Von Liebe steht nichts im Vertrag
fürchten Sie ja auch, nicht mehr nach Hause zu wollen, wenn sie einmal vom süßen Leben gekostet haben?“ Seine Miene wirkte sehr angespannt.
„Wohl kaum. Man muss schon selbstquälerisch veranlagt sein, um bei Ihnen bleiben zu wollen. Falls ich überhaupt bleibe, dann nur, bis dieses Kind geboren ist. Danach können Sie mich gernhaben.“
„Gut.“ Er stieß sich vom Wagen ab. „Dann sind wir ja einer Meinung. Sie können sicher sein, dass ich Ihre Situation nicht ausnutzen werde. Dafür möchte ich Ihr Versprechen, dass wir für die nächsten sechs Monate das Thema Trennung nicht mehr anschneiden. Sieht so aus, als ob das für uns das perfekte Arrangement ist.“
Das perfekte Arrangement?
Oder die perfekte Hölle?
Jetzt kamen ihr die sechs Monate unter einem Dach mit diesem Mann überhaupt nicht mehr wie Urlaub vor.
„Dominic, du bist ja da.“ Eine Stimme erklang hinter ihnen. Angie war dankbar, dass sie gestört wurden. Als sie sich umdrehte, entdeckte sie eine ältere, schlanke, hübsch gekleidete Frau, die sie anlächelte.
„Und Sie müssen Angelina Cameron sein. Was für ein schöner Name.“ Sie nahm Angies Hände in ihre. „Kommen Sie doch herein, meine Liebe. Ich hatte Sie noch gar nicht erwartet.“
„Angelina Cameron – meine Haushälterin Rosa“, stellte Dominic barsch vor, um die Formalitäten hinter sich zu bringen. „Allerdings werden Sie schnell herausfinden, dass sie viel mehr ist als nur das.“
Rosa quittierte seine Worte mit einem strahlenden Lächeln. Liebevoll sah sie ihn an, doch es lag auch Sorge in ihrem Blick. Als Rosa ihnen über den überdachten Weg vorausging, der zum Haus führte, folgte Angie ihr steif. Dabei fragte sie sich, wann jemand sie zuletzt mit ihrem vollen Namen angesprochen hatte. Wahrscheinlich, als sie ihren Führerschein verlängert hatte, überlegte sie.
Sie entschied sich, Rosa zu mögen. Die Begrüßung war herzlich gewesen, und als die ältere Frau ihr die Hände drückte, schien sie damit beinahe sagen zu wollen: Ich verstehe. Doch Angie gefiel fast noch mehr, wie ihr Name aus Dominics Mund geklungen hatte. Mit seiner tiefen Stimme hatte er ihm einen ganz eigenen Klang verliehen.
Rosa sah über die Schulter und lächelte, als sie Angies Blick auffing. Was hatte Dominic ihr erzählt? Ob die Haushälterin wusste, warum sie hier war? Oder war sie es schlicht gewohnt, Dominics Frauen willkommen zu heißen? Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie seine Frau gestorben und wie lange sie schon tot war, bezweifelte Angie, dass ein Mann wie er lange allein bleiben würde.
Dafür sah er viel zu gut aus. Und viel zu männlich. Er strahlte Macht aus, die beinahe spürbar war. Oder war das seine Hitze, die sie fühlte, als er hinter ihr herging?
Bei all dem, was für ihn sprach – sein gutes Aussehen, der Reichtum, sein wunderschönes Haus –, mussten die Frauen doch Schlange stehen, um die nächste Mrs Pirelli zu werden. Und ein Baby obendrein machte ihn sicher unwiderstehlich.
Als Rosa sie durch den gepflegten Garten ins Haus führte, vergaß Angie einen Moment den Mann neben sich. Wirkte das Haus von außen schon prunkvoll, war es innen schlicht überwältigend. Rechts von der großen Eingangshalle ging ein riesiger Raum ab, der die ganze Länge des Hauses einnahm. Zweiflügelige Rundbogentüren führten auf eine Terrasse mit Ausblick auf das Meer. An der hohen Decke hingen funkelnde Kronleuchter. Ihr blieb die Luft weg. Es sah aus wie aus einem Märchen. Vermutlich hat Aschenputtel hier getanzt, dachte sie.
„Ich habe Ihnen die Gästesuite hergerichtet“, sagte Rosa und holte sie damit in die Wirklichkeit zurück. „Ich hoffe, Sie fühlen sich dort wohl.“
Angie konnte nicht antworten. Immer noch fiel es ihr schwer zu glauben, dass sie in diesem Palast für die nächsten sechs Monate wohnen würde.
Es stellte sich heraus, dass ihre Suite in einem separaten Flügel lag. Rosa strahlte, als sie den Gast in die Räume führte, die in Gelb und Weiß gehalten waren und mit einigen blauen Accessoires dezent aufgelockert wurden. Die späte Nachmittagssonne stahl sich durch die Vorhänge, die sich leicht in der frischen Meeresbrise bewegten.
Angie konnte kaum alles auf einmal in sich aufnehmen. Hinter dem Wohnzimmer lag ein riesiges Schlafzimmer mit einem eigenen Ankleideraum. Ein wunderschönes Bett im Kingsize-Format stand genau gegenüber von einem großen Fenster, das einen atemberaubenden Ausblick auf das Meer und die Klippen bot. Das
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