Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane

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uns zu.
    »Hey, Nachbarin!«, sagte er. »Wir haben uns aber lange nicht gesehen.«
    Ich sah erst ihn leer an und schaute dann zu meiner Mom. Ich tat so, als würde ich ihn nicht kennen, und hoffte, sie würde ihn ignorieren und mich in mein Appartement führen. Aber sie nahm ihn wahr, den Wolkenkratzer in Lycra.
    »Oh«, sagte sie, nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen oder sich in Momenten wie diesen für so was wie Feingefühl zu entscheiden. »Meine …, meine …«, sagte sie und starrte auf den Schwanz. Schau weg, flehte ich sie in Gedanken an. SCHAU WEG ! Endlich kriegte sie sich wieder ein.
    »Jordan hatte einen Unfall. Sie leidet unter Amnesie und kann sich an niemanden erinnern. Sind Sie Freunde?« Verdammt.
    »Ja«, sagte er. »Ich habe ihr Unterricht in Selbstverteidigung gegeben.« Ich konnte nicht glauben, was er für ein riesiger, beschissener Lügner war. Aber was sollte ich sagen? Ich lächelte einfach nur und tat zerstreut. Es war schwer, darauf nicht zu reagieren. Und ich meine, richtig schwer.
    »Gut. Dann können Sie ja ein bisschen auf sie aufpassen.«
    »Das wäre mir ein Vergnügen.«
    »Phantastisch, ich parke nämlich in der zweiten Reihe«, sagte sie und war schon wieder fast am Aufzug. »Bist du okay?«, fragte sie mich, machte sich aber nicht die Mühe, auf die Antwort zu warten. »Ruf an, wenn du was brauchst.« Sie warf mir einen Kuss zu und verschwand im Aufzug. Dann steckte ich den richtigen Schlüssel ins Schloss und machte mich auf den Weg hinein.
    »Also, diese Woche eine Selbstverteidigungsstunde?«, rief er.
    »Sicher«, sagte ich und machte die Tür hinter mir zu.
    In meinem Appartement herrschte ein einziges Chaos. Sneevil Knievel war der Sohn Satans. Oder das Haustier, um das der Sohn Satans seinen Vater gebeten hatte und der sich jetzt in meinem Universum für die Vernachlässigung des kleinen Bastards rächte. Er hatte nicht nur überall Körner verteilt, er hatte angefangen, die Zeitung vom Boden seines Käfigs zu zerfetzen. Ich war genauso deprimiert wie er, aber verspürte ich deshalb das Bedürfnis, die
New York Times
in Stücke zu reißen? Okay, ja – aber ich tat es wenigstens nicht.
    »Hi Sneevil«, sagte ich, als ich die Tasche mit meinen neuen Klamotten abstellte. In der Beziehung hatte ich Glück gehabt. Sam war zu dünn und zu egoistisch, ihre Sachen mit mir zu teilen, deshalb war meine Mom eines Tages in einem Outlet verschwunden und hatte einige ungewöhnlich tragbare Klamotten gekauft.
    Sneevil fing sofort an zu singen, und auch wenn ich noch so sauer auf ihn war, weil er hier war und dieses Chaos veranstaltet und mir Ärger mit meinen Nachbarn eingehandelt hatte, tat er mir leid.
    Ich setzte mich an meinen Computer, weil ich bei Google ein bisschen über Amnesie lesen wollte, wurde aber mit 45 E-Mails in meinem Postfach konfrontiert. Neun davon waren ein Hin und Her zwischen meiner Mom und Walter. Hier das Beste vom Besten:
    Von: [email protected]
    An: [email protected]

    Betreff: re: re: re: re: re: re: re: Hähnchen heute Abend … oder ist das zu viel Geflügel?

    Ich habe alles versucht. Backpulver, Vaseline und Gummisocken, habe es mit Handcreme eingerieben – ein Kondom darübergezogen und habe es über Nacht einwirken lassen, und trotzdem nichts. Ich habe es einer Frau gezeigt, mit der ich zusammenarbeite und sie sagte, sie hätte dasselbe schon einmal bei ihrem Mann gesehen. Sein Arzt sagte ihm, es sei ein Fußnagelpilz. Mit ein bisschen Lamisil müsste es schon weggehen. Ich brauche wirklich etwas. Es sieht so aus, als wäre ich in einem Abwasserkanal ersoffen.
    Ihhhh. Ich entschied wieder einmal, dass dieses E-Mail-Weiterleiten aufhören musste. Die neue Jordan konnte unschuldig vorschlagen, dass sie ihr nicht jede nüchterne, bizarre oder magenumdrehende E-Mail weiterleiten sollten, die zwischen ihnen hin- und herging.
    Das Internet hatte nicht mehr zu bieten als die Info, mit der mich Todd bereits versorgt hatte. Ich hatte das Gefühl, alles gut im Griff zu haben – alles, was ich tun musste, war, mich hin und wieder frustriert über die Tatsache zu zeigen, dass ich keine Erinnerung mehr hatte, und schuldbewusst auftreten, wenn ich Personen, Plätze, Dinge nicht wiedererkannte.
    Ich bemerkte einen Geruch, der mein Appartement zu durchdringen schien. Ein Geruch, der noch nicht da war, als ich es verlassen hatte. Das roch gut. Es roch nach … Brot? Brot, das es in einem bestimmten Restaurant gab.