Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
Vom Netzwerk:
Männer begleiteten? Er fluchte laut, denn er kannte die Antwort. Seine Schuldgefühle, weil er mehr persönliches Interesse an Fay hatte, als er seinen Brüdern gegenüber hatte zugeben wollen, hatten seine Entscheidung beeinflusst. Er hatte sie zurückgeschickt, und damit sich und ihnen beweisen wollen, dass die Wahrheit trotz seiner Gefühle für Fay die oberste Priorität besaß.
    „Julien! Welche Gabe?“, riss ihn Fay aus seinen Gedanken. Er rieb sich über die harten Bartstoppeln und sah Fay an. Sie war blass, und er wünschte, er könnte ihr das alles ersparen.
    „Ich habe dir erzählt, dass unsere Feinde Elisabetta das Kind abgenommen hatten. Wir wussten, dass die Kirche dabei die Fäden gezogen hatte, aber es gelang uns trotzdem nicht, das Baby zu finden. Zehn Jahre lang war Gabriel nur ein Schatten seiner selbst, denn die Ungewissheit, was mit seinem Kind geschehen war, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.“
    Julien keuchte, als Fay bei einem Überholmanöver gegen ihn schlug, und hielt sie dann fest an seiner Seite.
    „Dann meldeten unsere Quellen aus Rom überraschend, dass Gabriels Tochter aufgetaucht sei. Wir waren misstrauisch, denn man hatte uns schon einmal in Rom eine Falle gestellt. Aber Gabriel bestand natürlich darauf, dem nachzugehen.“
    „Sprich doch schneller! Was ist dann passiert?“
    „Marzia Colucci ist passiert!“, murrte Cruz, als würde das alles erklären.

Flavius Valerius Constantinus

     
     
     
    Marzia stand an der Klippe und sah hinab auf die herandonnernden Wasser. Über den Felsen kreisten Vögel und stießen hell ihre Schreie in die Luft. Der Geruch nach Salz lag in der Luft, und je länger sie hier stand, umso deutlicher schmeckte sie es auf ihren Lippen.
    Sie sah hinüber zu ihren Wachleuten, die wie scharfe Hunde darauf zu warten schienen, ihre Zähne in warmes Fleisch zu graben. Nach Juliens Besuch in ihrem vermeintlich sicheren Anwesen wollte sie vorerst auf die Gesellschaft dieser Kerle nicht mehr verzichten.
    Vielleicht hatte Paschalis ja doch recht. Vielleicht war es Zeit für einen offenen Kampf, den sie natürlich nicht vorhatte zu verlieren. Sie würde nicht zulassen, dass man ihr nahm, wofür sie ihr Leben lang gekämpft hatte. Sie würde ihre Kirche nicht untergehen lassen!
    Eine Kirche, die sie einst zusammen mit Flavius über dem Totenacker neben Neros Circo aus dem Boden gestampft und zu unermesslicher Größe geführt hatte.
    Marzia drehte ihr Gesicht in den Wind und hob die Augen der Sonne entgegen.
    Ehe der Wanderer sie zu seinem unsterblichen Spielzeug gemacht hatte, hatte sie selbst der Sonne als Gottheit gehuldigt. Sol, der unbesiegbare Sonnengott, symbolisierte das, was sie als einfache Sklavin nie hatte erreichen können. Aber der Wanderer hatte ihr Wege bereitet, die sie dann auch beschreiten wollte.
    Sie war jung und mit einem Mal unsterblich gewesen und hatte es von einer Sklavin zur Gespielin eines mächtigen, aber grausamen Mannes geschafft. Ihr Ehrgeiz, irgendwann selbst an Macht zu gelangen, wuchs, als sie bemerkte, dass es jemanden in Rom gab, der ihr an Machthunger und Ehrgeiz in nichts nachstand. Ein Mann, der – so hoffte sie – einflussreich genug war, den quälenden und schmerzhaften Spielen ihres Geliebten ein Ende zu setzen.
    Als sie dann Flavius Valerius, dem späteren Kaiser Konstantin, persönlich begegnet war, hatte sie einen Plan gefasst: Sie wollte sich von ihrem Befreier lossagen und sich neben dem künftigen Kaiser an die Spitze der Bürger Roms setzen.
    Kirchenglocken in der Nähe läuteten zur vollen Stunde und Marzia kniff böse die Lippen zusammen. Paschalis ließ sie warten! Das war indiskutabel!
    Doch sie wollte nicht an den Kardinal denken, sondern lenkte ihre Gedanken zurück zu dem Mann, der ihre einzig wahre Liebe gewesen war.
    Leise kam sein Name über ihre Lippen.
    „Flavius!“, wisperte sie und presste die Hände auf ihre Brust. Wie immer, wenn sie an ihn zurückdachte, wurde ihr schwer ums Herz. Niemand hatte Flavius Valerius Constantinus so gekannt, wie sie. In den Augen der Welt existierte der leidenschaftliche Mann mit den hohen Zielen nur im Gedenken seiner militärischen Erfolge als Konstantin der Große, Kaiser von Rom.
    Nachdem sie ihn für würdig befunden hatte, an ihrer Seite unsterblich zu werden, ersann sie einen Plan, dies zu erreichen. Wochenlang umschmeichelte sie seine Frau, sie als seine Beischläferin für ihren Gatten zu erwählen, denn die Gute hatte aus Angst vor einen frühen Tod im

Weitere Kostenlose Bücher