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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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ihn ablenkte. Die Weinflasche.
    Jordan v. S. (vor Schädelbruch) hätte an all das keinen zweiten Gedanken verschwendet. Sie hätte an dieser Stelle etwas Unverständliches gemurmelt, sich in die falsche Richtung umgedreht, wäre ein paar Schritte gegangen, hätte verlegen kehrtgemacht und wäre in der Garage verschwunden. Aber sie war nicht da. Also sprach Jordan A. S. (Amnesie-Simulant) frei von der Leber weg.
    »Wo sollen wir es zuerst versuchen?«, fragte ich.
    Mir kam es in den Sinn, dass, wenn ich mit der Weinflasche meiner Mutter in der Nachbarschaft verschwände, sie sicher das Schlimmste annehmen würde, die Bullen rufen und mich nie wieder aus den Augen lassen. Und ich wäre gezwungen, am nächsten Tag wieder in mein Appartement zurückzuziehen. Aber er lächelte das umwerfendste Lächeln.
    »Selbst wenn. Selbst wenn. Es wird nicht funktionieren. Mein Freund ist nicht mehr hier. Er ist weggezogen.«
    »Aber du bist hier«, sagte ich und ging ein paar Schritte auf ihn zu, wobei ich über die Schulter nach hinten blickte, um sicher zu sein, dass wir vom Haus aus nicht gesehen werden konnten.
    »Wie habt ihr es angestellt?«
    »Es war wirklich alles sein Ding«, sagte Travis. »Er war der Schauspieler.«
    »Hör zu, ich meine das ernst«, sagte ich nach einer Pause. »Wenn du das jetzt nicht mit mir machst, verklage ich dich auf alles, was du hast.«
    Er kratzte sich langsam am Kopf. »Gut, ich würde ungern 85 Dollar in Kleingeld und Gutscheine für den Videoverleih verlieren.« Dann schauten wir uns mit großen Augen an. Wir waren berauscht von diesem irren Moment, und ich wusste, ich hatte ihn.
    »Es gibt Regeln«, sagte er mit vorgetäuschter Strenge und einem hinterhältigen Lächeln, als wir in seinen Wagen stiegen und um den Block fuhren. Dann wurden wir langsamer, um unser erstes Opfer auszuspähen. Das Auto war schön, aber nichts Besonderes. Es war gut gepflegt, aber auf dem Rücksitz lag ein Stapel Papier unter einem schmalen Anker. Ein Anker? Seltsam.
    »Keine Drohungen. Kein Verbrechen. Und nicht auf die Tränendrüse drücken. Gib dein Bestes.« Wir kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen. »Wir sind Ehrenmänner und werden auch als solche aufgenommen.«
    »Ehrenmänner?«, fragte ich.
    »Ehrenmänner«, sagte er.
    »Also willst du niemals für einen Einbrecher gehalten werden?«
    »Oder für einen Perversen, nein, korrekt.« Er zeigte auf seine Hose. »So, die Hose, Wolle oder Wollmischgewebe.« Er hob einen Fuß hoch, um mir zu zeigen: »Glanz auf den Schuhen.« Er öffnete seinen Mantel, um Eindruck zu machen. »Gürtel passend zu den Schuhen, Baumwolle – keine Seide oder Exotisches.«
    »Wie zum Beispiel Mohair?«
    Er nickte. »Es ist Familienzeit. Alle gewaschen, Gesicht sauber, Haare gekämmt. Lächelnd.«
    »Ich habe meine Sonntagssachen an«, sagte ich und zeigte ihm Bleistiftrock, Top und Stiefel. »Okay, Donnerstagssachen.«
    »Du siehst klasse aus«, sagte er. »Und jetzt der Text.« Er räusperte sich. »Wir sind zwei ehrenhafte Leute aus der Stadt. Wir verändern es ein bisschen. Wir sind in diese Gemeinde gekommen, in der Hoffnung, das Fest mit neuen Freunden zu feiern. Wenn Sie uns gestatten, einzutreten, würden wir uns in bescheidener Weise nicht nur mit unserer Dankbarkeit, sondern auch mit diesem Wein für Ihre Tafel erkenntlich zeigen.«
    Ich war für einen Moment still. »Du hast dir das alles gemerkt?«
    »Ja.«
    »Und sie haben es euch abgekauft?«
    »Wir mussten nie an mehr als fünf bis zehn Türen klopfen. In sieben Jahren.«
    Er schielte hinaus, und der Wagen rollte wieder nach vorne. »Wann musst du zurück sein?«
    »Ich habe schätzungsweise eineinhalb Stunden.«
    »Okay, es ist jetzt kurz nach zwei, wir müssen also jemanden finden, der schon früh isst.«
    Wir entdeckten ein Haus mit blauen Wänden, weißen Fensterläden und einer gehissten türkischen Flagge, die an einem Mast neben der Tür flatterte. Mehr Autos als normal schienen vor dem Haus zu parken.
    »Erstes Opfer«, sagte er.
    Er sah mich an. »Ich bin Travis. Du bist Jordan.«
    »Sind wir verwandt?«
    »Oh Gott, dich hat es schlimmer erwischt, als ich dachte.«
    »Nein, für die Geschichte hier«, korrigierte ich.
    »Ach so. Nein – es ist keine Geschichte. Wir sind ehrliche Leute mit einer einfachen, höflichen Absicht. Also … wir sind zwei Ehrenmänner – äh, eine Frau und ein Mann – aus der Stadt. Erinnerst du dich?«
    »Wir sind … in Ihre Gemeinde …«, begann ich. Dann

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