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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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wenn er auf einen Baum fliegt? Was dann, du Schlaumeier?“
    „Jetzt stell dich nicht so an. Ich hab ein gutes Gefühl dabei.“ Ich drückte mich an einer Gruppe dunkelroter Sonnenblumen vorbei und fühlte mich fantastisch.
    „Ein gutes Gefühl, ein gutes Gefühl“, äffte Strom-Tom mich nach. „Hör nicht auf dein Gefühl – benutz lieber deinen Verstand! Wenn du überhaupt einen hast ...“
    „Jetzt lass uns nicht streiten“, sagte ich. „Wenn du den Vogel gesehen hättest –“
    Ich verstummte und blieb genauso abrupt stehen, wie der Urwald geendet hatte. Vor mir lag auf einmal eine Lagune. Das türkisfarbene Wasser war absolut ruhig und die Oberfläche so glatt, dass die palmenähnlichen Gebilde am Ufer sich darin spiegelten. Es sah aus, als würden die Palmen in die Lagune hineinwachsen.
    „Endlich hast du Vernunft angenommen“, kommentierte Strom-Tom mein Stehenbleiben.
    Ich hörte ein Plätschern und schaute nach rechts. Nicht weit entfernt von mir badete eine junge Frau. Obwohl sie mit dem Rücken zu mir stand, war ich sofort überzeugt davon, dass sie sehr schön war. Darüber hinaus schien sie nackt zu sein. In ihrem dunkel-braunen schulterlangen Haar funkelten Tausende Diamanten. Vielleicht waren es auch nur Wassertropfen.
    „Das ist das Paradies“, hauchte ich leise.
    „Das ist ja eine Frechheit!“, rief die junge Frau dafür umso lauter. „He! Dreh dich sofort um!“
    Ich blinzelte dreimal schnell hintereinander und stammelte: „Entschuldigung, ich, äh … Entschuldigung.“ Mehr fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Frauen gegenüber weiß ich nie genau, was ich sagen soll.
    „Dreh dich gefälligst um!“, rief die junge Frau wieder.
    „Äh, ja, natürlich, ich …“, sagte ich und wandte ihr den Rücken zu.
    „Was ist denn los?“, erkundigte sich Strom-Tom.
    „Nichts“, flüsterte ich. „Sei ruhig!“
    „Ist noch jemand bei dir?“, fragte die junge Frau hinter mir.
    „Was? Nein, nein, ich … ich bin allein.“
    „Ich komme jetzt raus und ziehe mich an. Nicht umdrehen, hörst du?“
    Ich nickte eifrig, „Ja, natürlich“, und starrte auf etwas, das wie eine Kreuzung aus Kokosnusspalme und Kirschbaum aussah.
    „Ich bin fertig“, sagte die Frau.
    Sie trug jetzt einen rosafarbenen Rock und eine hellgrüne Bluse. Die gelben Gummistiefel wollten nicht so recht dazu passen, trotzdem gefiel mir die Kombination.
    „Sag mal, wer hat dich denn erzogen? Du kannst doch nicht heimlich einer jungen Dame beim Baden zusehen!“ Auf ihrer Schulter lag eine einzelne, ebenfalls gelbe Feder. Die junge Frau bemerkte die Feder und pustete sie davon. „Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?“, wandte sie sich wieder an mich.
    „Nein, ich, äh … also, ich … ich hab dich gar nicht … also schon, aber nicht absichtlich … ich, äh …“, stotterte ich und beendete den Satz schließlich mit: „… rein zufällig hier vorbeigekommen.“
    „Aha …“ Die Antwort schien sie nur bedingt zu überzeugen. „Und wo kommst du her? Ich kenne dich gar nicht.“
    „Ich? Ähm …“ Ich drehte mich abermals um, suchte nach dem Weg, auf dem ich den Urwald verlassen hatte, fand ihn nicht, zeigte stattdessen in eine ungefähre Richtung und sagte: „Da hinten.“
    Die junge Frau musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. Zwischen ihren Brauen bildete sich eine kleine Falte. „Und wo genau liegt dieses da hinten?“
    „Sag kein Wort!“, zischte Strom-Tom in meinem Bauch.
    „Was war das?“
    „Ich bin auf der Durchreise“, sagte ich schnell.
    „Und wo reist du so durch?“, fragte sie. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich will dich nicht länger quälen.“ Ihr Gesicht hellte sich auf, die Falte zwischen ihren Brauen verschwand. „Willkommen in Lichtwiese! Ich heiße übrigens Elenor.“
    „Was für ein schöner Name!“, sagte ich und spürte, wie das Blut in meinen Kopf schoss.
    „Danke.“ Elenor lächelte und sah mich an.
    Einen Moment lang schwiegen wir.
    „Könntest du … könntest du mir vielleicht helfen?“, fragte ich. „Ich suche einen –“
    „Ja, und du?“, unterbrach mich Elenor.
    „Und ich?“, fragte ich irritiert.
    „Na, wie du heißt.“
    „Ach so, ja … entschuldige.“ Meine Wangen glühten. „Ich heiße Dodo.“
    Elenor lachte. „Du heißt wirklich Dodo? Wie süß! Klingt wie Dodofonie.“
    „Was soll das denn sein?“
    „Du bist wirklich nicht von hier“, stellte Elenor fest.
    „Nein, ich, äh … nein. Eigentlich nicht.“
    „Das muss

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