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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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Nichts.
    »Ich brauche die Entwürfe für das Dienstagsmeeting«, sagte sie enttäuscht.
    »Okay.«
    »Und ich werde dich an dem Meeting teilnehmen lassen.«
    »Toll«, sagte ich.
    »Und mach dir Notizen.«
    »Okay.«
    »Weißt du, wo Caroline Keeps sitzt, die Art Direktorin, im zehnten Stock?«
    »Ich werde sie schon finden.«
    »Na, dann«, sagte sie. »Sie braucht diese Aktentasche zurück.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob ›na, dann‹ hieß, dass wir fertig waren. Also – ich wusste eigentlich schon, dass wir fertig waren. Aber ich mochte die schrecklichen Pausen. Ich sah zu gerne, wie sie nervös wurde. Sie hatte mich so lange wie eine Idiotin behandelt, und jetzt machte es mir Spaß, das aus einer anderen Perspektive zu beobachten. Also stand ich einfach da und sah sie an.
    »Das ist alles. Du kannst jetzt gehen.« Darauf hatte ich gewartet. Ich lächelte, und mein Lächeln schien sie wütend zu machen. Andererseits schien sie alles, was ich tat, wenn es sie nicht in irgendeiner Form weiterbrachte, wütend zu machen. Sie sah mich mit verkniffenen Augen an, als ich mich umdrehte und ging.
    ***
    Zum Mittagessen traf ich mich mit Todd in dem Beton-Park gegenüber von meinem Büro. Eigentlich sollte ich ihn nicht so nennen. Es war wirklich ein netter kleiner Park mit einem hübschen Garten. Als »Beton-Parks« bezeichneten Vorstädter Stadtparks, wenn sie erst einmal aus der Stadt in die Vororte gezogen waren und ihre Nasen über unsere heiligen Orte rümpften. Auch wenn es Dezember war, war es einer dieser seltenen warmen Tage, an denen man das Gefühl hatte, man müsste sie ausnutzen. Das bitter-süße Ergebnis der globalen Erwärmung.
    Es war Hot-Dog-Tag. Todd und ich gingen normalerweise dreimal in der Woche zusammen Mittag essen, und mindestens einmal aßen wir die Hot Dogs von Sabrett. Ich weiß, sie sind ekelhaft, aber für mich waren sie Futter für die Seele, vor allem der Riesen-Hot-Dog mit Sauerkraut-Topping, was Todd total widerlich fand. Ich weiß gar nicht genau, ob ich Sauerkraut so gerne mochte, oder ob ich nur solchen Spaß daran hatte, Todd zu ärgern. Er beobachtete ganz genau, wie ich hineinbiss, und meinte dann: »Ich verstehe nicht, wie du Sauerkraut essen kannst. Es ist verdammt ekelhaft. Es ist verfaulter Kohl!«
    »Es ist nicht verfault«, erwiderte ich mit vollem Mund, als er schauderte. Es waren diese kleinen Dinge, die mich glücklich machten. Und mich über Lydia zu beschweren, tat mir auch jedes Mal richtig hot-dog-mäßig gut.
    »Ihre Ideen waren total erbärmlich. Ich meine – richtig schlecht.«
    »In unserer Agentur gibt es so was auch. Leute, die sich nach oben stümpern. Das ist eben so«, sagte er.
    »Aber ihre Ideen können nicht immer so geistlos, so … albern und so schamlos gewesen sein«, sagte ich.
    »Wie zum Beispiel?«
    »Sie denkt darüber nach, Dr. Martin Luther King zu benutzen, um farbige Kontaktlinsen zu verkaufen.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Autsch. Das ist ja genauso bescheuert, wie der prima Slogan, den sie sich für das neue Medikament ausgedacht hat …«
    »Küsse deinen Genital-Herpes weg?«
    »Bingo.«
    »Also, nachdem sie mich nicht besonders freundlich aus ihrem Büro hinauskomplimentiert hatte, kam mir eine Idee. Sie erzählt mir dauernd, wie sehr ich ihr immer geholfen habe, und gibt mir dann ihre dürftigen Entwürfe zum Ausarbeiten. Sie lässt mich heute auch an dem Meeting teilnehmen. Was für ein
Privileg
. Und währenddessen bekomme ich null Anerkennung für irgendeine meiner früheren Ideen, die sie geklaut hat.«
    »Und was hast du jetzt Gemeines vor?«
    Ich lächelte. Er kannte mich so gut. Doch ich war nicht gemein. Ich übernahm bloß endlich die Kontrolle über mein Leben.
    ***
    Auf meinem Rückweg zum Büro entdeckte ich Lydia und Kurt beim Knutschen in einer Ecke zwischen zwei Gebäuden. Ich beschleunigte meinen Gang, sodass sie mich nicht sehen konnten, aber es überraschte mich, dass sie so unvorsichtig waren – so nah an unserem Büro.
    Als ich wieder am Arbeitsplatz war, kam Mr Billingsly auf meinen Schreibtisch zu und schaute in Lydias Büro. Er wirkte beunruhigt, weil Lydia nicht da war.
    »Wo ist Lydia?«, fragte er, als wäre ich ihr Aufseher. Ich fühlte leichte Panik in mir aufsteigen, wusste aber nicht warum. Eigentlich hatte ich keine Beweise dafür, dass er und Lydia etwas miteinander hatten, aber ich war fast sicher, dass es irgendwann – wenn nicht sogar immer noch – so gewesen war. Und was, wenn ein

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