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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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kommt, musst du ihn wegschicken.
    Aber wie schon erwähnt, hatte ich eine Mission. Der heimliche Teil meiner Mission war, dass ich nur eine Maske der Vergesslichkeit trug. Der nicht so geheime Teil war, jeden mit einem unschuldigen Schulterzucken und einem einsamen Lächeln beiseitezuschieben, der mir vorher im Weg gestanden hatte. Gespielte Unkenntnis war Glückseligkeit.
    Also willigte ich ein, ihn zu treffen. Ich war mir absolut sicher, dass er sich darunter eine brennend heiße Wieder-miteinander-bekannt-werden-Nummer vorstellte. (»Unglaublich, Mann!«, würde er sagen, »es war wie ficken mit Jordan und einer total Fremden zugleich.«) Ich hatte andere Pläne. Ein letztes Hurra, bevor ich für immer goodbye sagen würde. Wir trafen uns bei Houston’s, eine seiner Lieblings-Geschäfts-Restaurant-Bars. Sie hatte keine besondere Atmosphäre, aber es gab dort einen Artischocken-Dip, in den ich mich jedes Mal hätte hineinsetzen können. Ich wusste nicht genau, was ich tun würde, um Dirk zu erniedrigen, aber ich rechnete damit, dass er mir eine Menge Gelegenheiten bieten würde, das herauszufinden.
    Ich kam ungefähr zehn Minuten zu spät. Früher war ich immer pünktlich oder früher als er. Pünktlichkeit spielte in meinem Leben immer eine große Rolle, und ich hatte die meiste Zeit meiner Beziehung zu Dirk damit verbracht, darauf zu warten, dass er irgendwo auftaucht. Als ich eintrat, fiel mir die von Lydia verstümmelte Gandhi-Verspätungs-Gewalt-Theorie ein, und ich musste lachen. Ich hatte fälschlicherweise angenommen, er hätte einen Tisch für uns, aber er saß von Leuten umringt an der Bar, und seine Augen klebten am Fernseher.
    Nachdem ich ein paar Mal erfolglos seinen Namen gerufen hatte, schnippte ich vor seinen Augen mit den Fingern.
    »Hey, du«, sagte er, den Mund voll von undefinierbaren Snacks, an denen bereits unzählige Finger herumgefummelt hatten.
    »Hey, du selber«, sagte ich, wobei ich freundlich lächelte, um ihn daran zu erinnern, dass ich im Grunde genommen vergessen hatte, wer er war. Dirk hatte bereits ein Bier und bestellte sich ein Zweites. Seine Augen waren jetzt auf mich gerichtet, aber das Footballspiel war eine so mächtige Versuchung, dass er dem dringenden Bedürfnis, einen Blick darauf zu werfen, erlag. Er hatte mir ernsthaft zugenickt, völlig ohne Grund begeistert »Ja!« zu mir gesagt und meinen Unterarm unbeholfen gestreichelt – oh, man hätte annehmen können, dass der Fernseher im Begriff war, ihn jeden Augenblick anzugreifen, so sehr behielt er ihn im Auge. Dirk zu beobachten, wie er in einer Bar fernsieht, hatte seinen Reiz für mich definitiv verloren.
    »Hi, du«, sagte ich noch einmal, diesmal energischer. Er drehte sich um und sah mich an.
    »Erinnerst du dich schon an irgendwas?«
    »Nein. Nichts«, sagte ich, aber noch bevor ich das ›Nichts‹ ausgesprochen hatte, hatte er sich schon wieder umgedreht, um das Spiel weiterzugucken. »Obwohl die Tatsache, dass ich wegen eines Footballspiels ignoriert werde, mir irgendwie bekannt vorkommt. Vielleicht blende ich das auch absichtlich aus.«
    »Ich habe nur gerade dieses eine Spiel angesehen.«
    »Also ist das zwischen uns beiden normalerweise nicht so?«, fragte ich, während ich in meinem Kopf die Dutzende von Spielen durchging, die ich hatte ertragen müssen – ganz abgesehen von all den Tagen, an denen sein Team verloren hatte, was direkt zu einer Depression führte und nicht zum Siegessex. Das Gegenteil war der Fall, wenn sein Team gewonnen hatte – dann hatten wir verrückten, energiegeladenen Sex, nach dem ich mich fragte, ob er nicht heimlich einen Quarterback imitierte.
    »Natürlich nicht, Baby«, sagte er, als er sich lässig eine weitere Nuss in den Mund steckte. Lügner. »Ich wollte eigentlich mit dir über etwas reden.«
    »Wirklich? Worüber denn?«
    »Es ist etwas, worüber wir beide oft gesprochen haben, bevor dich die Amnesie erwischt hat.«
    Amnesie erwischt? Okay. Man kann es so nennen. Ich war ziemlich neugierig, worauf er hinauswollte. Wenn man bedenkt, dass wir so gut wie über gar nichts mehr gesprochen hatten, abgesehen davon, dass wir viel über irgendwas gesprochen hatten. »Was denn?«, fragte ich, gespannt wie ein Flitzebogen.
    Er lehnte sich gegen mich, was mich davon abhielt, zurückzuspringen. Dann schaute er von einer Seite auf die andere, und auf seinem Gesicht zeigte sich dieses spitzbübische Lächeln. Dieses liebenswerte, schelmische kleine Grinsen, das mich früher so

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