Von jetzt auf gleich
ich. Die Wahrheit war, dass ich durchaus nichts dagegen hatte. Ich ging nur nicht gerne mit
ihnen
einkaufen. Jedes Mal, wenn wir drei zusammen unterwegs waren, kauften sie immer zwei von allem, in derselben Größe, in verschiedenen Farben. Zwei Juicy-Couture-Trainingsanzüge, Größe null; zwei dunkle Jeans in Größe vierundzwanzig; zwei helle Jeans in Größe vierundzwanzig; zwei dies, zwei das, zwei, zwei, zwei, zwei, ZWEI .
Es störte mich nicht, dass ich nicht in ihre geteilte Garderobe passte, sondern vielmehr das Gefühl, nicht in meine eigene Familie zu passen und das so offensichtlich bestätigt zu sehen.
Meine Mom und Samantha warfen sich gegenseitig einen Blick zu. Mom fragte Sam telepathisch, ob es okay wäre, wenn ich mitlatschte. Sam bat Mom telepathisch, mich nicht mitgehen zu lassen. Ich wusste, dass sie nicht wollte, dass ich mitkam, und ich wollte es auch nicht. Aber als ich sah, wie entsetzt Samantha darüber war, machte es das für mich umso verführerischer.
Wir fuhren mit dem Auto. Meine Mom saß am Steuer, Sam auf dem Beifahrersitz und ich hinten. Mom und Samantha quatschten über hirnlosen Mist, während ich dasaß und von meinen Haaren geschlagen wurde – alle Fenster waren offen, und meine Haare flogen mir ins Gesicht. Samantha entwarf gerade ihren Einkaufszettel.
»Ich bin ganz verrückt nach den neuen Schuhen von Jimmy Choo! In der
US Weekly
von dieser Woche hatten sie alle an.«
»Aber heißt das nicht, dass sie nächste Woche wieder out sind?«
»Nein«, sagte sie. »Gut, ja«, fügte sie hinzu. »Aber Mo-om! Die sind so süß!«
Ich konnte die Haare in meinem Gesicht nicht länger ertragen. »Könntet ihr zwei vielleicht ein Fenster schließen?«
»Es ist ein schöner Tag, Süße, genieße ihn. Du bist immer in diesem City-Appartement eingesperrt. Die frische Luft wird dir guttun.«
Als wäre es nicht schon unerträglich genug gewesen, flog in dem Moment, als meine Mutter das letzte Wort ihres Satzes von sich gab und ich ansetzte, um zu widersprechen, ein Käfer durchs hintere Fenster in meinen Mund.
Ich begann auszuflippen, machte Fratzen, schlug wild um mich … All das konnte meine Mom durch den Rückspiegel sehen.
»Jordan! Was ist los mit dir?« Sam begann über mich zu lachen und schüttelte den Kopf.
Ich hatte es irgendwie geschafft, den Käfer herauszubekommen, aber ich tastete mein Zahnfleisch ab, um ganz sicherzugehen. Der Käfer war weg. Meine Haare sahen aus wie ein Rattennest. Ich blickte in die Augen meiner Mom, die mich immer noch durch den Rückspiegel beobachteten. »Nichts ist los.«
»Ehrlich, Jordan, die Art, wie du dich manchmal benimmst … Es fällt mir schwer zu glauben, dass du meine Tochter bist.«
»Vielleicht ist sie ja adoptiert worden«, bot Sam an. »War Jordans Dad so grobknochig?«
»Sie ist nicht adoptiert worden, Sam. Und, ja, ihr Vater war sehr groß.«
»Ach übrigens, du weißt ja, dass ich mit Amy und Alex nächste Woche nach Cancun fliege, oder?«, sagte Samantha – ich nahm an, sie sagte es zu meiner Mutter, aber tatsächlich sah sie mich an.
»Nein, das wusste ich nicht«, sagte ich. »Hört sich nach viel Spaß an.«
»Ja, ich dachte, du könntest so lange auf Sneevil Knievel aufpassen …« Sneevil Knievel war ihr Kanarienvogel.
»Ich denke, das wäre eine nette Große-Schwester-Aktion, J.«, sagte meine Mom.
Sam schaute mich bittend an. »Es ist nur für eine Woche.«
»Ich fahre dich mit dem Vogelkäfig in die Stadt zurück«, bot meine Mom an.
»Gut«, sagte ich.
»Irre«, sagte Sam, »das werde ich dir nie vergessen.«
***
Schließlich kamen wir wieder in die Stadt. Das Schlimme am Einkaufen mit meiner Mom und Samantha war, mit Mom und Samantha einzukaufen. Das Gute aber war, dass sie mich in die Stadt zurückgebracht hatten, was so nicht geplant war.
Als ich mit dem Vogelkäfig in der Hand durchs Treppenhaus ging, stand bei meinem Nachbarn eine riesige Box vor der Tür, über die ich steigen musste. Das passierte regelmäßig einmal in der Woche. Der Typ arbeitete im Versand einer Firma und bestellte immer zu viel Toner und Tintenpatronen, um das Zeug dann mit einem mächtigen Gewinn online zu vertickern. Ich stand da und dachte über all die kleinen Geheimnisse nach, die man so von seinen Nachbarn mitbekommt, und wunderte mich, dass er mit seiner Klauerei so offen umging. Was, wenn ich ein Polizist wäre? Oder die Tochter seines Chefs? Der Hausmeister machte sich auch strafbar. Er war ein Dealer für
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