Von Liebe und Gift
Ende und nickte. Er wusste nicht, woraufhin Francis hinaus wollte.
„Ist doch klar, dass wir alles zusammen besprechen.“
„Aber doch nicht solche Dinge!“, meinte Francis. Sie beugte sich vor, um Gero direkt anzusehen. „Du wirst deine Eltern damit sehr verärgert haben. Und wieso? Weil du sofort das machst, was Neal möchte. Er braucht dich nur flachlegen und schon siehst du die Realität nicht mehr!“
Geros Hand mit dem Kuchen senkte sich, als er das hörte. Entsetzt sah er Francis an.
„Das stimmt nicht, was du sagst. Wie kannst du so etwas behaupten?“
Er drehte sich um, um sicher zu gehen, dass Thilo diese Anschuldigung nicht mitbekommen hatte. Ihm war es sichtlich peinlich.
„Es ist doch so, dass sie dir den Umgang mit ihm verboten haben, oder? Aber ihr trefft euch trotzdem, weil Neal dich von vorne bis hinten bezirzt.“
Nun senkte Gero den Kopf.
„Also, nur weil wir zärtlich zueinander sind, heißt das doch nicht gleich …“
Weiter kam er nicht, denn Francis fuhr ihm direkt ins Wort.
„Du musst dich hier nicht rausreden“, sagte sie mit gehobener Stimme. „Wenn Neal etwas will, dann machst du es. Kaum ist er etwas lieb zu dir, frisst du ihm aus der Hand, ohne mal gescheit nachzudenken!“ Sie griff sich demonstrativ an den Kopf.
Geros Gesichtsausdruck wurde immer bedrückter. „Das stimmt doch nicht …“
Doch Francis winkte ab. „Du willst es einfach nicht sehen.“ Sie klang besorgt. „Ich sag es dir nur ungern, aber diese Abhängigkeit von Neal wird dich noch kaputtmachen.“
VII
Es war mal wieder ein sonniger Tag im August. Nicholas vergnügte sich mit Ralph im Pool. Gero und Francis lagen ausnahmsweise mal unbekümmert auf Liegestühlen am Rand und genossen den Feierabend in Neals Garten.
„Vielleicht können wir nachher noch grillen?“, schlug Gero vor. Er richtete sich etwas auf, hielt sich die Hand vor die Augen, um die Sonne abzuwehren. Fragend sah er Francis an, die in ihrem knappen Bikini, trotz des kleinen Babybauches, ziemlich verlockend aussah.
„Das wäre eine gute Idee“, erwiderte sie. Neben ihr läutete das Mobiltelefon des Hauses. Butler Ralph drehte sofort den Kopf.
„Ich geh schon ran!“, rief Francis ihm entgegen. Sie war ziemlich erstaunt, als sie Richard, den Gitarristen der „Drowners“, am Telefon hatte.
„Hallo? - Ja, hier ist Francis. Neal hat sich hingelegt.“ Sie richtete sich etwas auf, ihr Gesicht wurde ernster. „Nein, davon hat er gar nichts erzählt.“ Ihre Worte klangen erstaunt, dann nickte sie gefasst. „Natürlich, werde ich ihm ausrichten. - Okay, bye!“
Sie legte auf.
„Was wichtiges?“, hörte sie Gero sofort fragen. Auch er war nur knapp mit Badehose bekleidet. Sein Körper war leicht gebräunt. Er hatte schmale Hüften und schlanke Beine. Sein Haar war in den letzten Monaten durch die Sonne heller geworden und glänzte fast blond.
Francis setzte sich ganz auf und griff nach ihrem weißen Sommerkleid.
„Es war Richard. Er sagte, Neal hätte Konzerte abgesagt, weil er krank sei. Richard wollte wissen, wann Neal wieder gesund ist. Natürlich hatte er die Gerüchte in den Zeitungen auch gelesen.“ Sie zog sich an und stand auf. „Hat Neal dir gesagt, dass er Konzerte abgesagt hat?“
Gero schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nein. Er hat mir nur gesagt, dass sie weniger Konzerte geben werden und diese zeitversetzt, damit sie nicht wieder soviel unterwegs sein müssen. Von Absagen hat er nichts gesagt.“
Francis runzelte die Stirn. „Komisch.“ Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und blickte zum Haus. „Ich werde mal mit ihm reden.“
Langsam nahm Francis die Stufen ins Obergeschoss. Den ganzen Nachmittag hatte sie nichts von ihrem Bruder gehört. Er wollte alleine sein, sich ausruhen.
Die warme Sonne setzte ihm zu. Momentan zog er dunkle Räume und die Stille vor.
Als Francis die Schlafzimmertür öffnete, umgab sie ebendiese Ruhe. Sie trat ein. Neal lag im Bett und rührte sich nicht.
„Neal?“, fragte Francis leise. Sie trat näher und ließ die Jalousie hochfahren. „Neal, du solltest langsam aufstehen. Wir wollten noch grillen, und Richard hat eben angerufen …“ Sie drehte sich um. „Neal?“
Ihr Bruder rührte sich nicht. Mit geschlossenen Augen lag er auf der Seite und schien sie gar nicht zu hören. „Neal?“, wiederholte Francis, „Neal?“
Sie trat an sein Bett, um seine Schulter zu berühren, doch auch das weckte ihn nicht.
Sie hörte ihn nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher