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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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Es kann schon sein, dass ich einen gesegneten Appetit habe, mein Gott, aber doch nicht so gesegnet.
    Ich eilte zu meinem Ganzkörperspiegel, überzeugt davon, dass ich mindestens sechshundert Pfund wiegen musste. Und … nee. Trotzdem schwankte ich zwischen einem Gefühl von Erleichterung und Enttäuschung, dass ich mein Gewicht in Kreditkartenschulden umgerechnet nicht wert war.
    Meine finanzielle Klemme bestand genau darin – ich hatte zu wenig Spielraum zwischen Einkommen und Ausgaben. Wie ein ungeduldiger Taxifahrer, der auf einer zweispurigen Straße versucht, eine dritte Spur aufzumachen. Man kommt gerade so durch. Schnelle Fakten: 30 000 Dollar für Ausbildungsdarlehen plus elf Riesen für Kreditkartenschulden plus die monatliche Miete, Nebenkosten, Krankenversicherungsbeiträge und all die Kleinigkeiten (wie z.B. Nahrungsmittel) passen nicht ganz zu einem Jahresgehalt von 34 000 Dollar netto. Das ist schockierend, oder? Das Ausbildungsdarlehen hätte vermieden werden können, aber ich versuchte ernsthaft, einen Teil meiner Unkosten zu decken, wohingegen meine Mutter niemals weder so stolz noch so vorsichtig im Umgang mit Geld war. Ich war nie extravagant. Ich glaube, der passende Ausdruck ist
dämlich
.
    Ich verstaute die Rechnung wieder in meinem Schreibtisch, ironischerweise zwischen den Seiten meines
Zagat
-Restaurantführers, und fing an, in meinem Tagebuch zu schreiben. Ich entschied mich, eine Liste mit Dirks Pros und Kontras zu machen. Manchmal sieht man die Dinge klarer, wenn man sie erst mal schwarz auf weiß vor sich liegen hat. Ich begann mit einer Liste und ging dann über zu einem Tortendiagramm. Das war erschreckend. Weil ich ja wusste, wie viel ich für Nahrungsmittel ausgab, fand ich es besser, die Torte da rauszuhalten. Ich schlug mein Tagebuch schnell wieder zu, ging zum Computer und erstellte eine ganze PowerPoint-Präsentation. Das verschaffte mir wiederum ein bisschen zu viel Klarheit, sodass ich das Dokument schloss, ohne es zu speichern.
    Sich mies zu fühlen, hat manchmal Vorteile. Schöpfergeist hat seinen Ursprung im völligen Elend. Ich fühlte mich schlecht genug, um mein Appartement aufzuräumen, und begann, über Jobkram nachzudenken. Ich dachte über die KidCo-Kampagne nach, an der Lydia gerade arbeitete. KidCo war ein regionales Erlebniscenter für Kinder, mit Spielgruppen für jedes Alter und einer großen Auswahl an Musik-, Kunst- und Sport-Events. Wenn ich ein Kind wäre, hätte ich wirklich Schwierigkeiten, unter all den Angeboten auszuwählen. Und plötzlich sprudelten die Ideen nur so aus mir heraus. Ich rauschte zum Computer, blieb die ganze Nacht wach und schrieb sie nieder, sodass sie am nächsten Morgen nur noch präsentiert werden mussten.
    ***
    Als ich in Lydias Büro hineinstürmte, wirkte sie nicht gerade begeistert, mich zu sehen. Wenn ich für einige Jahre nicht dort gewesen wäre, hätte ich mir Sorgen darüber gemacht, etwas falsch gemacht zu haben. Weil ich Lydia aber kannte, wusste ich, dass das ihr üblicher Blick der Missbilligung war. Sie sah oft so aus, als würde sie etwas Ranziges riechen. Ich hab einmal den Fehler gemacht, sie danach zu fragen, weil ich dachte, sie fühlte sich schlecht.
    »Riechst du irgendetwas Ranziges?«, fragte ich sie.
    »Nein«, antwortete sie, schaute von einer Seite auf die andere und nahm an, dass ich nicht bei Sinnen war. »Du?«
    »Nein.«
    Dann standen wir da und schauten uns für einen peinlichen Moment an. Sie starrte mich einen Augenblick leicht geschockt, aber immer noch interessiert an, als wäre ich Tara Reid auf dem roten Teppich, die der Welt ihre Nippel zur Schau stellt und in die Kamera lächelt, und zog dann die Augenbrauen hoch, um mich zu fragen, ob es noch etwas anderes gibt.
    »Okay, großartig! Ich mache gerade eine Umfrage«, sagte ich. »Das wären jetzt drei ›Nein-ich-rieche-nichts-Schlechtes‹ und ein ›Ja-ich-rieche-etwas-aber-das-ist-offensichtlich-mein-blähender-Kollege‹.« Das war mein Versuch, witzig zu sein. Sie sah mich verständnislos an und gab mir dann Arbeit für mindestens fünfundzwanzig Stunden, um ganz sicherzugehen, dass ich nicht durchs Büro laufe und weitere Umfragen starte.
    Als ich an diesem Morgen zu ihr hineinstürmte, um ihr von meinen Ideen zu erzählen, war ihr Gesichtsausdruck genau derselbe. Sie telefonierte gerade. Wütend nahm sie den Hörer von ihrer knochigen Wange.
    »Was gibt’s?«
    »Ich glaube, ich habe da ein paar geniale Ideen für die KidCo- TV

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