Von Liebe stand nichts im Vertrag
erzählen hätte.
Erwartungsvoll sahen Rachel und Crissy sie an. „Du warst heute ziemlich ruhig“, sagte Crissy. „Ich habe mich schon gefragt, ob bei dir alles in Ordnung ist.“
Noelle nickte. „Ich bekomme ein Baby. In acht Monaten.“
„Und Jimmy ist der Vater?“ Crissy berührte Noelles Arm. „Gerade erst hast du erfahren, dass er vor … einigen Wochen umgekommen ist, und nun glaubst du, schwanger zu sein? Bist du ganz sicher? Du bist in Panik. Kein Wunder. Das würde mir genauso gehen.“
Noelle war die Jüngste in dieser Gruppe. Crissy war dreißig und Inhaberin einer kleinen Fitnessstudiokette für Frauen. Rachel war sechsundzwanzig und Kindergärtnerin. Gerade jetzt war Noelle ihren Freundinnen dankbar für ihre Unterstützung.
„Ich versuche noch immer, mir über meine Gefühle klar zu werden. Irgendwie verändert Jimmys Tod alles.“
„Du musst es seiner Familie sagen“, warf Rachel ein. „Sie haben ein Recht darauf zu wissen, dass ein Teil von Jimmy weiterleben wird.“
Crissy zog die Stirn kraus. „Aber dann mischen sie sich ein, bevor Noelle weiß, was sie will. Wenn sie nun das Kind zur Adoption freigeben will?“
Rachel schüttelte den Kopf. „Das wird sie nicht tun. Sagtest du nicht, Jimmy hätte einen Bruder?“
„Ja. Devlin Hunter.“
„Da haben wir’s“, sagte Rachel. „Vielleicht möchte er ja ein Wörtchen mitreden.“
„Dann würde ein Mann Noelles Baby aufziehen?“, fragte Crissy. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„An Adoption habe ich überhaupt nicht gedacht“, gab Noelle zu. Sie hatte keine Zeit zum Nachdenken. „Jimmys Bruder weiß schon Bescheid, und er will, dass wir heiraten. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich darauf einlassen sollte, aber jetzt sind wir schon verlobt.“
Sie dachte an den Ring, der in ihrer Wäscheschublade lag. Hätte sie ihn mitbringen und ihren Freundinnen zeigen sollen?
Endlich wurde ihr bewusst, dass Crissy und Rachel sie mit offenem Mund anstarrten. Diese letzte Neuigkeit schien sie mehr zu schockieren als ihre Schwangerschaft.
Crissy erholte sich zuerst. „Vielleicht solltest du noch einmal von Anfang an berichten.“
Noelle erzählte von ihrem Test im Bad von Devs Büro, wie Dev geradezu über sie gestolpert war, und wie er alles erfuhr. Als sie von seiner Reaktion und dem Heiratsantrag berichtete, konnte sie beinahe selbst nicht glauben, dass dies alles Realität war.
„Bist du verrückt?“, fragte Crissy. „Entschuldige, es sollte nicht so hart klingen …“
Rachel schüttelte den Kopf. „Das scheint doch eine vernünftige Lösung zu sein. Dev tut, was sein Bruder getan hätte. Jimmy hätte dich doch auch geheiratet, oder?“
„Er wollte mich heiraten.“ Aber Noelle war gar nicht so sicher, ob er es getan hätte.
„So tritt also ein Bruder für den anderen ein“, stellte Rachel fest. „Das kommt manchmal vor …“
„Ich habe so etwas noch nicht erlebt.“ Crissy sah Noelle fragend an. „Du warst doch in Jimmy verliebt, oder? Wie kannst du seinen Bruder heiraten?“
„Es ist eine Vernunftehe“, erklärte Rachel. „Dev möchte sich um Noelle und das Baby kümmern. Das ist doch toll.“
Noelle hatte gar nicht überlegt, dass sie und Dev als Eltern immer auf irgendeine Weise miteinander verbunden sein würden.
Eltern. Sie hatte ein Problem damit, sich sie als Mutter vorzustellen. Dev kannte sich in der Vaterrolle schon eher aus. Jahrelang hatte er Jimmy erzogen. Gut zu wissen, dass er erfahrener war. Vielleicht war die Heirat doch nicht so von der Hand zu weisen … Ja. Dev hatte sich sehr anständig verhalten. Freundlich, großzügig und geduldig. Einfach unbeschreiblich. Unter anderen Umständen …
Hastig wies sie diese ausschweifenden Gedanken von sich. Dev war an nichts anderem als an dieser Vernunftehe interessiert.
Was hatte sie eigentlich für Jimmy empfunden? Und er für sie?
Hatten sie sich geliebt? Noelle wusste es wirklich nicht. Sie hatte zwar geweint, als sie von seinem Tod erfuhr, und sie hatte ihn auch vermisst. Aber Liebe? Was für ein Gefühl war die Liebe? Wie konnte jemand überhaupt sicher sein?
„Ich wollte nicht schwanger werden“, gab sie schließlich zu. „Aber wenn es schon geschehen ist, bin ich froh, dass Dev mich heiratet und dem Baby einen Namen gibt.“
Rachel zuckte die Schultern. „Ich hätte nichts gegen eine eigene Familie. Das war schon immer mein Wunsch.“
„Ich bin froh, Single zu sein“, beteuerte Crissy. „Außerdem habe ich eine
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