Von jetzt auf gleich
Verbindungskumpel, den er irgendwie nicht loswurde, also hatten wir diesen Ort selten für uns alleine. Nicht, dass ich unbedingt so viel Zeit dort verbringen wollte, überall leere Bierflaschen, Elchgeweihe, die er bei einer Pokerpartie gewonnen hatte, und ein Farah-Fawcett-Poster aus den Siebzigern, auf dem man ihre Nippel sehen konnte.
Wenn er ein paar Bier getrunken hatte, zeigte er mir ab und zu die Nippel, so als würde ich sie das erste Mal sehen. Ich wusste nie, ob er jetzt von mir erwartete, dass ich in eifersüchtiger Konkurrenz mein Shirt hochzog oder so was, deshalb nickte ich normalerweise nur: Ja, es sind in der Tat Farah Fawcetts Nippel.
Wir hatten geplant, einen Abend alleine zu verbringen, und ich brachte Kerzen mit zu Dirk, um etwas zur Atmosphäre beizutragen. Es war einer meiner letzten Versuche, ein bisschen Leben in unsere Beziehung zu bringen. Ich kochte uns ein romantisches Dinner und – Gott weiß warum – brachte sogar Blumen mit, um die Stimmung perfekt zu machen. Ich verteilte die Blumen auf dem Tisch, nahm die Kerzen heraus und stellte sie zwischen unsere zwei Gedecke. Im Radio lief »Love me tender«. Dirk begann mitzusingen, wobei er einen sehr schlechten Elvis abgab.
»Ich liebe diesen Song«, sagte ich. »Zumindest bis jetzt.«
»Ich werde dich ›zärtlich lieben‹«, sagte er. »Ich werde dich so zärtlich lieben, dass du nicht in der Lage sein wirst, mit dem Fahrrad nach Hause zu radeln.« Und dann gab er mir einen Klaps auf den Hintern und ging aus dem Zimmer, der Charmeur.
Als ich die Kerzen anmachen wollte, verbrannte ich mir einen Finger am Streichholz.
»Au!«, schrie ich, aber Dirk wandte noch nicht einmal seinen Blick vom Fernseher ab. Ich zog eine Grimasse und versuchte es nochmal, diesmal lauter. »Aua!« Immer noch nichts. »Ich habe mir gerade den Finger verbrannt«, sagte ich. »Ich möchte, dass du ihn küsst, damit es besser wird.«
»Betrachte ihn als geküsst«, sagte er, ohne aufzuschauen.
Was war das? Ich hätte darüber wahnsinnig werden können. Ich hätte wahnsinnig werden sollen. Am liebsten hätte ich gesagt: »Betrachte dich selbst als satt« und hätte meine Gourmetmahlzeit sonst wohin gebracht. Oder: »Betrachte dich als gefickt« und wäre dann mit meiner Gourmet-Vagina einfach verschwunden. Aber ich habe es nicht gesagt. Stattdessen sagte ich: »Mensch, danke«, und ich blieb und kochte weiter, bis ich hörte, wie jemand an die Tür klopfte.
»Erwartest du jemanden?«
»Ja«, sagte er, »Tony und Greg kommen vorbei, um das Spiel anzuschauen … Hab ganz vergessen, es dir zu erzählen. Ich denke, du machst genug für uns alle?«
»Mensch … Dirk?« Ich machte eine Pause, um meine Gedanken zu sortieren, wobei mein linkes Bein ängstlich zitterte. »Ich mag alle Typen, mit denen du arbeitest … besonders Tony und Greg … aber ich dachte, das hier wird unser Abend. Ist Jimmy nicht deshalb heute Abend weggegangen?«, fragte ich, während ich in der Pasta rührte.
»Es ist unser Abend. Jeder Abend ist unser Abend, Baby.«
»Aber ich dachte, wir würden zusammen zu Abend essen, nur wir beide. Wie du gesagt hast. Ich will nicht die nörgelnde Freundin spielen, aber in der letzten Zeit scheinst du nicht wirklich gerne mit mir zusammen zu sein.«
Kaum gesagt, bereute ich es schon wieder. Wenn ich es hasste, mich wie eine nörgelnde Freundin anzuhören, warum habe ich den Satz dann zu Ende gebracht? Und warum habe ich ihn überhaupt angefangen? Ich rührte wütend in der Pasta herum, frustriert über uns beide, und hätte beinahe das Wasser aus dem Topf geschlagen.
»Jordan, ist dir klar, dass ich, bevor ich mit dir zusammen war, mit drei, vier, fünf Frauen gleichzeitig ausgegangen bin? Ich bin mit mehr Leuten auf einmal ausgegangen, als du in deinem ganzen Leben«, sagte er, wobei seine Augen den Bildschirm an diesem Abend zum ersten Mal verließen. »Und du weißt, wie viele Frauen zu uns kommen, wenn wir bei
Keen’s
Herrenabend haben …«
Er wartete auf irgendeine Art von Zustimmung, aber ich rührte einfach weiter, beunruhigt durch seine Argumentationsweise, also fuhr er fort.
»Und dass ich jetzt nur mit dir zusammen sein will, ist eine wirklich große Sache. Du musst das zu schätzen wissen.«
»Ich schätze es ja …«, sagte ich, während eine salzige Träne in den Topf fiel.
»Gut. Dann machst du also genug für alle?«
»Ja, kein Problem.«
»Cool«, sagte er. »Ich weiß, ich habe gesagt, dass wir heute Abend alleine
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