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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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heimlicher Lover sie mit dem anderen erwischt? Mag sein, dass ich zimperlich war, aber ich wollte damit nichts zu tun haben.
    »Sie ist in der Mittagspause.«
    »Gut, können Sie dafür sorgen, dass sie erfährt, dass das Dienstagsmeeting mit VibraLens von zwei auf ein Uhr vorgezogen worden ist?«
    »Sicher«, sagte ich.
    »Das ist eine Stunde früher«, fügte er für den Fall hinzu, dass ich da nicht selber drauf kommen würde.
    »Ja, das hab ich verstanden. Danke.«
    »Hat der Alltag Sie zurück?«, fragte er. Doch bevor ich überhaupt den Mund aufmachen konnte, schlurfte er durch den Gang weg.
    Ich öffnete mein E-Mail-Programm und klickte auf »Neue E-Mail«. Schon bei dem einfachen Klick begann ich zu strahlen. Kaum zu glauben, wie viel Spaß es machte, seiner Chefin eine Mitteilung zu schreiben, dass ein Meeting von zwei auf ein Uhr vorgezogen worden ist. Und zwar deshalb, weil Lydia niemals, niemals ihre E-Mails checkte. Ich musste ihr alles erzählen und/oder Nachrichten auf ihrem Schreibtisch hinterlassen und/oder ihr Gehirnströme senden, um sie an etwas zu erinnern, für den Fall, dass Aktion 1 oder 2 fehlschlugen. Aber ich konnte nicht wissen, dass Lydia ihre E-Mails nicht las. Ich litt unter Amnesie. Also verhielt ich mich verantwortungsbewusst und tat genau das, was Mr Billingsly mir gesagt hatte. Es war perfekt. Das hätte ich selber nicht besser inszenieren können.
    An: [email protected]
    Cc: [email protected]
     
    Von: [email protected]
     
    Betreff: **Wichtig** Dienstagsmeeting – Zeitänderung
     
    Das VibraLens Meeting ist eine Stunde vorgezogen. Anstatt um 14.00 Uhr findet es jetzt um 13.00 Uhr statt.
     
    Bitte beachten: Das ist eine Stunde früher.
     
    J.
    ***
    Stu Elliott tänzelte in meine Box und setzte sich auf die Ecke meines Schreibtisches.
    »Hey, Draufgängerin«, sagte er. Das war eine Anspielung auf mein Radfahren ohne Helm. »Hab ich dir nicht erklärt, dass du Schutzklamotten tragen sollst?«
    Ich wollte sagen: ›Ja, Stu, das hast du. Und falls du es mir nochmal zurufen möchtest: Ich weiß, dass du Lexi Kaye von der letzten Weihnachtsfeier abgeschleppt und den nächsten Nachmittag in der Apotheke verbracht hast. Bist du sicher, dass du dieses Gespräch führen willst?‹ Aber ich konnte nicht. Weil ich Stu seit dem Unfall nicht gesehen hatte und ich ihn nicht erkennen sollte.
    »Hast du?«, fragte ich unsicher.
    »Oh, entschuldige. Ich bin Stu«, sagte er und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie und stellte mich auch vor.
    »Ich bin Jordan … aber ich nehme an, das weißt du schon.«
    »Ja, wir kennen uns seit langem«, Stu räusperte sich. Dann schaute er auf meine Entwürfe und versuchte sich aus der Verlegenheit zu ziehen. »Was ist das?«
    »Die sind für VibraLens. Getönte Kontaktlinsen. Ich spiele gerade ein bisschen«, sagte ich.
    »Sie sind gut«, sagte er, während er meine Ideen durchsah. Sie
waren
gut. Ich betrachtete die getönten Kontaktlinsen wie mein eigenes Täuschungsmanöver – und hatte einige Volltreffer gelandet. Er las laut vor. »›Verändere die Art, wie die Welt dich sieht.‹ ›Ein farbiges neues Du‹ … Die sind wirklich gut, Jordan.«
    »Danke.«
    »Farbige Kontaktlinsen«, spottete er. »Was hältst du von ›Täusche vor, jemand zu sein, der du nicht bist.‹« Normalerweise hätten wir beide darüber gelacht. Aber ich starrte ihn nur mit großen Augen und wahrscheinlich zu lange an. Ich fragte mich, ob er vorsichtig versuchte, mir etwas zu sagen. Ich empfand ein leichtes Panikgefühl. Dieses Mal aus gutem Grund. Ich fror. Stu war es peinlich, dass ich den Witz nicht verstanden hatte, und wechselte das Thema. »Nächste Woche … unsere Weihnachtsfeier – kommst du?«
    Witzig, dass er das erwähnte. »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Sollte ich?«
    »Es wird bestimmt lus-tig«, sagte er in einem singenden Tonfall. »Die Leute betrinken sich immer ziemlich.«
    »Gut, vielleicht …«, sagte ich. Stu stand auf und ging.
    Beim Stichwort Feier fiel mir Thanksgiving ein. Travis hatte mir seine Nummer gegeben und mich gebeten, ihn anzurufen, aber ich wusste nicht, ob er es auch so gemeint hatte oder nur höflich sein wollte. Und er hatte mich bis jetzt auch nicht angerufen, obwohl ich ihm meine Visitenkarte gegeben hatte. Ich betete, dass auf der Rückseite keine spontan hingeschmierte Einkaufsliste mit Dirks Lieblingsdingen draufstand. Egal, wie bodenständig es erscheinen mag, es ist niemals gut

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