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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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ich sofort Tante Hablieblieb erzählen. Wie kommen wir denn jetzt am schnellsten in die Stadt?“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich wieder die kleine Falte. „Du bist hoffentlich nicht allergisch?“
    „Gegen was denn?“
    „Gegen Elefanten.“
    „Eine Elefanten-Allergie?“ Ich lachte. „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Gutgut“, sagte Elenor, steckte Daumen und Zeigefinger in ihren Mund und pfiff. „Halt dich an mir fest.“
    „Wieso?“, fragte ich.
    Irgendwo in der Ferne ertönte ein tiefes Stampfen.
    „Tu es einfach. Vertrau mir.“
    Elenor lächelte, und ich legte meine Hände behutsam auf ihre Schultern. Es fühlte sich gut an.
    Das Stampfen kam näher.
    „Was ist das?“, fragte ich. Meine Stimme hatte einen nervösen Unterton. „Etwa ein Elefant?“
    „Nein, nicht direkt …“ Elenor drehte sich zu mir um. „Aber so was Ähnliches.“ Ihr Atem roch nach frisch gepflückter Pfefferminze.
    Ich dachte über ihre Antwort nach, während das Stampfen immer lauter wurde. Bunte Vogelschwärme erhoben sich und überall im Dickicht knackte es plötzlich. Der gesamte Urwald war in Aufruhr. Hektisch sah ich mich um, ohne jedoch die Ursache für all die Aufregung ausmachen zu können.
    „Oh Gott!“, stieß ich hervor. „Kommt das etwa hierher?“
    „Ja, natürlich.“ Elenor war die Ruhe selbst. „Ich hab ihn ja gerufen.“
    „Warum hast du das getan?“, rief ich, während Äste zerbrachen, und ihr Knacken wie Gewehrschüsse über uns hinweghallte. Die riesigen Bäume auf der rechten Uferseite begannen jetzt, bei jedem Stampfen zu erzittern. Meine Finger krallten sich in den Stoff von Elenors Bluse.
    „Hab keine Angst, Dodo.“ Elenor legte ihre Hände auf meine. Sie waren angenehm kühl und trocken. „Bleib einfach in meiner Nähe. Der macht nichts.“
    Dann barst er aus dem Dickicht hervor. Er war etwa zwei Stockwerke groß und so breit wie hoch. Sein gesamter Körper war von dichtem, hellgrünem Fell bedeckt. Er hatte einen langen Rüssel und vier Beine. Mehr Besonderheiten waren aufgrund der zu allen Seiten abstehenden Behaarung nicht zu erkennen.
    Ich atmete dreimal schnell hintereinander ein und aus. Dann stieß ich hervor: „Das ist kein Elefant! Nicht mal so was Ähnliches! Das Einzige, was das Ding da mit einem Elefanten gemein hat, ist der Rüssel!“
    Ein tiefes Knurren drang aus der pelzigen Kugel, die ich für den Kopf hielt, weil von dort der Rüssel herabhing.
    „Ganz ruhig, mein lieber Elefanto“, wandte sich Elenor an das Wesen. „Er ist nicht von hier.“
    „Elefanto?“, presste ich hervor. „Das sieht aus wie ein zu groß geratenes Meerschweinchen! In grün. Mit Rüssel!“
    „Elenor“, sagte das pelzige Wesen. Es klang, als würde es eine überdimensionale Wäscheklammer auf seinem Rüssel tragen. Oder als sei es stark erkältet. „Elenor, wer ist dieser freche Kerl?“
    „Das ist Dodo“, antwortete Elenor.
    „Dodo?“, fragte Elefanto schnaufend. „Wie Dodofonie?“ Auch ihn schien die Ähnlichkeit köstlich zu amüsieren.
    „Wir müssen ihn so schnell wie möglich zu Tante Hablieblieb bringen.“
    Elefanto stieß einige verschnupfte Tröter aus. Dann ruckte die pelzige Kugel, bei der es sich tatsächlich um den Kopf handelte, kurz auf und ab. „Gutgut. Ich bringe euch hin. Steigt auf!“
    „Danke schön, mein Lieber“, sagte Elenor.
    Blitzschnell umschlang uns Elefantos Rüssel und schleuderte uns in die Luft. Ich schrie erschrocken auf, doch wie so häufig reagierte ich viel zu spät, denn da lagen wir bereits in einer Kuhle auf Elefantos Rücken, weshalb ich mich darauf beschränkte, meine Finger panisch in das dichte Fell zu graben, nur um kurz darauf festzustellen, dass es eigentlich ganz gemütlich war.
    „Sag mal, müsste das Ding nicht eigentlich eher Meerschweinchentanto heißen?“, fragte ich flüsternd Elenor, während das mammutgroße Meerschweinchen sich mit einer Vielzahl winzigkleiner Schritte umdrehte.
    „Hey, werd nicht frech, Kleiner!“, schnaufte Elefanto. Ich wusste noch immer nicht, wo sich seine Ohren befanden, aber sie schienen äußerst gut zu sein.
    „Es ist ganz einfach“, sagte Elenor zu mir. „Hier in Lichtwiese gibt es nur ein Gesetz. Das Gesetz der Freiheit. Jeder kann tun und lassen, was er will. Natürlich sieht Elefanto nicht aus wie ein Elefant – aber wenn er gerne einer wäre, dann wird er auch einer. Oder er nennt sich einfach so.“
    Ich überlegte. „Aber das … das ist doch

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