Von Liebe stand nichts im Vertrag
begann sie. „Ich erzähle Ihnen das, damit Sie sich keine Sorgen machen müssen, er könnte plötzlich hereinkommen oder unser Gespräch belauschen.“
„Gut.“ Noelle wusste, dass Dev und Katherine seit Jahren zusammenarbeiteten. Vermutlich hatte er seine Assistentin über die bevorstehende Hochzeit informiert.
Katherine bestätigte Noelles Vermutung. „Ich glaube, ich darf Ihnen herzlich gratulieren.“
Noelle verlagerte ihr Gewicht. Was sollte sie darauf antworten? „Vielleicht erscheint es Ihnen ja etwas übereilt …“, murmelte sie. Was mochte Katherine nur von ihr denken?
Aber Katherine blickte sie freundlich an. „Das Leben geht seine eigenen Wege. Dadurch wird es erst interessant. Aber ich bin sehr traurig, Sie zu verlieren.“
„Ich bin auch nicht begeistert, die Firma zu verlassen“, gestand Noelle. „Aber unter den gegebenen Umständen ist es sicher das Beste.“
Nach der Hochzeit mit dem Chef der Firma wäre es mehr als peinlich, hier weiter als Sekretärin seiner Assistentin zu arbeiten.
„Ich weiß, dass Sie mit Jimmy zusammen waren. Er war ein interessanter junger Mann. Dev hat viel Energie in die Erziehung seines Bruders gesteckt.“ Katherine zögerte. „Jimmy war lustig, aber nicht unbedingt jemand, mit dem man seine Zukunft plant. Aber Dev können sie vertrauen. Er ist ein anständiger verantwortungsbewusster Mann. Ich kenne ihn, seit er noch ein Teenager war. Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, Sie sind sich Ihrer Chancen bewusst.“
Was sollte Noelle dazu sagen? Durchschaute Katherine den Handel? Es klang beinahe so.
„Dev verdient eine Frau, die ihn liebt. Es hat einige … Enttäuschungen in seinem Leben gegeben.“
Enttäuschungen? Bitterere als Jimmys Tod? Wieder wurde Noelle deutlich, wie wenig sie über den Mann wusste, den sie heiraten wollte. Wer war er wirklich?
Katherine lächelte. „Ich glaube, Sie werden sehr glücklich miteinander.“
„Vielen Dank“, murmelte Noelle. Dabei spürte sie, dass das auch ihr Wunsch war …
Unter normalen Umständen hätte Dev sich selbst für eine gute Partie gehalten: Er hatte Karriere gemacht, besaß ein erfolgreiches Unternehmen, und wer ihn heiratete, würde immer über genügend Geld verfügen. Er fand, er hatte ein gutes Herz – allerdings auch viele Fehler. Dennoch hatte er nie Probleme, attraktive Frauen zu finden und zu halten.
Aber es war das erste Mal, dass er mit einer Pastorentochter liiert war, und er konnte sich nicht vorstellen, was Noelles Eltern von ihm halten würden. Er war ein paar Jahre älter, was möglicherweise ein Plus war. Sie wussten nichts von dem Baby, waren also nicht auf eine baldige Hochzeit gefasst.
Als er vor dem schlichten zweistöckigen Haus inmitten einer Vorstadtsiedlung parkte, erinnerte er sich daran, dass er aus gutem Grund das Richtige tat. Irgendwie würde er Noelles Eltern überzeugen, wie gut sie beide zusammenpassten.
Kaum war er aus seinem Wagen ausgestiegen, stürzte Noelle aus der Haustür. „Du bist da!“, rief sie im Laufen.
„Hattest du denn Zweifel, dass ich kommen würde?“
„Ich kann mir gut vorstellen, was du durchgemacht hast.“ Lächelnd sah sie zu ihrem Elternhaus. „Alle sind da. Es handelt sich nur um ein Barbecue. Nichts Aufregendes. Meine Eltern sind wirklich nett. Meine Schwestern werden versuchen, dich zu quälen, aber das brauchst du dir nicht gefallen zu lassen. Ich bin sicher, ich habe dir alles erzählt, was du wissen musst.“
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Glaubst du, wir können sie täuschen? Ich weiß nicht, ob ich es fertigbringe. Es ist das erste Mal. Ich fürchte, mir wird schlecht.“
Sie ist die aufrichtigste Frau, die ich kenne, dachte Dev belustigt. Und sie sah so attraktiv mit den langen Locken und in ihrem Sommerkleid aus. Vorfreude spiegelte sich in ihren dunklen Augen, und ihr Mund zitterte.
Ohne nachzudenken beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie. Mit dem federleichten Kuss wollte er sie nur von ihren Bedenken ablenken, obwohl ihm die kurze Berührung ihrer weichen warmen Lippen gefiel. Ja, es würde ihm nichts ausmachen, den Kuss zu wiederholen – nicht, dass er es tun würde …
Offenbar hatte es funktioniert, denn nun zeigte ihre Miene Erstaunen und Verwirrung.
„Du hast mich geküsst“, sagte sie ungläubig.
„Ist das ein Problem?“
„Wie bitte? Nein. Es ist sogar gut, falls jemand uns beobachtet.“
„Vergiss nicht zu atmen und entspann dich.“
Devlin Hunter hatte sie geküsst. Und es
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