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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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freundlich war. Nach dem nächsten Nein, stellte ich fest, dass Travis anfing schwarz zu sehen oder sich entmutigen ließ oder sich vielleicht Sorgen machte, ich könnte denken, er wäre besessen, weil er dieses kleine Abenteuer nicht aufgeben wollte. Also redeten wir noch ein bisschen im Auto. Dann sah ich, dass es fast drei Uhr war.
    »Einen Versuch noch«, sagte ich.
    »Du suchst es aus.«
    Wir fuhren zwei Blocks ab. Ich sagte ihm, er solle vor einem besonders ungepflegten Haus anhalten. Einige zusätzliche Autos parkten in der Einfahrt, Maiskolben an der Tür, Plastikliegestühle an den Seiten der Wiese. Wir gingen zur Tür, und er wiegte die Weinflasche in beiden Armen. Ich nahm die Stiller-Partner-Haltung direkt hinter seiner rechten Schulter ein. Ding-dong. Die Tür öffnete sich nur einen Spalt. Ein Mann in einem ausgeleierten Pulli lehnte sich heraus und sah uns mit toten Augen an.
    Ich nutzte den Moment. »Sie werden es nicht glauben«, sagte ich, während ich meinen linken Arm nach oben warf, um meinen eigenen Unglauben deutlich zu machen. »Es ist wirklich ein absoluter Witz, aber wir sind offensichtlich die Angeschmierten. Mein Bruder hier und ich wollten unsere Großmutter überraschen und sind auf dem Weg zu Omas Haus in Philly gerade mit dem Auto liegengeblieben. Und jetzt ist klar, dass wir niemals mehr pünktlich zum Essen dort ankommen, also ist die ganze Aktion hier ein totaler Reinfall. Es sei denn, es sei denn, Sie wären so nett, uns mit Ihnen essen zu lassen, und wir geben Ihnen diesen Wein, den wir für meine Oma besorgt haben … so, das wär’s.«
    Er reagierte erst nicht. Überhaupt nicht. Wir nahmen fast an – ich tat es zumindest –, dass wir eine Grenze überschritten hatten und jetzt in Schwierigkeiten waren. Als würde er uns im nächsten Moment mit einem Nudelholz die Auffahrt hinunterjagen oder so was.
    »Sicher«, sagte der Mann mit den toten Augen, der nun lächelte, fast lachte. »Wir haben uns schon hingesetzt. Ich war gerade auf dem Weg, noch Wein zu holen, euer Timing ist also perfekt.«
    Und für die nächste Stunde und zehn Minuten genossen wir die Gesellschaft von Mitchell und Jeanine Verdanetti, dem kleinen Mitch, Angie, Albert, Therese, jemandem, dessen Namen ich nicht mitbekommen habe, und einem penetranten Dackel, der Jojo hieß. Wir hörten mehr zu, als wir sprachen, weil wir wegen meiner Lüge ein schlechtes Gewissen hatten. Trotzdem waren wir sehr amüsiert über die ganze Aktion. Ich lobte Jeanines Cranberrys und fragte sie nach dem Rezept. Wer konnte ahnen, dass kandierte Pekannüsse in Cranberrysauce so gut schmeckten?
    Wir aßen schnell, halfen den Tisch ab- und die Spülmaschine einzuräumen, bis Therese uns aus der Küche hinauswarf. Dann nahmen wir Abschied, bedankten uns und fuhren schweigend zurück zu meinem Haus. Ich dachte, Travis wäre mir vielleicht böse, doch endlich sah er mich an, lächelte und schüttelte seinen Kopf.
    »Ich weiß, dass du zurzeit Lücken in der Erinnerungsabteilung hast. Aber ich bin sicher, dass ich das hier nicht vergessen werde, und ich hoffe, du auch nicht«, sagte er.
    »Ich werde es versuchen.«
    Er fragte nach meiner Nummer, aber ich sagte, dass ich sie nicht wüsste, also gab er mir seine Karte und meinte, ich solle ihn anrufen, wenn ich wieder in meinem eigenen Zuhause wäre. Dann fand ich meine Visitenkarte und gab sie ihm, ohne etwas dazu zu sagen.
    »Herrgott, Jordan«, sagte meine Mutter, als ich wieder aus dem Keller kam und mich auf einem Küchenstuhl niederließ, der ihr im Weg stand. »Ich habe dich den ganzen Nachmittag nicht gesehen. Was ist mit der Weinflasche passiert, die ich dich holen geschickt habe?« Das war die Reaktion, die ich erwartet hatte.
    »Davon war keine mehr da«, sagte ich. »Ich habe einfach nach irgendeinem Cabernet gegriffen, der daneben lag.«
    Sie sah auf die Flasche. »Der ist okay. Wir essen in einer halben Stunde. Geh also nicht so weit weg.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen«, sagte ich, und es stimmte.
    Ich wünschte, ich könnte über mein Thanksgiving sagen, dass wir viel Spaß hatten, aber es war im Großen und Ganzen das, was man von jeder anderen Mahlzeit erwartet hätte, die wir in den letzten Wochen zusammen eingenommen hatten – meine Mutter trank viel zu viel Alkohol und zeigte mit dem Finger auf andere Leute, wenn sie mit ihnen sprach, Walter machte schlechte Witze, und Samantha warf mir die Bälle links und rechts um die Ohren, in vergeblichen Versuchen,

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