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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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seitdem die schwere Metalltür hinter uns ins Schloss gefallen ist.
    „Kuckuck Rosenzopf!“, rufe ich. Meine Stimme klingt seltsam dumpf. „Können wir noch mal zurückkommen? Wir haben unsere Glüh-Räupchen vergessen.“
    Niemand antwortet.
    „Kuckuck Rosenzopf?“, rufe ich noch mal.
    „Er hört dich nicht“, sagt Lilly. „Bestimmt ist er schon wieder hinaufgegangen.“
    „Na tolltoll … Und was machen wir jetzt?“
    „Wir tasten uns vorwärts. Was bleibt uns anderes übrig?“
    „Aber ich gehe vor“, sage ich, weil ich der Junge bin und weil Lilly schon oft genug die Führung übernommen hat.
    Ich nehme Lilly an die Hand und strecke die andere vor mir in die Dunkelheit. Wir kommen nur sehr langsam voran, weil ich bei jedem Schritt Angst habe, der Boden könnte sich plötzlich zu einem schwarzen Abgrund auftun, doch bereits nach wenigen Schlurfern stoßen meine Finger gegen kaltes Metall.
    „Hier ist eine Tür“, sage ich und drücke dagegen, was die Tür zu einem genervten Quietschen veranlasst.
    Wir treten hinaus. Lilly sagt: „Ooooh!“ Und ich mache „Hui, hui, hui, hui, hui“, bis Lilly meine Hand loslässt und durch den Sand läuft. Er glüht orangefarben, was bestimmt etwas mit dem großen, roten Mond zu tun hat, der am Nachthimmel hängt.
    „So viel Sand habe ich noch nienie gesehen“, sagt Lilly.
    Die Wellen reichen bis zum Horizont. Ein Meer aus gefrorenem Sand, denke ich. Und dann denke ich an die Worte von Kuckuck Rosenzopf und frage mich, was an einer Wüste chaotisch sein soll.
    „In welche Richtung müssen wir?“, fragt Lilly.
    Ich schaue mich um, doch alle Richtungen sehen gleich aus, also mache ich: „Hmm …“
    „Ich denke, der Katzenbaum hat dir gesagt, wo du das Birkenwasser findest?“
    „Hat er ja auch … aber halt nicht so genau.“
    Lilly macht das Gesicht, das sie immer macht, wenn sie kurz davor ist, richtig sauer zu werden. „Was hat er gesagt, Dodo?“
    „Dass ich den Weg schon finden würde, wenn ich erst einmal da bin.“
    Anscheinend gefällt Lilly die Antwort nicht besonders gut, denn sie rollt so doll mit den Augen, dass es wehtun muss und seufzt: „Das darf nicht wahr sein … Wir sind in einer Wüste, Dodo!“
    „Ich weiß“, sage ich und suche weiter nach einem Zeichen, doch der Sand und die Wellen sehen noch immer überall gleich aus.
    „Wie hast du dir das vorgestellt?“
    Mein Blick bleibt am Mond hängen. Rund und rot, denke ich. Wie ein großer, wichtiger Knopf, den man auf keinen Fall drücken darf. Auf einmal verspüre ich ein unwiderstehliches Verlangen danach, meinen Zeigefinger hineinzubohren.
    „Da entlang!“, sage ich und marschiere los.
    „Bist du sicher?“, fragt Lilly und läuft neben mir her.
    Ich nicke.
    „Warum? Was ist da?“
    „Der Mond“, antworte ich und kann Lillys Augenrollen förmlich spüren.
    Der Sand ist tief, und bergauf ist es ziemlich anstrengend, doch immer wenn ich Lilly anbiete, sie zu ziehen, sagt sie nur: „Es geht schon.“ Bergab lassen wir uns kullern und schlagen Purzelbäume und lachen und schreien vor Vergnügen. Die gute Laune hält nur bis zum nächsten Aufstieg. Nach der zehnten oder fünfzehnten Welle rutschen wir hinab. Wir sind zu erschöpft, um Purzelbäume zu schlagen und zu müde zum Lachen und zum Schreien. Bei jedem neuen Aufstieg warte ich darauf, dass Lilly etwas sagt, doch sie tut es nicht. Und dann liegt auf einmal die letzte Welle hinter uns, und vor uns erstreckt sich ein ruhiges, orangenes Meer bis zum Nachthimmel.
    In der Ferne glitzert etwas.
    „Das ist Wasser!“, ruft Lilly.
    „Bestimmt eine Fata Morgana.“
    „Nachts gibt es keine Fata Morgana!“
    Lilly läuft einfach los. Sie ist verdammt schnell für ein Mädchen. Ich habe Probleme mitzuhalten, was aber vor allem daran liegt, dass meine Schuhe voller Sand sind und der linke Klettverschluss aufgegangen ist. Wir rennen und rennen und das Glitzern wird größer und wächst zu einem Teich heran.
    „Guck dir die Bäume an!“, sagt Lilly, als wir das Ufer erreicht haben, und ich wundere mich, dass sie überhaupt nicht außer Atem ist.
    „Hübsch“, keuche ich.
    „Dodo, das sind Birken! Und aus ihren Wurzeln fließt Wasser. Das heißt, der Teich besteht aus –“
    „Birkenwasser!“, stoße ich hervor, um nicht vollkommen als Doofi dazustehen.
    „Wir haben es geschafft!“, jubelt Lilly, fällt mir um den Hals und springt auf und ab. „Wir haben es gefunden!“
    Ich will mitspringen – alleine schon, damit Lillys

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