Von Flammen verzehrt
Kindbett aufgehört, selbst das Lager mit ihm zu teilen.
So verschaffte sich Marzia im Bett des Mannes Gehör, der zwar schon Herrscher über Gallien und Britannien war, aber noch immer hoffte, weit mehr zu erreichen. Er strebte nach der Herrschaft über das gesamte Römische Reich, und Marzia konnte ihm helfen, seine Ziele zu erreichen.
Sie nutzten die Anfänge des christlichen Glaubens, der trotz der Verfolgung zu Neros Zeit weitere Anhänger fand, und hatten vor, Konstantin zum Abgesandten Gottes auf Erden zu machen. Alles, was sie dazu brauchten, war eine sorgsame Vorbereitung des größten Schauspiels, das die Welt je sehen würde – und die Wahrheit .
Die ersten Schritte stellten kein Problem dar. So behauptete Konstantin nach seiner erfolgreichen Schlacht gegen Maxentius, ein göttliches Zeichen hätte ihm den Sieg prophezeit. Als Kaiser öffnete er dann dem christlichen Glauben in Rom die Tür und verflocht seinen eigenen ursprünglichen Glauben an Sol, den Sonnengott, mit den Wurzeln des Christentums, um den Wechsel seiner Besinnung überzeugend zu vermitteln.
Dies konnte Konstantin erfolgreich für seine politischen Ziele nutzen, aber Marzias Idee, ihn mithilfe der Wahrheit vor den Augen der Römer von den Toten wiederauferstehen zu lassen und ihn damit zum mächtigsten Mann der Welt zu machen, stand unter keinem guten Stern.
Sie wusste zwar, wo sich der Rubin befand, dessen Inhalt sie selbst unsterblich gemacht hatte, doch in seinen Besitz zu gelangen, war nicht einfach.
Die Hinrichtung von Petrus in Neros Circo stellte den Höhepunkt von Neros Christenverfolgung dar und war das Ende seines Bündnisses mit dem Wanderer. Als sie den Leichnam des Apostels neben der Arena vergruben, warfen sie ihm verächtlich die vermeintlich leere Ampulle mit ins Grab.
Marzias Hoffnung, in diesem Rubin vielleicht doch noch einen letzten Tropfen des Elixiers zu finden, weckte Konstantins Ehrgeiz, und so ließen sie unter dem Vorwand, eine Basilika zu Ehren des Apostels zu bauen, den ganzen Hügel abtragen. In Wahrheit gruben sie nach dem Rubin.
So hatten sie gemeinsam das heute größte Monument der Christenheit aus dem ehemaligen Totenacker gestampft. Eine Grabeskirche, die, vielfach erweitert und ausgebaut, zum heutigen Petersdom geworden war.
Mit Bedauern verdrängte Marzia die Tatsache, dass diese ganze Mühe umsonst gewesen war, denn der Rubin, den sie fanden, war so trocken gewesen wie die Wüste Gobi. Auch als sie ihre Suche in Jerusalem wiederholten und dort ebenfalls unter dem Vorwand, eine Grabeskirche zu errichten, nach dem Elixier gruben, scheiterten sie.
Von Marzias leeren Versprechen enttäuscht, schickte Konstantin seine einstige Mätresse zurück nach Rom, während er sich eine prachtvolle Residenz in Byzanz erschuf: Konstantinopel.
Doch Marzia war nicht untätig gewesen und hatte es geschafft, sich trotz Konstantins Zurückweisung zum heimlichen Oberhaupt der katholischen Kirche zu machen. Die Petrusbasilika, die sie und Konstantin geschaffen hatten, wurde zur größten Pilgerstätte der Welt, und das hatte ihr zu unglaublicher Macht verholfen. Macht, in einer Welt, die nach außen von Männern wie Paschalis gelenkt wurde. Aber ihre große Liebe hatte sie dennoch für immer verloren.
Die Limousine des Kardinals rollte über die staubige Straße heran, und Marzia strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie wusste, die Erinnerung an die Vergangenheit hatte ihr eine tiefe Sorgenfalte in die Stirn gegraben, und so strich sie sich über die Schläfen und ging dem fetten Kardinal einige Schritte entgegen.
Der schwitzte unter seiner Chorkleidung und seiner immensen Körpermasse derart, dass ihm der Schweiß in die Augenbrauen rann, als er sie begrüßte.
„Signora Colucci, verzeihen Sie meine Verspätung, aber in halb Rom sind die Straßen gesperrt. Anscheinend gab es Hinweise auf einen Terroranschlag“, verteidigte er sich, ehe sie ihm einen Vorwurf machen konnte.
Marzia tat es mit einer Handbewegung ab, und, wie bei ihrer letzten Begegnung, lud sie ihn ein, mit ihr an der Klippe zu spazieren.
„Ich war überrascht, von Euch zu hören, Kardinal. Warum dieses neuerliche Treffen?“
„Es gibt Neuigkeiten“, erklärte er und sah sich verschämt nach ihren Bewachern um. „Neuigkeiten, die … nun … höchst brisant sind.“
„Ihr hättet mich nicht behelligt, wenn es anders wäre.“ Sie bedeutete ihm, zur Sache zu kommen.
„Der Wanderer, Signora Colucci … er hat eine weitere Botschaft
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