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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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nicht, so wie wir es gehofft hatten. Ich nahm einen Schluck Wasser und hätte schwören können, dass es nach Füßen schmeckte.
    Plötzlich hörte ich einen Knall. Und dann einen Schrei. Der Junge hatte offensichtlich seine Zahnspange in den heißen Topf in der Mitte des Tisches fallen lassen. Anschließend hatte er ohne nachzudenken hineingegriffen, um sie wieder herauszuholen, und sich dabei die Hand verbrannt. Dann fing die Mutter an das Kind anzuschreien, weil es mit seiner Zahnspange gespielt hatte, obwohl sie’s ihm schon »
tausend
Mal« verboten hatte. Der Junge weinte, und der Vater brüllte, dass er einmal in seinem Leben »ein nettes, Gott verdammtes Familienabendessen« haben wollte.
    Der ganze Raum war in Aufruhr. Der Gestank, die Zahnspange und das Chaos waren einfach zu viel. Travis nahm meine Hand und half mir auf. Wir zogen unsere Schuhe wieder an und schlichen uns aus dem Restaurant.
    »Wenn du glaubst, ich hätte einen guten Geschmack, was Restaurants angeht«, sagte er, »dann warte, bis ich unseren ersten Film aussuche.«
    Mag sein, dass es das schlimmste Restaurant war, das ich jemals besucht hatte, doch die Aussicht auf eine neue Verabredung machte das Ganze wieder wett. »Unser erster Film«: Das klang gut.
    Wir landeten an der Ecke St. Marks und Avenue A, aßen Pizza und beobachteten Pseudo-Punk-Rock-Kids, die um Kleingeld bettelten und jeden anfauchten, der ihnen nichts gab.
    »Das ist das einzig Wahre«, sagte ich, als ich in meine köstliche Pizza biss.
    »Wer hätte gedacht, dass sie eine Mahlzeit bevorzugt, die ganze fünf Dollar und dreiundzwanzig Cent kostet?«, fragte er und hielt dann inne. »Schau nicht nach unten«, sagte er plötzlich und starrte auf meine Brust.
    Normalerweise wird jede stillschweigende Schmeichelei, die in dem Blick eines Mannes liegt, der auf die Brust einer Frau starrt, durch ihren Ärger darüber, dass sie auf ihre Titten reduziert wird, außer Kraft gesetzt. Aber in diesem Fall war er so deutlich, und in seinem Blick war so viel Besorgnis, dass es mich überraschte. Natürlich schaute ich nach unten.
    »Perfekt«, sagte ich und verstand, was er sich mit einem solchen Schrecken angesehen hatte. Mein »köstlicher« Bissen war auf meinem T-Shirt gelandet und hatte einen Streifen Tomatensauce hinterlassen, der nicht viel kürzer war als mein Unterarm und genau zwischen meinen Brüsten eine Diagonale bildete.
    »Wenn sich jemand mit uns anlegen will, sagst du ihm einfach, es wäre das Blut von dem letzten Typen, der es versucht hat«, schlug Travis vor.
    Ich biss die Zähne zusammen und knurrte, aber das konnte mein Lächeln nicht völlig verbergen.
    ***
    Als ich am nächsten Tag um 12.59 Uhr in den Konferenzraum kam, waren alle anderen schon da. Alle, außer Lydia. Ich war absichtlich so knapp dran, damit mich niemand losschicken konnte, sie zu suchen. Der stellvertretende Marketingdirektor und der Geschäftsführer von VibraLens saßen direkt neben Mr Billingsly, der verwirrt aussah, als ich allein hereinkam.
    »Wo ist Lydia?«, fragte er leise, mit einer Spur von Besorgnis.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich und tat so, als wäre ich genauso beunruhigt wie er.
    »Ich habe ihr eine E-Mail geschrieben wegen der Terminverlegung«, flüsterte ich.
    »Na gut, wo sind ihre Unterlagen? Haben wir die? Ist Darryl in der Nähe?« Ich lächelte und zeigte auf die Staffelei, um ihn zu beruhigen. Dann zuckte ich wegen Art Director Darryl die Schulter, obwohl ich ganz genau wusste, dass er nicht eingeladen war. Das machte nichts. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass Lydia ihren Art Director selten zu irgendeiner Präsentation einlud. Wahrscheinlich hatte sie Angst, das Ansehen sogar mit der Person teilen zu müssen, die ihre Worte auf dem Papier oder auf dem Bildschirm zum Leben erweckt hatte.
    Wir hatten Tafeln und elektronische Entwürfe vorbereitet, und ich hatte mich davon überzeugt, dass alles fertig war.
Alles
. Außer Lydia.
    Zwei andere Teams nahmen ebenfalls an dem Verkaufsgespräch teil. Bei neuen Kunden verlangte Mr B. das immer von uns, um geballte Kreativität zu demonstrieren. Doch manchmal hatte das den unglücklichen Nebeneffekt, die Kunden zu erschlagen und ihre Entscheidungsfindung zu lähmen. In diesem Meeting war er gezwungen, den Gastgeber zu spielen und mit seiner Verzweiflung über Lydias Abwesenheit fertigzuwerden.
    Innerhalb von vierzig Minuten hatten beide Teams ihre Ideen präsentiert, aber keine von beiden hatte die VibraLens-Leute

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