Es … es klingt absolut … verrückt!“
    Die alte Frau nickte und griff zielsicher nach Fays Hand.
    „Er scheint eine hohe Meinung von dir zu haben, denn sonst hätte er sich dir nie anvertraut. Er behauptet also, nicht wie Gabriel zu sein … Aber die beiden waren ihr Leben lang wie Brüder und sich ähnlicher, als ihm vielleicht bewusst ist.“
    Fay wünschte, sie verstünde, was Alessa ihr zu sagen versuchte.
    „Wie war Gabriel denn? War er wirklich … dein Vater?“
    Alessa lächelte bei der Erinnerung an ihn.
    „Ja, das war er. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, denn es ist keine schöne Geschichte. Aber womöglich ist heute der rechte Tag, ihm zu gedenken.“
    „Wenn du nicht darüber reden möchtest, dann …“
    „Nein, keine Sorge, Liebes. Es wird dir helfen, Julien zu verstehen.“
    Sie wandte ihren blinden Blick zur Decke und fing an zu erzählen:
    „1896 kam Gabriel zusammen mit Julien und seinen Männern hierher nach Rom. Sie folgten einem Hinweis, der sie vermuten ließ, jemand könne durch Zufall auf das Elixier gestoßen sein. Das alles war ja vor meiner Zeit, darum kann ich dir nur sehr wenig darüber berichten. Ich weiß nur, dass sie während ihrer Nachforschungen auf Elisbetta trafen. Sie arbeitete damals für die Stadtverwaltung und berichtete ihnen von dem Tag, als ein Teil der Cloaca Maxima bei Instandhaltungsarbeiten eingestürzt war.“
    Fay war verwirrt.
    „ Cloaca Maxima ?“
    Alessa lächelte sanft.
    „Richtig. Das ist das antike Abwassersystem Roms. Über die Cloaca Maxima wurde schon fünfhundert Jahre vor Christus das sumpfige Gebiet um den heutigen Circo Massimo, den Circus Maximus, entwässert und Unrat aus der Stadt gespült.“
    Fay war beeindruckt, aber noch immer irritiert, was das mit Gabriel zutun haben sollte.
    „Diese Leitungen – sie waren teilweise so groß, dass Männer gut darin stehen konnten – wurden also instand gehalten, als etwas Merkwürdiges geschah“, erzählte Alessa weiter. „Die Arbeiter öffneten einen bis dahin stillgelegten Teil des Kanals nahe des Tibers, als einer von

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