Von jetzt auf gleich
einfach auf den Markt gekommen wäre. Letztendlich antwortete mir Ben & Jerry’s mit einem Formbrief (wahrscheinlich war ich nicht die Erste, die ihnen eine neue Geschmacksrichtung vorschlug), dankten mir für meine Anregung und legten einen Gutschein für meinen nächsten Kauf von Ben & Jerry’s-Eiscreme bei. Ich hatte wilde Phantasien über einen Truck, der eines Tages den Hügel hinaufkommt und aus dem diese unglaublich gutaussehenden Typen einer nach dem anderen mit Kisten voller Jordan-Eiscreme herauskommen.
Eine Parade von Eiscreme-Kerlen, die auf einem roten Teppich Vanilleeis mit Brownie-Stückchen vor sich her tragen. Sie sind gekommen, um mich zu überraschen, weil Ben & Jerry’s meine Geschmacksrichtung verfeinert hat und will, dass ich die Erste bin, die sie bekommt. Meine Eiscreme-Kerle haben natürlich nackte Oberkörper und schwitzen, während sie die Kisten von dem Truck in mein Appartement tragen. Da ist es doch klar, dass ich sie auf ein paar Portionen Eis zu mir einlade. Den Rest kann man sich ja denken. (Nein, keine Orgie oder so was – diese Art von Mädchen bin ich nicht. Ich picke mir einfach den Besten raus. So, jetzt kann man sich den Rest denken.) Wie auch immer, sie tauchten nicht auf, und so mussten die Gutscheine reichen.
Als ich an der Ecke Broadway und 4. West die Straße überquerte, sah ich die lyrische Lady auf mich zukommen. Sie neigte sich zu mir: »Know it sounds funny but I just can’t stand the pain …« Dann hielt sie inne und wartete.
Ich schaute auf und überlegte für eine Minute. Ich sang es ein paar Mal in meinem Kopf und dann BAM ! »Girl, I’m leaving you tomorrow«, antwortete ich. Sie sah mich schielend an, spitzte die Lippen und ging dann zufrieden weiter.
Als ich auf meiner Etage aus dem Aufzug stieg, hatte ich das große Missvergnügen, den Radlerhosen-Typen zu sehen, der den Kopf in unseren Müllraum steckte, um einen Stapel Zeitungen in den Recyclingbehälter zu werfen. Das Ding war monströs. Echt beängstigend. Ich ging hinter ihm her, damit ich nicht wieder ein Angebot für eine private Selbstverteidigungsstunde absagen musste.
Als ich sicher in meinem Appartement angekommen war, begann ich gleich damit, den Ablaufplan für meine KidCo-Ideen zu machen. Wenn irgendjemand von mir verlangte, sie weiter auszuführen oder wenn sie auf einem Meeting zur Sprache kämen, wollte ich vorbereitet sein.
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass mein Anrufbeantworter blinkte. Er sagte, dass ich eine neue Nachricht hatte. Die Automatenstimme, die ich so gut kannte. Die, die meinen Namen in gestelztem Ton und mit der Betonung auf der falschen Sil
be
wiedergab.
»Hallo, Jor
dan
Lan
dau
, hier spricht Cindy von der Citibank. Das ist ein sehr wichtiger Anruf. Ihr Konto ist seit sechzig Tagen überzogen. Bitte rufen Sie mich zurück, von montags bis samstags zwischen acht und zwanzig Uhr.«
Und dann gab sie die Nummer durch, die ich aber beim besten Willen nicht verstehen konnte.
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Ihre Bank Sie niemals wegen guter Nachrichten anruft?
Es heißt nie: »Wir wollten nur unsere Freude über Ihr ansteigendes Guthaben ausdrücken!« Oder: »Wir wollten uns nur dafür bedanken, dass Sie es sind.«
Finanziell war ich so ziemlich am Arsch. Ich hatte gedacht, ein College-Abschluss würde mich irgendwie weiterbringen, aber als ich mein Examen machte, sah es auf dem Arbeitsmarkt so trostlos aus, dass ich nahm, was ich mit dem Versprechen einer Gehaltserhöhung kriegen konnte. Auf diese Gehaltserhöhung warte ich übrigens immer noch. Ich weiß einfach nicht, wie ich die Sprache darauf bringen soll. Jedes Mal, wenn ich fast so weit bin, wird mir ganz schlecht, ich fange an zu schwitzen und ziehe den Schwanz ein.
Trotzdem wollte ich verdammt sein, bevor ich zu meiner Mutter und meinem Stiefvater kroch, um sie um Hilfe zu bitten. Ich hatte keine Lust, mir von der weltbesten Geldverschwenderin Demütigungen, Schuldzuweisungen und Vorträge über mehr Sparsamkeit anzuhören. Nie-mals.
6. Frische Luft wird dir guttun
Es war Sonntag, und ich hatte schon vor Wochen mit meiner Mom verabredet, mit ihr Mittag essen zu gehen. Ich nahm den Zug nach Long Island und saß neben einem Typen, der an diesem Tag das Rauchen aufgegeben hatte und jetzt unaufhörlich darüber reden musste.
»Es ist nicht das erste Mal, dass ich aufhöre«, sagte er, nachdem er aufgehört hatte, darüber zu reden, und ich dachte, wir wären fertig.
»Hmm«, nickte
Weitere Kostenlose Bücher