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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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vom Hocker gerissen. Es gab eine Faustregel: Wenn die ersten Worte lauteten »Das ist interessant«, war man tot. Und Splash hatte einen Haufen von »interessantem« Material produziert. Mr Billingsly schaute in meine Richtung.
    »Okay. Als Nächstes haben wir Lydia Bradford, die, so viel ich weiß, einige großartige Ideen präsentieren wollte. Unglücklicherweise ist sie aufgehalten worden …« Er sah mich an. Und da er nicht selbst darauf kam, gab ich ihm einen kleinen Anstoß:
    »Ich kann die Präsentation machen, Mr Billingsly.« Ich sah ihn an und lächelte beruhigend. Er kündigte mich mit einem angespannten Lachen an und nuschelte sich dann etwas in den Bart, von dem ich nicht sicher war, ob ich es richtig verstanden hatte. Es hörte sich an wie »Vermassel es nicht«, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Ich lächelte einfach wieder und ging dann nach vorne.
    »Danke. Ich bin Jordan Landau. Lydia war sehr angetan von diesen Entwürfen, und ich hoffe, Sie werden es auch sein.« Ich zog das erste Storyboard herauf, um Lydias schwache Idee zu präsentieren. Es zeigte eine Gerichtsverhandlung, in der eine Frau mit ihren unglaublich strahlend blauen Augen geradeaus starrt. »Also, in dieser Welt und in der Welt unserer Zielgruppe heißt es: ›Die Augen haben es.‹«
    Ich sah mich unter den Zuschauern um und stelle fest, dass sie wahrscheinlich genau dasselbe dachten wie ich. Das war nett … aber mehr nicht. Überhaupt keine Reaktion – sie warteten einfach auf die nächste Idee. »Das zweite Konzept erinnert an die mächtigen Worte eines großen amerikanischen Führers, allerdings in einer nicht allzu ernsten Art und Weise.« Ich enthüllte das Bild – ein Tisch voller multikultureller Gesichter, deren Augen durch gefärbte Kontaktlinsen funkeln, was demonstrieren soll, dass jede Person ihre Augen ihrem linken Nachbarn überlassen hat. »Die Augen sind der Preis.« Im Raum herrschte Totenstille. Aber nur für einen Moment.
    »Interessant«, sagte der stellvertretende Marketingchef schließlich.
    Mr Billingsly rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Das VibraLens-Lager sah weder glücklich noch unglücklich aus. Das war die schlimmste Reaktion auf eine kreative Präsentation. Gleichgültigkeit. Ich fragte mich, ob sie sich darüber im Klaren waren, wie peinlich und unpassend diese Ideen waren. Ich hoffte es. Und jetzt kam meine Chance. »Wenn Sie noch einen Moment Geduld haben, würde ich gerne mit ein paar erst kürzlich entstandenen Ergänzungen zu unseren Überlegungen fortfahren … einige von diesen Dingen sind durch Erfahrungen aus meinem eigenen Leben entstanden.« Ich lächelte, um die Reaktionen abzuschätzen und Mr Billingslys Augen waren so weit aufgerissen, dass ich fast erwartete, sie würden herausfallen. Erstaunlich, welche Bände so eine Augenlid-Erweiterung sprechen konnte.
    »Erstens, die getönten Kontaktlinsen halten wirklich ein Versprechen: Dass man der Welt ohne große Probleme ein neues Gesicht präsentieren kann – schließlich hat man die Kontrolle über dieses Gesicht. Wie hast du gesagt, Diane?« Ich zeigte auf die Werbeleiterin. »Dass sie aus deinen Augen ein modisches Accessoire machen. Das ist das Herz dieses Konzepts.« Ich legte mein Board offen. »VibraLens – Verändere die Art, wie die Welt dich sieht.«
    Dann ging ich über zum zweiten Entwurf. »Sie wollen mit Ihrer Strategie ja weg von dem Gebrauchsartikel Kontaktlinse und den coolen Aspekt der getönten Linsen betonen. Also basiert dieses Konzept nicht darauf, wie man mit getönten Kontaktlinsen aussieht, sondern darauf, wie sie die Perspektive verändern.« Ich enthüllte das zweite Board, das Deb in der Annahme für mich gemacht hatte, sie würde an einem zum Scheitern verurteilten Konzept für Lydia arbeiten. Es war ein fließendes Bild, das sich von einem verschwommenen Schwarz-Weiß-Bild in eine wahnsinnig bunte kristallklare impressionistische Landschaft verwandelte. »Sieh die Welt mit anderen Augen.« Die VibraLens-Leute schienen leicht interessiert. Dann platzte Lydia herein.
    »Hi!«, kreischte sie. »Das Meeting wurde verschoben?«
    Neun Köpfe, vier davon auf den Hälsen von Kunden, drehten sich, um sie anzusehen. Billingsly versuchte das mit einem Lächeln und einem seltsam kehligen
Khhghg
-Geräusch zu überspielen. Ich antwortete ganz ruhig. »Du, ich hab dir am Montag eine E-Mail geschickt und heute Morgen noch eine.«
    Sie war schwerer verwundet als eine Ratte nach einem

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