Von jetzt auf gleich
noch lesen, und eigentlich machte das die ganze Sache noch authentischer. Ich rahmte es ein und machte mich auf den Weg zu Travis.
***
Wenn ein Mann für sich und seine Freundin einen Tisch im One if by Land Two if by Sea, dem bekannten New Yorker Restaurant reserviert, laufen die beiden Gefahr, sich zahlreichen unangebrachten Verdächtigungen auszusetzen.
»Bist du etwa auf dem besten Wege, dich zu verloben?«, fragte mich Todd gereizt. Ich rollte mit den Augen.
Mir war klar, dass ich mir das, was Todd und mich mal verbunden hatte, wohl abschminken konnte. Eine Erkenntnis, die zu spät kam und mir ganz schöne Bauchschmerzen bereitete. Das Schlimme war, dass ich mit meiner fehlenden Sensibilität einiges dazu beigetragen hatte. Aber ich war es nicht gewohnt, Dinge vor Todd geheim zu halten. Und weil er der Einzige war, der die Wahrheit kannte, war die neue Verlegenheit zwischen uns umso härter für mich.
Zur Weihnachtszeit ist die Gefahr eines Heiratsantrags im One if by Land allgegenwärtig. Als ich aus dem Taxi stieg, sah ich die blinkenden Lichter am Weihnachtsbaum durch das Fenster auf der anderen Seite der Straße. Das Restaurant sah aus, als wäre es ein altes Kutscherhaus, und die gewundene Straße, an der es lag, ließ es noch gemütlicher wirken. Draußen fror es, ein paar Schneeflocken tauchten gerade auf, aber das Restaurant hatte einen Kamin und eine angenehm warme Atmosphäre, so wie die Häuser, die man aus Magazinen oder von Holzschnitten auf der ersten Seite von Jane-Austen-Romanen kennt. Im Haus meiner Eltern war der Kamin eingemauert, weiß gestrichen und mit einem Pfau aus Porzellan geschmückt. Nicht sehr beeindruckend, aber pflegeleicht. Ich ging hinein. Ungeschickt versuchte ich, meinen Mantel auszuziehen, und schaute mich nach der Garderobe um, damit es nicht so aussah, als würde ich Travis suchen. Das war dumm und unsicher – eines der Alte-Jordan-Verhaltensmuster, die ich schon fast vergessen hatte. Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich immer ein bisschen unwohl, wenn ich ein Restaurant betrete oder aus einem Flugzeug aussteige und weiß, dass jemand auf mich wartet. Der suchende Blick auf meinem Gesicht, der unter solchen Umständen völlig normal ist, macht mich immer nervös. Vielleicht kommt das von der Angst, dass niemand auftaucht und sich der hoffnungsvolle Blick in einen enttäuschten Blick verwandelt und die Leute beobachten können, wie ich mich von einer erwarteten Freundin in einen sitzengelassenen Loser verwandele. Ein bisschen vermessen, zu glauben, dass wildfremde Menschen meinem Gesichtsausdruck so viel Beachtung schenken, das gebe ich zu. Jedenfalls fand ich die Garderobe. Dort stand auch Travis.
Wir hatten uns kaum hingesetzt und Travis war noch nicht einmal dazu gekommen, sich Butter auf sein Brot zu schmieren, da hatte ich den eingepackten Rahmen schon vor ihn gelegt.
»Was ist das?«
»Es ist kein großes Ding«, sagte ich. »Und es besteht aus zwei Teilen. Aber der zweite Teil fehlt noch. Er war noch nicht fertig. Aber er wird es sein, nach dem Essen.«
»Du hättest mir noch nicht mal ein Teil schenken müssen«, sagte er. »Aber schön, dass du an mich gedacht hast. Was auch immer es ist, ich werde es ewig in Ehren halten.«
»Es ist die
New York Post
von letztem Mittwoch mit gebrauchtem Kautabak im Sportteil.«
»Hmm«, sagte er, »hast du den Geschenk-Kassenbon drin gelassen?«
»Hör auf damit. Ich habe an dich gedacht, okay. Und tatsächlich hat dieses Denken meiner bescheidenen Meinung nach eine richtig witzige Marketingidee für dein Restaurant hervorgebracht, das nächstes Jahr um die Weihnachtszeit in einem Leuchtturm in deiner Nähe eröffnet wird.«
»Ich hatte auf einen Sommer-Knüller gehofft.«
»Ein Geheimtipp für den Sommer, das ist es! Jedenfalls wirst du Werbung machen müssen. Und an diesem Punkt kann ich für dich sehr nützlich sein.«
»Wie in vielen anderen Situationen«, fügte er hinzu. »Mach bitte weiter …«
»Gut. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie hervorragend das Essen ist, wenn es keiner kennt. Also muss ein neues Restaurant Gesprächsthema sein. Wir müssen Aufmerksamkeit erregen, verstehst du, wie ein Nebelhorn, das dir das Trommelfell herausbläst.«
»Klingt einladend.«
»Eine Einladung! Genau. Für jeden, der in einen dieser idyllischen kleinen Gourmetläden und Geschenkshops geht, von denen es in jedem kleinen Nest in den Hamptons nur so wimmelt.«
»Leute, die viel Geld für Essen ausgeben«,
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