Von Flammen verzehrt
wollen!
Das Kloster
Irland, heute
Said, Louis, Arjen und Claudio standen auf der hohen, burgmauerähnlichen Klostereinfriedung, und der Wind blies ihnen ins Gesicht. Die Stimmung war angespannt, ihre Mienen verschlossen. Die grünen Hügel, die sich sanft über viele Meilen bis zur Küste hin erstreckten, vermochten es nicht, die Gemüter der Männer zu beruhigen. Wie die schnell über ihren Köpfen ziehenden Wolken schienen auch ihre Gedanken dahinzufliegen.
„Julien weiß, was er tut!“, versuchte Arjen, das Verhalten seines Freundes zu rechtfertigen und seine Brüder zu beschwichtigen. „Wir haben für diesen Fall vorgesorgt. Es gibt keinen Grund, dass ihr euch so ereifert.“
Louis knallte seine Faust auf den kalten Stein und warf dem blonden Krieger einen bösen Blick zu.
„Es geht nicht darum, dass wir nicht vorbereitet wären, sondern darum, dass wir gerade von Juls erwartet hätten, die Wahrheit mit mehr Ehrgeiz zu verteidigen!“
Said nickte knapp, wie es seine Art war.
„Ich sehe das wie Louis. Vielleicht ist es uns in den letzten Jahrhunderten zu leicht gefallen, das Elixier zu schützen! Vielleicht sind unsere Gedanken in dieser Unendlichkeit der Tristesse abgeschweift, sodass wir vergessen haben, warum wir uns zusammengetan haben. Wir sind die Hüter der Wahrheit, und nun sind wir unseren Feinden blind in die Falle gelaufen.“
Arjen schüttelte den Kopf. Sein langes Haar wehte im Wind, und sein Blick lag irgendwo auf den Hügeln in der Ferne.
„Aber gerade weil wir alle um unsere eigenen Schwächen wussten, übernahmen wir als Brüder diese Mission. Ihr wisst, was zu tun ist, also lasst uns uns auf den Kampf vorbereiten. Cecil soll den Pariser Rubin … und unsere Waffen aus dem Tresorraum holen.“
Claudio runzelte die Stirn.
„Aber der Stein aus Paris ist …“
Arjen lachte und setzte sich geschmeidig auf die Zinnen des Verteidigungsrings.
„Das ist er, aber wer – abgesehen von uns – weiß das schon?“
„Glaubst du, Julien hatte diesen Gedanken?“, hakte Said nach. Seine dunklen Augenbrauen stießen über seiner Nasenwurzel fast zusammen, so angestrengt überlegte er.
„Denken wir nicht immer in ähnlichen Bahnen? Er hat es nicht gesagt, und es ist ein Risiko, aber ich bin gewillt, das einzugehen“, erklärte Arjen.
„Das könnte zum Kampf führen …“, sinnierte Said, und ein zufriedenes Grinsen erhellte seine orientalischen Gesichtszüge. „Ein Kampf – und die Gelegenheit, Gabriels Tod zu rächen … wenn das nicht eine abwechslungsreiche Woche wird.“
Es herrschte noch keine Einigkeit zwischen den Hütern, als Arnulf in den Kreuzgang des Klosters trat und zu ihnen hinaufsah. Er rief sie zu sich, und seine Anspannung schien den ganzen Klostergarten zu beschatten.
Besorgt sah er Said und Arjen an und führte sie in die kleine Kapelle.
„Ihr vergesst, dass wir schon wieder nur mit wenigen Männern hier zurückbleiben, wenn ihr beide nach Rom geht“, mahnte er nachdenklich und schritt auf den Altar zu. Beiläufig betätigte er den Mechanismus am Kruzifix und wartete, bis der ganze Altar zur Seite aufschwang.
Seinen Brüdern voran, ging er die Stufen hinab.
Der Tunnel, der ebenso gut ein Bunker unter dem Weißen Haus hätte sein können, so sicher und zugleich erhaben wirkte er in seiner modernen Kühle, führte sie direkt in das geheime Zentrum der Hüter.
„Du, Cecil, Louis und Claudio werdet doch in der Lage sein, die Stellung zu halten? Es ist ja nicht so, als hätte man uns hier in den letzten Jahren die Türen eingerannt!“, führte Arjen das Gespräch fort und setzte sich gelangweilt auf das lederne Loungesofa.
Arnulf kratzte sich die breite Nase, und sein ohnehin immer mürrischer Blick verdunkelte sich noch weiter, da sein blonder Gefährte seine Sorge anscheinend nicht teilte.
„Wie du meinst, Arjen, aber wenn das eine Falle ist, dann …“
„Dann schützt meterdicker Stahl und Cecils geniales Sicherheitssystem die beiden übrigen Rubine vor jeder Gefahr“, beendete Arjen dessen Einwand.
Der während der Kreuzzüge verrückt gewordene Cecil verfügte in seinem Wahnsinn über eine Art unvergleichlicher Genialität, und seine ausgeklügelte Technik zog sich durch das ganze Kloster. Obwohl er mit seiner einen verbliebenen Hand nicht kämpfen konnte, war er ein wichtiger Teil ihrer Gruppe. So hatte er ihre Waffen für ihre Zwecke perfektioniert und die Abtei zu einer hochmodernen Basis ihrer Mission gemacht. Seine Idee war es
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