Von Flammen verzehrt
auch gewesen, ein wenig beeindruckendes Kloster am Ende der Welt zu übernehmen, ohne dass die katholische Kirche in Rom auch nur den Hauch einer Ahnung davon hatte.
So versteckten sie die Wahrheit direkt im feindlichen Lager, und bis heute hatte nie jemand Verdacht geschöpft. Es war unwahrscheinlich, dass sich das ändern würde, denn für Rom waren diese vergessenen Mauern nicht mehr als eine kaum nennenswerte Zahl in der jährlichen Kirchenbilanz.
Arnulf gab widerwillig nach und machte sich daran, die Verteidigungsanlagen scharf zu schalten, denn er wollte kein unnötiges Risiko eingehen, solange er mit Claudio und Louis nur zwei fähige Krieger an seiner Seite hatte.
Noch immer nicht besänftigt, sah Arnulf wenig später vom Aussichtspunkt auf dem Glockenturm zu, wie sich Arjen und Said auf den Weg nach Rom machten. In das Herz ihrer Feinde und mit einer Fracht, deren kostbarer Inhalt einen Krieg auslösen konnte.
Die Zeit des Abwartens und Stillhaltens schien vorüber. Es war nötig geworden, wieder für Ordnung zu sorgen.
Die Übergabe
Rom, heute
Marzia Colucci stand am Fenster von Paschalis‘ Arbeitszimmer und sah hinab auf den Petersplatz. Die Sonne ließ den Schatten des Obelisken wie den Zeiger einer Uhr unaufhörlich weiterwandern, während sie gezwungen war, zu warten.
Die Nachricht in ihrer Hand war vergessen, aber die Worte peitschten wie damals Neros Hiebe ihren Verstand. Sie kniff gequält die Augen zusammen und versuchte, sich auf ihre Atmung zu besinnen.
Paschalis hatte dem Wanderer auf dessen letzte Botschaft geantwortet, dass sie, um verhandeln zu können, einen Beweis für sein angebliches Wissen um das Versteck der Wahrheit brauchte.
Marzia hatte geglaubt, er spiele nur eines seiner Spiele. Sie hatte vermutet, er würde keinen Beweis erbringen können …
Anscheinend hatte sie sich geirrt.
Ich will dich auf Knien vor mir, Sklavin – verdiene dir die Wahrheit auf die Art, die mir gefällt , hatte er geantwortet und ihr den Beweis versprochen. Darum stand sie hier und sah hinab auf den Petersplatz. Sie zitterte wie Espenlaub. Egal, ob er ihr den Beweis erbringen würde: Sie konnte unmöglich seine Forderung erfüllen. Er wollte nicht mit ihr ins Bett. Einfacher Sex hatte ihn nie interessiert. Marzia wusste, er war hier, um seine Drohung wahr zu machen. Er wollte ihr alles nehmen, was sie erreicht hatte. Sein Ziel war klar: Er würde sie töten.
Sie ging unruhig im Arbeitszimmer des Kardinals auf und ab. Ihre Absätze klackerten auf dem Marmor, und sie fächelte sich Luft zu.
Sie brauchte Schutz! Eine Allianz … aber mit wem? Wem konnte sie noch trauen? Den Hütern? Sie schienen das kleinere Übel …
Die Glocken läuteten, und Marzia trat wieder ans Fenster. Sie griff nach ihrer Pistole.
Paschalis, der bis jetzt bleich und reglos in seinem Sessel gesessen hatte, zuckte beim Anblick der Waffe zusammen. Er ahnte, sie war in der Stimmung, ihn für all das verantwortlich zu machen.
Allerdings war er auch der Einzige, der ihr im Moment helfen konnte.
„Signora Colucci, sollen wir vielleicht auf den Schutz der Garde vertrauen?“, schlug er zaghaft vor.
Marzia wandte sich nicht zu ihm um. Sie hatte ihn gehört, aber die Worte des Wanderers übertönten den Kardinal in ihrem Kopf: Ich will dich auf Knien, Sklavin!
Sie rieb sich mit dem Lauf über die Schläfe, ihre Hände zitterten. Es musste aufhören! Endlich aufhören!
Sie holte noch einmal tief Atem und drehte sich zu Paschalis um.
Bei allem, was in ihrer Macht stand, es würde aufhören!
„Ihr habt recht, Eminenz. Gebt den Befehl, den Platz zu umstellen und die Hüter sowie den Wanderer festzusetzen.“
Sie fasste in den Ausschnitt ihrer Bluse und holte das goldene Kruzifix hervor. Mit entschlossenem Blick reichte sie es dem Kardinal.
„Ihr wisst, was zu tun ist! Macht dem ein Ende!“
Paschalis nickte, und seine Faust schloss sich um den im Kreuz verborgenen Schlüssel. So schnell es sein massiger Körper zuließ, eilte er zum Quartier der Schweizer Garde.
Der Wanderer war erregt. Dies würde ein Tag ganz nach seinem Geschmack werden. Er trat an Chloés Bett, die nackt zwischen den Pelzdecken lag. Sie gehörte ihm – mit Haut und Haar. Als er seine Hand über ihren Po gleiten ließ, erwachte sie und sah ihn misstrauisch an. Natürlich.
Er grinste, denn seit dem Treffen mit den Hütern hatte er sie ein gutes Dutzend Mal einen Kampf zwischen Lust und Pein austragen lassen. Das Spiel mit ihrem Körper
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