Von jetzt auf gleich
mein Dad würde kommen. Auch wenn er gesagt hatte, er sei für eine Weile nicht da, habe ich nicht geglaubt, dass er eine so lange Zeit meinen könnte, und war sicher, er würde an meinem Geburtstag zurück sein. Natürlich tauchte er nicht auf. Und dann war da mein neunter Geburtstag, das Jahr, in dem zum ersten Mal Jungen und Mädchen da waren. Walter hatte eine Hip-Hop-Party geplant, weil Hip-Hop schwer im Kommen war, und er dachte, die Kids würden gerne tanzen. Die Jungen standen auf der einen Seite und die Mädchen auf der anderen, und die einzige Vermischung fand durch einen Softball statt, den Billy Engbert herumschleuderte (womit er nur seinen starken Wurfarm zeigen wollte) und der direkt in meinem Gesicht landete. Und wie könnte ich meinen vierzehnten Geburtstag vergessen, der völlig übergangen wurde, wo ich noch dachte, das wäre sicher ein guter Witz für meine Überraschungsparty – eine Party, die niemals stattfand. Wegen dieser und mehrerer anderer unglücklicher Geburtstagsdebakel mochte ich Geburtstage echt nicht. Todd war dabei, diese Runde zu verlieren, also versuchte er es mit einer anderen Strategie.
»Er hat deine Schwester angebaggert.«
»Er hat nur versucht, meine Familie kennenzulernen.«
»Begrüßt man in deiner Familie neue Leute, indem man ihnen die Zunge in den Hals steckt?«, stichelte er in einer Dezibelzahl, die für einen Ort wie Cozy’s zu hoch war.
»Da war keine Zunge«, verteidigte ich ihn, »und Sam ist ein Flittchen.«
»Gut, dann sind sie beide Arschlöcher. Das macht aus ihm kein kleineres Arschloch.«
»Ich weiß … ich weiß.«
»Willst du, dass ich weitermache?«
»Ich denke schon.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Er hat in deinen Kleiderschrank gepinkelt. Ich meine … dafür gibt es keine Worte.«
»Das habe ich dir doch schon erklärt. Er schlafwandelt, und nachdem er an dem Abend viel zu viele Biere getrunken hatte … Er dachte halt, es wäre das Badezimmer.«
Todds Blicke sagten: Komm, lüg dir doch nichts in die Tasche.
»Das dachte er«, piepste ich.
»Er war nicht auf der Beerdigung deiner Großmutter.«
»Beerdigungen sind ihm unheimlich. Er mag keine toten Leute …«
»Und alle anderen lieben sie. Meine Güte, Jordy, er ist ein totales Arschloch. Als dein Ehemann fordere ich dich auf, dich von deinem Freund zu trennen. Musst du mir nicht zuhören oder mir gehorchen oder so was?«
»Gut, ich habe für heute Abend genug gehört. Ich werde darüber nachdenken.«
Dirk war ein Narr, und ich wusste das. Wenn ich bloß dieses Gefühl, das ich gerade hatte, behalten könnte, würde ich den Mut aufbringen, mit ihm Schluss zu machen. Aber ich lief nach Hause, ging ins Bett, wachte auf, und es war ein neuer Tag. Ich war erfüllt von der naiven Hoffnung, dass dieser Tag anders sein würde. Ich dachte, er würde vielleicht eine 180-Grad-Drehung machen und netter sein, mich besser behandeln und versuchen, das wieder aufleben zu lassen, was wir hatten. Ja, sicher, und vielleicht wird auch die Pille erfunden, bei der man essen kann, was man will, und nicht fett wird.
Der rehabilitierte Dirk war eine Illusion, aber eine wichtige. Ich hielt weiter an der Vorstellung fest, dass es wieder so sein würde wie am Anfang, denn abgesehen davon, dass ich Probleme mit Auseinandersetzungen hatte, wollte ich einfach nicht aufgeben. Das mag eine Schwäche sein, aber es ist auch eine Art von Stärke. Ich war entschlossen, an etwas zu arbeiten, weil ich mir keine Niederlage eingestehen wollte.
Andererseits ist manchmal die Stärke, die man braucht, um eine Niederlage einzugestehen, wertvoller als der Entschluss, nicht aufzugeben. So, da haben Sie es. Ich kämpfte für eine Beziehung mit einem Freund, den ich, um die Wahrheit zu sagen, besser vergessen sollte.
5. Ich werde Werbetexterin für Nahrungsmittel
Ich kam nach Hause und hörte meinen Anrufbeantworter ab. Eine weitere Nachricht von der Citibank. Löschen. Ich durchwühlte meine Schublade, um die letzte Rechnung zu finden, und wunderte mich, dass ich ihnen so viel schuldete, wo ich doch so wenig hatte. Das scheint das gängige Problem mit Kreditkarten-Schulden zu sein. 11 000 Dollar ausgegeben, aber wo ist das Auto? Wo die Stereoanlage und der 1,5-m-Plasmafernseher? Wofür habe ich bloß das ganze Geld ausgegeben? Habe ich es gegessen? Alles, wofür ich wirklich Geld ausgegeben hatte, war Essen – aber konnte es tatsächlich sein, dass ich Nahrungsmittel im Wert von 11 000 Dollar verspeist habe?
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