Von Liebe steht nichts im Vertrag
überlassen und ihr erklärt hatte, dass er erst spät zurückkommen werde, verschwand er wieder. Angie fragte sich, ob er vielleicht eine Verabredung hatte …
„Mögen Sie Tortellini?“
Rosas Frage brachte sie in die Wirklichkeit zurück. „Ich weiß nicht. Ich habe noch nie welche gegessen.“
Lächelnd reichte die Haushälterin ihr einen Teller.
Die selbst gemachten Tortellini waren köstlich, stellte Angie fest. „Hat Mr Pirelli Ihnen aufgetragen, mich zum Essen zu verführen?“, fragte sie. „Er findet, ich sei zu mager.“
Rosa lachte. „Ich bin auch aus Italien, cara, genau wie Mr Pirelli. Für mich könnte jeder ein paar Pfunde mehr vertragen. Und besonders Sie brauchen genügend Kraft. Sie haben einen wichtigen Job zu erledigen. Man könnte auch sagen, den wichtigsten Job der Welt.“
Nachdem sie die Tortellini bis auf den letzten Bissen vertilgt hatte, legte Angie die Gabel zur Seite und bedankte sich. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte sie sich wunderbar befriedigt. Doch immer noch musste sie an das Porträt denken und an die Frau, die eigentlich dieses Kind hätte austragen sollen. „Ich habe Carlas … Mrs Pirellis Porträt auf dem Treppenabsatz gesehen. Sie war sehr schön.“
Die ältere Frau lächelte traurig, während sie Angies Teller nahm. „Das Gemälde ist kurz nach ihrer Hochzeit entstanden. Sie war ein sehr schönes Mädchen. Und sie wünschte sich verzweifelt, Dominic ein Kind schenken zu können. Aber es sollte wohl nicht sein.“
Angie legte die Hand auf ihren Bauch. „Es ist nicht fair, dass ich ihr Baby bekommen werde.“
Besänftigend tätschelte Rosa ihr die Schulter. „Es ist ein Wunder, genau das ist es.“ Angie bemerkte die Trauer in den Augen der Haushälterin. Dann fasste Rosa sich wieder und trug den Teller zur Spüle. „Und, was würden Sie jetzt gerne machen? Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, wenn Sie sich einrichten?“
Angie schüttelte den Kopf. „Es war ein langer Tag. Ich werde früh zu Bett gehen.“ Zuvor aber wollte sie noch eine Sache in Angriff nehmen, überlegte sie, als sie ihre Ponyfransen aus den Augen strich. „Haben Sie vielleicht eine Schere, die ich mir ausleihen könnte? Meine Haare könnten einen Schnitt gebrauchen.“
„Ich habe eine bessere Idee“, meinte Rosa entschlossen. „Eine Nichte von mir ist Friseurin. Sie arbeitet von zu Hause aus. Ich rufe sie an und frage sie, ob sie morgen früh vorbeikommen kann.“
„Das ist doch nicht nötig …“
Doch Rosa hielt nur die Hand hoch, dann griff sie zum Telefonhörer, als sei es beschlossene Sache.
An diesem Abend lag Angie in einem fremden Bett, lauschte ungewohnten Geräuschen – dem leichten Wellenschlag unten am Strand, dem Schrei der Möwen, den kleinen Beuteltieren, die raschelnd durch die Baumkronen huschten. Alles war so anders. Sie kuschelte sich tiefer in das himmlisch weiche Bett. Wie sollte sie nach diesem aufregenden Tag überhaupt einschlafen können?
Sie rührte sich erst wieder, als die frische Meeresbrise den Vorhang leise raschelnd blähte und den Duft nach heißem Tee und Toast vom Tischchen neben dem Bett zu ihr wehte. Sofort war sie hellwach, als sie sah, dass es schon nach zehn Uhr war.
Sie lehnte sich gegen die Kissen, nahm einen Schluck Tee, um ihren Magen zu testen, dann knabberte sie vorsichtig an der Scheibe Toast. Sie hatte zwar noch ein flaues Gefühl, aber es war schon viel besser als am Tag zuvor. Vielleicht hatte der Arzt ja doch recht, und sie würde diese schreckliche Phase der Übelkeit überwinden.
Eine Stunde später erschien Rosas Nichte. Sie habe sich beurlauben lassen, erklärte sie, solange ihre bambini noch klein seien. Im Moment unterhielt Rosa ihre Kinder mit Käsestangen und Bauklötzchen in einer Ecke der Küche. Prüfend sah Antonia sich währenddessen Angies Gesicht an und fuhr ihr mit den Fingern durch das Haar. „Sie haben eine Naturwelle“, stellte sie fest, während sie nachdenklich einzelne Strähnen zwischen den Fingern drehte. „Ich hätte eine Idee, wie wir ihr Haar viel besser zur Geltung bringen könnten. Wie mutig sind Sie?“
Eine Stunde später sah Angie in den Spiegel und konnte nicht glauben, wie sehr sie sich verändert hatte. Das waren ihre Haare? Sonst meist in einem straffen Pferdeschwanz gebunden, tanzten ihre gestuften Locken nun schwungvoll um ihr Gesicht herum.
„Wunderschön“, erklärte sie zu Antonias und Rosas Freude. „Wie kann ich das je wiedergutmachen?“
Lächelnd
Weitere Kostenlose Bücher