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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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albern. Ich hätte genauso gut sagen können: ›Gut gemacht, Champion‹ oder irgendwas ebenso Triviales. »Danke, dass du so ein toller Kumpel für mich bist.« Ich hasste mich. Aber das Letzte, was Todd jetzt wollte, war Mitleid. Also kämpften wir uns durch unsere Suppen, verabschiedeten uns schnell, rannten wie angestochen in unterschiedliche Richtungen und wollten den grauenhaften Abend einfach hinter uns lassen.
    ***
    Ich musste mit Cat sprechen. Ihr Appartement war nicht so wahnsinnig weit von Cozy’s entfernt, aber im Moment fühlte ich mich nicht in der Lage, das Amnesie-Theater zu spielen. Ich dachte daran, sie anzurufen und so zu tun, als wüsste ich nichts über unsere Beziehung oder die Tatsache, dass sie Psychotherapeutin war, und trotzdem ihre therapeutischen Fähigkeiten zu nutzen. Cat kannte Todd und mich wie niemand sonst auf der Welt, und ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte. Aber wie konnte ich ihr mein Herz über die Veränderung meiner vertrauten und behaglichen Beziehungen ausschütten, während ich immer noch die Gedächtnislose spielte?
    Ich rief sie von meinem Handy aus an und erzählte ihr, dass ich die Nummer gespeichert hätte und jemanden zum Reden bräuchte. Sie sagte mir, ich sollte rüberkommen, und gab mir eine Wegbeschreibung, da ihr Gott sei Dank nicht klar war, dass ich schon auf halbem Weg zu ihr war.
    Als ich in Cats Büro ankam, fand dort ein anderes notfallmäßiges Meeting statt, das nicht zu der Sorte ›verwirrte Freundin‹ gehörte. Die Tür ging auf und ich sah – und hörte – ein zwölfjähriges Mädchen, das ganz schrecklich weinte. Ihr Haar hatte zwölf verschiedene Farben, und es sah so aus, als hätte sie es mit einem Buttermesser geschnitten. Ihre Nase war gepierct, und sie trug abgeschnittene Jeans. Ihre Mutter und ihr Vater folgten kurz hinter ihr, und alle sahen unzufrieden aus.
    »Fickt euch, ich werde euch im Schlaf töten«, fauchte das Mädchen.
    »Sehen Sie? Haben Sie gesehen?«, sagte der Vater zu Cat.
    »Becky, das sind ja furchtbare Sachen, die du da sagst«, sagte Cat ruhig. »Ich weiß, dass du deine Eltern nicht wirklich töten willst, und du weißt das auch.«
    »Sie haben recht. Ich will sie nicht töten. Weil ich nicht ins Gefängnis kommen will. Aber ich möchte, dass sie tot sind. Sie sollten sich selber umbringen! Das würde aus dieser Welt einen besseren Ort machen.«
    Und meine Mutter dachte,
ich
wäre schwierig. »Vielleicht sollte ich ein anderes Mal wiederkommen«, sagte ich.
    »Vielleicht solltest du eine Kuh ficken gehen«, schlug Becky vor.
    »Vielleicht mache ich das«, erwiderte ich ruhig.
    »Das kannst du nicht, weil Kühe weiblich sind, du Schlampe.« Das Mädchen war zwölf.
    »Becky, das reicht«, sagte Beckys Mutter. »Unsere Zeit ist um. Danke für Ihre Hilfe, Cat.«
    »Ja, danke für gar nichts«, sagte Becky und wandte sich dann an mich. »Du bist dran, Psycho. Wenn ich in deinem Alter noch zum Seelenklempner gehe, hoffe ich, dass mich jemand über den Haufen fährt.«
    »Mich hat tatsächlich jemand über den Haufen gefahren«, antwortete ich vergnügt. Und ich war drauf und dran hinzuzufügen: Und wenn dir das passieren würde, bestünde die Hoffnung, dass jede Erinnerung an das böse kleine Mädchen, das du jetzt bist, ausgelöscht würde.
    Nachdem sie gegangen waren, umarmte mich Cat fest. »Wie läuft es?«, fragte sie und löste dann die Umarmung, um mir in die Augen zu sehen.
    »Es läuft ganz gut. Auf der Arbeit läuft es gut. Eigentlich besser als gut.«
    »Großartig«, sagte sie. »Aber …«
    »Ich weiß, dass du vorher erwähnt hast, dass du Psychologin bist«, sagte ich zögernd. »Ich weiß nicht, was das Protokoll vorsehen würde, wenn man einen Freund zum Reden braucht, der helfen … könnte …«
    »Bitte! Sicher! Erzähl mir, was los ist …«, bat sie mich.
    »Es geht um Todd.«
    »Was ist los?«
    »Er hat mir gesagt, dass er mich liebt. Bei einer Muschelsuppe.«
    »Was?«, schrie sie so laut, dass ich sicher war, ihr kleiner Fötus hatte es gehört.
    »Ja, ich weiß! Ich meine … Ich denke, ich weiß? Ich meine – das ist eine neue Information, oder?«
    »Nagelneu«, sagte sie. »Schockierend.«
    Ich war nicht ganz sicher, wie ich weitermachen sollte, also verhielt ich mich so, als hätte ich tatsächlich keine Erinnerung. »Ich wusste nicht, was ich machen sollte, aber ich hatte das Gefühl, dass er und ich einfach gute Freunde waren … ich meine … ich weiß es nicht. Du hast mich

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