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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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meiner Mutter. Sam konnte Wachtel vorher schon gegessen haben oder auch nicht, und das da auf ihrem Teller konnte Taube sein oder nicht – es spielte überhaupt keine Rolle. Sam folgte dem Beispiel meiner Mom. Wenn man ihr gegrillte Kiefernzapfen in Hundekotze vorgesetzt und es eine Delikatesse genannt hätte, hätte das sicher ihre Zustimmung gefunden.
    Ich konnte das auf jeden Fall nicht. Und auch wenn Sneevil nicht mein Vogel war, mein extrem ordentliches Appartement verwüstet und mich wahnsinnig gemacht hatte, war er mir doch ans Herz gewachsen. Und er war in eine Taube verliebt (die ich Romeo genannt hatte), die meine Fensterbank zu ihrem festen Wohnsitz erklärt hatte. Aus diesem und aus tausend anderen Gründen – zum Beispiel, weil die Wachtel, die mich anstarrte, vielleicht eine Verwandte oder ein Verwandter von Romeo war – konnte ich diesen Vogel nicht essen.
    Für seine Familie unsichtbar zu sein hat auch sein Gutes: Es ist nicht schwer, sich aus Situationen wie dieser herauszumanövrieren. Während alle mit ihrem Essen beschäftigt waren, schob ich die Sachen auf meinem Teller hin und her, aß um den Vogel herum und vermied es, ihn anzuschneiden. Dann stellte ich einen telepathischen Blickkontakt zu Carmelita her. In einem unbeobachteten Moment reichte sie mir mehr Süßkartoffeln, entfernte dabei Romeo 2 von meinem Teller und verschwand mit ihm in der Küche.
    ***
    Am nächsten Morgen rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und schlurfte die Treppe hinunter. Walter, meine Mom und Sam saßen bereits vor dem Weihnachtsbaum und warteten auf mich.
    »Fröhliche Weihnachten!«, sagte ich.
    »Fröhliche Weihnachten«, erwiderten sie alle.
    »Wir haben auf dich gewartet«, sagte Samantha, so als könnte ich die unzähligen Geschenke nicht sehen, die bereits ausgepackt waren.
    »Das sieht ganz so aus«, sagte ich und griff nach dem Geschenk, das ich für meine Mom mitgebracht hatte. »Hier, Mom, das ist für dich.«
    »Schön, aber du packst deins zuerst aus«, sagte sie und gab mir ein Päckchen, das offensichtlich ein Kleidungsstück enthielt.
    »Danke«, sagte ich, als ich es öffnete. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich ein schlechtes Gewissen, das Geschenk für sie im Drogeriemarkt gekauft zu haben. Dann öffnete ich mein Geschenk. Es war ein Pullover, den ich ihr im letzten Jahr geschenkt hatte. Er hatte ihre Größe und ihre Lieblingsfarbe: Pink. Ich trug nie Pink, und ihre Größe hatte ich nicht mehr, seit ich neun Jahre alt war. Sie verschenkte nicht nur etwas, das sie geschenkt bekommen hatte, sondern sie schenkte mir mein Geschenk zurück. Und sie tat es mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich ja angeblich keine Erinnerung daran hatte, ihn ihr zuerst geschenkt zu haben.
    Ich legte mein bestes Pokerface auf und sagte freundlich: »Ich finde ihn toll!«
    »Ist das deine Größe?«, sagte Samantha, um mich zu piesacken.
    »Es ist natürlich nicht meine Größe«, sagte ich zuckersüß. »Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Es ist ein reizender Pullover von meiner Mutter. Etwas, das sie extra für mich ausgesucht hat. Danke, Mom!«
    »Bitte schön, mein Schatz.«
    »Welches ist für mich?«, fragte Sam und zeigte auf ihr Päckchen. »Das ist deins von mir«, sagte sie, als sie sich über ihr Geschenk hermachte und dasselbe von mir erwartete.
    Ich öffnete meins, und zum Vorschein kam ein Reisenecessaire. Aber nicht einfach irgendeins, sondern ein Erste-Klasse-Übernachtungs-Reisenecessaire von
American Airlines
. So eins, das man auf langen Flügen bekommt, damit man schlafen kann.
    »Bitte schön«, sagte sie, während sie ihr Geschenk von mir hochhielt. »Oh, ein Föhn?«
    »Toll, nicht?« Ich jubelte förmlich.
    »Ja … toll«, sagte sie. »Wenn die drei, die ich schon habe, ihren Geist aufgeben, dann benutze ich den.«
    »Oh, du hast schon einen?«, sagte ich mit gespielter Enttäuschung. »Entschuldige, das wusste ich nicht!« Sie sah zu unserer Mom, die mit den Achseln zuckte, weiter meine Geschenke auspackte und verblüfft zu sein schien. Und dann wurden wir alle zu Tode erschreckt, als Walter schrie.
    »Großartig, verdammt! Das ist phantastisch«, sagte er, und ich sah, wie er das Blitzlicht hochhielt. »Jordan, ich brauchte genau so eins. Ein Blitzlicht kann man immer gebrauchen«, sagte er, und er meinte es wahrhaftig so, seine liebenswerte Seele sei gesegnet. »Danke, Liebes.«
    »Bitte schön, Dad«, sagte ich, während er mein Haar berührte und es einfach hinter meine

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