Von Liebe und Gift
Tiere nicht. Die Sorge um seinen Sohn war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Oh, Dad, hallo“, äußerte sich Neal, als er seinen Vater erblickte. Er stand jedoch nicht auf, sondern blieb zusammengekauert auf dem Liegestuhl sitzen. Seine Arme hatte er vor dem Bauch verschränkt. Er trug eine dunkle Sonnenbrille.
„Junge“, fing Peter an. Er war merklich besorgt. „Wie siehst du denn aus? Geht es dir nicht gut?“
„Ach!“ Neal winkte ab und sah zur Seite. Sein Haar hing ihm strähnig ins Gesicht, er war unrasiert und seine Kleidung nicht frisch gebügelt. Er wirkte nervös und strich sich unruhig über die Arme. „Was ist schon gut? Was ist schlecht?“ Er schüttelte den Kopf. „Es ist nichts, Dad …“
Peter ließ sich nicht so schnell abweisen. „Du gefällst mir gar nicht. – Und seit Wochen haben deine Mutter und ich dich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Hast du Kummer?“
Neal verdrehte die Augen, was man unter der Sonnenbrille nicht sah, aber seine Haltung zeigte deutliche Ablehnung. „Dad, nerv nicht!“
Peter seufzte. „Nimm doch mal die Sonnenbrille ab, wenn ich mit dir rede.“
Da drehte sich sein Sohn noch mehr auf die Seite. „Nein, das blendet so.“ Schützend hielt er sich die Hand vor die Augen.
„Wollt ihr nicht mal wieder vorbeikommen?“, hakte Peter nach. „Francis, du und Nicki?“
Neal zuckte leicht mit den Schultern. „Mmh …“ Seine Stimme war kaum hörbar.
„Nicht so eine gute Idee zur Zeit, Dad. Ich hab so viel um die Ohren, ich weiß nicht, ob es gut ist, ach, keine Ahnung, echt nicht …“
Er senkte den Kopf und wirkte plötzlich abwesend. Peter gab es auf.
„Dann vielleicht ein andermal …“ Er ging zurück zum Haus, doch kaum war er bei Francis in der Küche angelangt, brach es aus ihm heraus.
„Was hat er?“ Aufgebracht deutete er in den Garten, wo Neal nun mit langsamen Schritten über den Rasen schlich.
„Er hat Sorgen, Dad“, sagte Francis leise, mehr konnte und wollte sie nicht erzählen.
„Aber, wieso spricht er nicht darüber?“ Peter war außer sich. Er nahm seine Krawatte ganz ab und wirkte richtig ratlos. „Erst sagt er, er hätte nichts, dann sagt er, er hätte viel um die Ohren … Er war völlig unschlüssig und unkonzentriert. So kenne ich ihn gar nicht!“
Fragend sah er seine Tochter an, doch die konnte nur mit den Schultern zucken.
„Ich weiß es auch nicht“, sagte sie, und es klang ebenso bedrückt. „Ich komme nicht an ihn heran.“
Peter sah nachdenklich aus. „Was bedrückt ihn denn?“, fragte er gezielt. „Hat er Stress mit der Band? Braucht er Geld?“
Francis lächelte. „Nein, Dad.“ Sie deutete um sich. Die Räumlichkeiten mit dem kostbaren Mobiliar sprachen für sich. „Er schwimmt in Kohle. Die Band hat Erfolg.“
„Und was denn?“ Peter machte ein paar Schritte durch die Küche. Er war plötzlich ganz wild darauf zu erfahren, was mit seinem Sohn los war. Unbedingt wollte er helfen. „Ist es wegen des Babys?“
Francis zuckte erneut mit den Schultern. „Ein bisschen, sicher, aber die Schwangerschaft verläuft gut.“
Sie drehte sich und sah nach draußen. Neal saß inzwischen wieder auf dem Stuhl und rauchte.
Peter nickte. Er bemerkte, dass seine Tochter ebenso hilflos war, wie er selbst.
„Ist denn mit Gero was nicht in Ordnung? Sind die beiden noch zusammen?“
Francis bestätigte. Von dem Streit mit Geros Eltern berichtete sie nichts. „Ja, sie sind noch zusammen.“ Betrübt sah sie zu Boden, auch wenn sie nicht wirklich wusste, was Neal belastete, so wusste sie, dass der Drogen nahm, aber das konnte sie ihrem Vater unmöglich anvertrauen.
So widmete sie sich wieder dem Salat, den sie zubereitete.
„Du kochst für ihn?“, fragte Peter.
Francis lächelte. „Ja, wenn ich es einrichten kann. Er isst so schlecht in letzter Zeit. Ihm wird ständig übel.“
Weiter konnte sie nicht sprechen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Allmählich konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen.
„Er muss zu einem Arzt!“, kam es aus Peter heraus. „Er scheint krank zu sein!“
Unsicher sah er Francis an. Die schüttelte aber mit dem Kopf.
„Er ist sicher nur erschöpft“, sagte sie. „Man nennt das Burn-out-Syndrom.“
Als sie das sagte, musste sie schon wieder lächeln. Es war ja so einfach, sich etwas vorzumachen. Und auch Peter atmete gefasst durch.
„Na gut, wenn du meinst. - Aber wenn es ihm schlechter gehen sollte, dann sag mir bitte Bescheid.“
Sie nickte, versuchte
Weitere Kostenlose Bücher