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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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bescheuert“, sagte ich und fügte schnell ein „Entschuldigung, aber ist doch so“ hinzu.
    „Wieso?“, fragte Elenor. „Das ist doch toll! Bei uns kannst du alles werden, was du willst. Einfach alles!“
    „Ja …“ Ich überlegte weiter. „Und was war Elefanto vorher?“
    „Ich war ein Junge“, antwortete Elefanto, der sein Wendemanöver inzwischen beendet hatte.
    „Und jetzt bist du ein Fantasiewesen aus Meerschweinchen und Elefant?“
    „Ja.“ Der pelzige Kopf wippte auf und ab. „Das waren meine beiden Lieblingstiere, und ich konnte mich einfach nicht entscheiden.“
    Ich sah Elenor an. „Aber wenn man alles sein kann, was man will … warum hast du dich dann nicht auch verwandelt?“
    Elenor senkte den Blick. „Wir müssen jetzt los.“
    Elefanto schnaubte zustimmend und trabte los. Mit erstaunlicher Gewandtheit huschte er zwischen den Baumstämmen und unter tiefen Ästen hindurch und sprang über schmale Flussbetten. Aufgrund seiner Proportionen hinterließ er dennoch eine Schneise der Verwüstung. Er wurde immer schneller, bis er seine Höchstgeschwindigkeit – 73,6 Stundenkilometer, wie mir Elenor später erzählte – erreicht hatte. Zum weiteren Verlauf des Ritts kann ich nur wenig sagen, da ich die meiste Zeit über mein Gesicht in Elefantos Fell vergrub und bei jedem Richtungswechsel kurze, spitze Schreie ausstieß.
    Nach einer halben Ewigkeit wurde Elefanto langsamer und blieb schließlich stehen. Vorsichtig hob ich meinen Kopf und öffnete die Augen. „Oh … Wahnsinn!“
    „Wir sind zu Hause“, sagte Elenor.
    „Da drin wohnst du?“
    Es sah aus wie ein gigantischer, mittelalterlicher Palast, dessen Mauern über und über mit Perlmutt besetzt war.
    „Gefällt es dir?“, fragte Elenor.
    „Und wie …“, antwortete ich staunend.
    Die Sonne trat hinter den Wolken hervor, als hätte sie nur auf unsere Ankunft gewartet, und das gesamte Gebäude erstrahlte in einem einzigen Glitzern und Glänzen.
    „Sind das alles Muscheln?“, fragte ich.
    „Ja.“
    Es mussten Abertausende sein. „Wo habt ihr die denn alle gefunden?“
    „Die haben wir nicht gefunden, Dodo.“ Elenor lachte und schüttelte vergnügt den Kopf. „Die sind zu uns gekommen.“
    Ich löste meinen Blick von dem funkelnden Palast und sah Elenor an. „Wie meinst du das?“
    „Die Muscheln sind alle freiwillig hier. Um das Schloss zu verschönern.“
    „Du meinst … die leben noch?“
    „Ja, natürlich! Was dachtest du denn?“ Sie verzog das Gesicht. „Wir schmücken uns doch nicht mit toten Lebewesen. Das ist ja eklig!“
    „Nein, natürlich nicht“, sagte ich, weil Elenor mich so vorwurfsvoll ansah.
    „An den Mauern fließt frisches Meerwasser hinab, damit die Muscheln nass bleiben. Und damit sie kein Heimweh bekommen.“
    „Muscheln haben Heimweh?“, fragte ich erstaunt.
    „Natürlich, Dodo. Jedes Lebewesen hat Heimweh. Auch Muscheln.“
    „Das wusste ich nicht“, sagte ich und kam mir plötzlich ziemlich dumm vor.
    Elenor lächelte. „Dafür bist du jetzt ja hier. Komm, wir gehen hinein.“
    „Okay …“
    Wir verabschiedeten uns, Elefanto trötete „Gerngern, keine Ursache“, und der lange Rüssel setzte uns sanft auf den Boden.

Willkommen in Lichtwiese

    Die Eingangshalle des Schlosses war sogar noch größer, als das ohnehin schon gigantische Gebäude von außen vermuten ließ. Der Boden war in allen Farben des Regenbogens gekachelt. An einigen Stellen waren die Kacheln von Teppichen, Tischdecken und Badezimmermatten bedeckt, auf welchen wiederum kleine Gruppen aus Sofas, Sesseln und Betten standen. Die Möbelstücke bildeten Kreise und wirkten wie kleine Inseln auf dem schier unendlichen Regenbogenmeer. Zwischen, auf und über den Inseln standen, saßen und flogen die absonderlichsten Wesen umher: Kanarien-Katzen, Kroko-Affen, Walross-Tiger und Dalmatiner-Pferde. Trotzdem war es erstaunlich still in der riesigen Halle, die in ihrer Mitte durch eine Allee aus prächtigen Apfelbäumen geteilt wurde. Die Äste der Bäume waren über und über mit rosa-weißen Blüten besetzt. Aus der Entfernung betrachtet, sahen sie aus wie riesige Pusteblumen.
    Schweigend ging Elenor die Allee entlang, und ich stolperte staunend hinter ihr her, bis ein lautes Schnarchen meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Etwas, das aussah wie eine Mischung aus Faultier und Giraffe, lag, alle Viere von sich gestreckt, unter einem der Apfelbäume und schlief.
    „Sei bitte leise“, flüsterte Elenor und tippte dabei mit ihrem

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