Von Liebe steht nichts im Vertrag
Sie wohl übersehen haben.“
„Also gut“, meinte sie, immer noch benommen von seinem umwerfenden Lächeln. „Meine Mutter war ausschlaggebend dafür.“
„Sie geben Ihrer Mutter die Schuld, dass Sie Shayne geheiratet haben?“
„Ja. Nein. Irgendwie schon. Wir waren noch nicht lange zusammen, als wir erfuhren, dass sie krank ist. Damals war er gut zu mir – zu uns. Und meine Mutter wollte mich versorgt wissen, bevor sie starb. Sie wollte, dass ich kirchlich heirate, ganz in Weiß, wie es ihr selbst nicht vergönnt gewesen war. Shayne schien ganz versessen darauf.“
Sie hob die Schultern. „Es war das Mindeste, was ich tun konnte, unter den gegebenen Umständen. Und für eine Weile war es auch okay.“ Sie wandte den Kopf ab. „Den Rest kennen Sie ja.“
Fest kniff sie die Augen zusammen. Er sollte den Schmerz und die Tränen nicht sehen, die unweigerlich folgen würden. Doch zu ihrer Überraschung geschah nichts dergleichen. Erleichtert seufzte sie auf. Gut. Vielleicht hatte sie ihr Selbstmitleid überwunden. „Das ist die ganze traurige Geschichte in Kurzform. Reicht das?“
„Nein. Erzählen Sie mir, woran Ihre Mutter gestorben ist.“
Sie sah aus dem Fenster zu den Geschäften, die die Straße säumten. Wie weit war es denn noch zu dem Kinderladen? Und warum hatte er überhaupt darauf bestanden, dass sie mitkam? Sie wollte nicht für dieses Baby einkaufen, das sie nie richtig kennenlernen würde. Und sie wollte nicht nachts wach im Bett liegen und sich vorstellen, wie das Kleine in seinem Stubenwagen schlief, mit den reizenden kleinen Sachen, die sie ausgesucht hatte.
Konnte er denn nicht verstehen, dass sie nichts von alldem wissen wollte? Weil es ihr sonst noch schwerer fallen würde, dieses Kind zu vergessen?
Was war überhaupt in ihn gefahren? Bisher hatte er kaum Interesse an dem Baby gezeigt, außer dass er es für sich beanspruchte. Den ganzen letzten Monat war er ihr aus dem Weg gegangen, und jetzt wollte er Babysachen kaufen? Was sollte das alles?
„Außer, Sie wollen nicht darüber reden“, drängte er.
Sie lehnte den Kopf gegen die Stütze. „Brustkrebs“, sagte sie schließlich. „Als sie es feststellten …“ Erneut kniff sie die Augen zusammen, doch diesmal konnte sie den Schmerz und die Tränen nicht zurückdrängen.
„Mum hatte uns Weihnachten alle zum Essen eingeladen – Shayne und mich, dessen Eltern, sogar seine Schwestern mit ihren Freunden. Sie erzählte, sie habe im Lotto gewonnen und wolle das Geld verprassen. Ich glaube, ihr gefiel der Gedanke sehr, die ganze Familie noch einmal um sich zu haben.“ Sie stockte. „Wir sind sonst nie Weihnachten zum Essen gegangen. Es war etwas ganz Besonderes, in einem richtigen Restaurant zu speisen. Das schönste Weihnachten, das wir je erlebt haben.“
Angie seufzte traurig. Ihr hätte auffallen müssen, wie müde ihre Mutter aussah, obwohl sie so ausgelassen gelacht und sich amüsiert hatte. Sie hätte die dunklen Ringe bemerken müssen und wie wenig ihre Mutter aß, während alle um sie herum schlemmten. „Mum hat es zu einem ganz besonderen Fest für jeden gemacht. Bis wir nach Hause kamen und sie Shayne und mir die Wahrheit gestand. Dass sie sterben musste und ihr nur noch wenige Wochen blieben. Niemand konnte ihr mehr helfen. Das Einzige, was sie sich mehr als alles andere auf der Welt wünschte, war, dass ihre Tochter versorgt sein würde.“
Sie betete darum, stark genug zu sein, um auch den Rest erzählen zu können. Irgendwie hatte sie das Gefühl, erklären zu müssen, wie sie jemanden heiraten konnte, der sie so schnöde sitzen gelassen hatte. „Damals waren wir erst drei Monate zusammen und kannten einander kaum. Aber Shayne, verflucht soll er sein, ging auf die Knie und hat mir vor Mum einen Heiratsantrag gemacht. Was sollte ich denn tun? Ich wusste, es war verrückt und leichtsinnig, aber wie konnte ich zu jemandem Nein sagen, der den Wunsch einer sterbenden Frau erfüllen wollte? Einen Monat später haben wir bei ihr am Krankenhausbett geheiratet.“
Sie schlug die Hand vor den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken, das sie nicht länger zurückhalten konnte. „Am nächsten Tag haben wir sie verloren.“
Trauer hielt sie gefangen. Um den Verlust. Um eine gut gemeinte, aber überhastete und schlecht durchdachte Heirat. Trauer um ihre Mutter und all die verlorenen Jahre.
Plötzlich blieb der Wagen stehen, und dann spürte sie seine Hände, die ihre umfassten. Diesmal war da kein Kribbeln, sondern
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