Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
Vom Netzwerk:
eigenen Arsch zu werfen. Ich fühlte mich furchtbar und beeilte mich zu erklären: »Nein, nicht dein Arsch, meiner. Der, der so wahnsinnig gewachsen ist, seit du ihn nonstop mit Schokolade versorgst.«
    »Gut, dass Blumen nicht essbar sind«, sagte er. »Und auf das Risiko hin, dass es sich anhört, als würde ich deinen Arsch abchecken, was ich nicht tue – ich meine, das kann ich gar nicht, weil er hinter dir ist: Er macht einen ziemlich guten Eindruck.«
    Mein Gesicht wurde heiß. Auch wenn ich damit angefangen hatte, war mir das Ganze irgendwie unangenehm. »Können wir bitte nicht über meinen Arsch reden.«
    »Sicher können wir nicht über deinen Arsch reden«, sagte er mit einem Lächeln. »Es tut mir leid. Wie geht es dir?«
    »Ich bin okay … mehr oder weniger.«
    »Das ist großartig zu hören«, rief er. Netter Typ. Er war mir so vertraut. Nicht nur, weil ich ihn bei dem Unfall gesehen hatte, sondern auch weil ich augenblicklich das Gefühl hatte, als würde ich ihn kennen. Als würde ich ihn schon lange kennen.
    Aber ich war ziemlich sicher, dass dem nicht so war. Er war schwer zu übersehen. Er war groß, hatte kurze, abstehende schwarze Haare. Die Spitzen waren nicht schaumgefestigt, einfach außer Kontrolle durcheinander, aber perfekt unordentlich. Er hatte durchdringende blaue Augen und einen Dreitagebart, der sich markant von seiner glatten Haut absetzte. Vom Nacken aufwärts sah er aus wie der Leadsänger einer Band, aber der Pullover ließ etwas anderes erahnen. Es war die perfekte Mischung, die sich die meisten Frauen im Stillen wünschten, wie die Jungfrau-Hure-Phantasien bei Kerlen: der Rockstar, der seine Tourneen aufgibt, um dir sein Leben zu widmen.
    »Happy Thanksgiving«, sagte ich.
    »Oh Gott, tut mir leid. Ja, dir auch. Sorry … du fragst dich sicher, was ich hier draußen mache. An Thanksgiving.«
    »Genau«, sagte ich. »Frage ich mich.«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass du okay bist.«
    »Ich bin okay«, sagte ich in dem Versuch, ihn zu beruhigen. Er wirkte so verloren.
    »Ich hatte heute Zeit und war im Osten der Insel. Du bist nicht mehr im Krankenhaus. Also deine Eltern … ich habe einen Freund im Polizeidepartement. Wie auch immer, das ist nicht böse gemeint oder so. Das hört sich echt nach Stalker an, oder?«
    Ich fragte mich, ob er eine Familie hatte, und dachte daran, ihn zu unserem Abendessen einzuladen, aber ich wusste, dass meine Mom einen Anfall bekommen würde.
    »Okay«, sagte er und machte eine Pause, als wäre das alles, was er zu sagen hatte. Aber dann kam noch mehr. »Hast du dein Gedächtnis verloren?«, fragte er unvermittelt.
    »Das ist schwer zu sagen«, antwortete ich und schaute weg, mit einer schleichenden Beklemmung wegen meiner Lüge.
    »Du erinnerst dich nicht?«, sagte er. »Das tut mir leid. Das ist ja schrecklich.«
    »Ich bin okay. Wirklich.« Ich konnte mir nicht erklären, warum ich ein so schlechtes Gewissen hatte, diesem Typen die Amnesie vorzuspielen. Vielleicht, weil er derjenige war, der sie verursacht hatte. Besser gesagt:
hätte
, wenn ich wirklich unter Anmesie leiden würde. Wie auch immer, ich fühlte mich schlecht. Er schien so aufrichtig. Und er hatte gesagt, dass ich einen schönen Arsch habe.
    »Hast du Pläne für Thanksgiving?«, platzte es plötzlich aus mir heraus. Ich wusste, dass er nicht reinkommen konnte, deshalb bereute ich es sofort.
    »Nein, nicht wirklich. Ich fahre weiter raus auf die Insel. Es ist eine lustige Geschichte«, sagte er. »Gut, nicht wirklich lustig, aber … sonderbar?«
    »Ich mag sonderbar.«
    »Mein Vater ist vor einigen Jahren gestorben …«
    »Das tut mir leid. Definitiv keine lustige Geschichte«, sagte ich.
    »Ja, nee, das ist auch nicht der lustige Teil. Ein Kumpel von mir hat versucht, mich aufzuheitern, und um hundert Kröten mit mir gewettet, dass er uns mit seinem Charme zu einem fremden Thanksgiving-Essen bringt. Und das hat er gemacht. Er hat diese anziehende Persönlichkeit, und er hat uns mit einer Flasche Wein hineingeplaudert.«
    »Stark.«
    »Ja, und dann ist so eine Art Tradition daraus geworden. Er hat sich jedes Mal richtig darauf gefreut – hat es Wochen vorher regelrecht geplant. Wir haben es immer bis zum Dessert geschafft. Ich frage mich, ob er das immer noch macht …«, sagte er und verlor sich in Gedanken. »Er war ein unglaublicher Typ. Der konnte einem alles verkaufen.«
    Er starrte. Nicht genau auf mich, aber auf meine Hand. Ich schaute hinunter und sah, was

Weitere Kostenlose Bücher