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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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verstummte ich und zog meine Lippen ein. Das machte ihn – glaube ich – nervös.
    »Lass mich einfach reden«, sagte er.
    Wir stiegen zur Tür hinauf. Ein kleines rundes Gesicht in ein Tuch gehüllt sah uns und verschwand.
    Drinnen ertönte die Klingel. Dann wurde die Tür geöffnet. Um Travis’ Mund bildete sich ein Lächeln und er öffnete ihn, um zu sprechen.
    Aber ich kam ihm zuvor.
    »Wir sind ein Mann und eine junge Frau aus der Stadt. Wir sind in Ihre Gemeinde gekommen, um das Fest mit neuen … Freunden zu feiern. Wenn wir eintreten dürften, würden wir uns sowohl mit unserer Dankbarkeit, als auch mit dieser Flasche … Wein für die Tafel erkenntlich zeigen.«
    Der Mann sah mich an, dann Travis.
    »Nein«, sagte er, und die Tür flog zu.
    Ich leckte meine Lippen und starrte geradeaus.
    »Ich denke, du hast etwas improvisiert«, sagte er. »Aber Moment – wie hast du … ich meine, was ist mit –« Er legte seinen Finger an die Schläfe. Ich wusste, dass er mich nach meiner Amnesie fragen würde, aber er benutzte das allgemeingültige Handzeichen für verrückt. Ich ging darauf ein.
    »Sie haben mir gesagt, dass es sich um retrograde Amnesie handelt«, sagte ich. »Leute, Dinge von früher sind tierisch verschwommen. Aber ich bin ungemein scharfsinnig, was die Dinge seit dem Unfall betrifft.«
    Er kaufte mir das ab, wollte aber ganz sichergehen: Der nächste Versuch war seiner. Also gingen wir zuversichtlich zu der Tür eines Terrassenhauses, das völlig deplatziert, aber dennoch gemütlich aussah zwischen den ausufernden Farmen mit Anbauten, den Minivillen und den vereinzelten Bungalows in der Nachbarschaft. Er nahm die Weinflasche. Die Tür schwang auf, und da stand eine sehr freundliche Frau von ungefähr fünfzig Jahren mit einem Stirnband.
    »Wir sind ein Mann und eine Frau aus der Stadt. Wir sind in diese Gemeinde gekommen in der Hoffnung, das Fest mit neuen Freunden zu feiern. Wenn Sie uns gestatten würden einzutreten, würden wir uns in bescheidener Weise nicht nur mit unserer Dankbarkeit, sondern auch mit diesem Wein für Ihre Tafel erkenntlich zeigen.«
    Die Frau stand für eine Sekunde wie angewurzelt da, öffnete dann ihren Mund, lächelte und schaute über ihre Schulter zurück. »Gut, in Ordnung. Wir essen nicht vor fünf, Sie können bis dahin Football gucken oder mit Lyle Nintendo spielen.«
    Ich war perplex. Sie fiel darauf herein?
    »Sie sind zu gütig«, sagte Travis mit einem charmanten, aufrichtigen Grinsen. »Aber wir sind jetzt hungrig, deshalb … Trotzdem vielen Dank und happy Thanksgiving.« Dann drehte er sich um und ging zum Wagen zurück. Ich beobachtete ihn für einen Moment, bevor ich ihr winkte und sie anlächelte, wobei ich am liebsten im Boden versunken wäre, und rannte dann den Bürgersteig hinunter hinter ihm her.
    »Bye«, rief sie, so als wäre es eine Frage.
    »Oh mein Gott!«, schrie ich, als wir wieder im Auto waren und davonzogen. »Wir waren drin.«
    »Hab ich doch gesagt.« Es gelang ihm sehr gut, seine eigene Verwunderung über den frühen Erfolg zu verbergen. »Aber diese Essenszeit wäre nicht gegangen. Das hier ist schließlich keine Entführung.« Etwas an diesem Wort ließ ihn zögern. Er sah mich an, und diese Augen … ich fühlte mich so seltsam. Wegen all dem. So als wäre Jordan wirklich nicht mehr da. Zumindest nicht die Jordan, die ich vorher war. Jordan v. S.
    »Du hast noch was vor.«
    »Weißt du was, ich würde dich ja zu unserem Abendessen einladen, aber meine …« Ich verstummte allmählich. »Meine Familie wäre sicher nicht einverstanden.«
    »Bitte, mach unser Abenteuer nicht kaputt, indem du’s dir so leicht machst.«
    Also fuhren wir weiter und waren jetzt ungefähr eine Meile von unserem Haus entfernt. Auch wenn es noch ziemlich früh war, gab es überall Anzeichen für Zusammenkünfte. Wir versuchten es bei zwei weiteren Häusern in nächster Nähe. Beide Male schnelle Zurückweisungen. Bei dem Zweiten war die Sache schon vor der Ansprache gelaufen.
    »Das passiert einem gelegentlich«, vertraute er mir an, als wir auf dem Bürgersteig standen und zu dem Haus zurückschauten.
    »Wenn Sie diese Kunst nicht zu schätzen wissen, habe ich nichts als Mitleid für Sie übrig«, sagte ich und drohte dem Haus mit meiner Faust.
    Wir näherten uns dem nächsten Haus, aber der alte Mann, den man durch den Hausflur sehen konnte, schaute erschreckt, also brachten wir unsere Sache bei der Frau auch nicht vor, obwohl sie sehr

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