Von Liebe und Gift
an.“
Gero nickte verhalten. „Schon, aber manchmal wünsche ich mir doch, dass mal eine Frau öfter nach dem rechten guckt bei uns.“ Er sah Francis eindringlich an, so dass sie ihre Gabel ablegte und den Blick ebenso intensiv erwiderte.
Gero senkte den Kopf. Ihm war die Situation sichtlich peinlich. „Nun, ich meine damit, dass ich gern bei dir bin. Es ist gemütlich, ordentlich und sauber. Ganz anders als bei uns.“
Francis beugte sich etwas vor, um Geros Hand zu streicheln.
„Ich freue mich auch, wenn du kommst“, sagte sie. „Wir müssen zusammenhalten, das ist wichtig. Gerade jetzt.“
Gero nickte. Er wusste genau, was sie meinte. Und so wagte er sich auch daran, ein Thema zu erwähnen, welches ihm schon seit einiger Zeit auf dem Herzen lag.
„Sag mal“, fing er demzufolge an, „kann ich dich was intimes fragen?“
Francis stutzte einen Moment, aber dann lächelte sie warmherzig. Sie hatte das Gefühl mit Gero offen reden zu können.
„Worum geht es denn?“, fragte sie neugierig.
Gero haderte zuerst mit der Antwort. „Irgendwie ist es mir ja unangenehm, dich mit so etwas auch noch zu nerven“, sprach er dann schließlich, „und ich wollte eigentlich auch nur von dir wissen, ob Neal bei dir auch so komisch ist in letzter Zeit. Ich meine … im Bett.“
Er sah vorsichtig auf, als würde er sich für diese Frage schämen.
„Im Bett?“, wiederholte Francis, doch etwas überrascht.
Gero wand sich ein bisschen, legte sein Besteck ab und versuchte zu erklären.
„Ja, also Neal und ich - wir hatten nie irgendwelche Probleme, im Gegenteil. Wir haben immer ziemlich oft und gerne …“ Seine Wangen röteten sich. „Na, du weißt schon was.“
Er sah verlegen zur Seite, woraufhin Francis verständnisvoll nickte.
„Das ist doch absolut in Ordnung“, sagte sie lächelnd, aber Gero schüttelte nur den Kopf.
„Eben nicht“, gestand er. „In letzter Zeit ist Neal ganz anders, so passiv und erschöpft. Er war sonst immer der aktive Part in unserer Beziehung. Das war schön, und jetzt?“ Er seufzte gequält. „Ich glaube, Neal kann gar nicht mehr … so richtig, verstehst du? Ist das möglich? Kann ein Mensch so schwach sein?“
Mit großen Augen sah er Francis an. Diese wurde augenblicklich nachdenklich. Sie suchte nach den passenden Worten.
„Ich habe weniger Ahnung von Medizin als du“, fing sie schließlich an, „aber ich kann mir schon vorstellen, dass Neal am Ende seiner Kräfte ist. Sieh ihn dir an! Das Heroin zerstört ihn. Es zehrt ihn aus. Er hat keine großartigen Kräfte mehr.“
Diese Tatsachen sprach Francis nur widerwillig aus, aber sie wusste, dass sie recht hatte.
„Also ist Neal auch bei dir so?“, hakte Gero sofort nach. „Es liegt also nicht an mir?“
Jetzt wurde Francis’ Gesicht noch betroffener. Trotzdem war sie froh, dass sie endlich einmal darüber reden konnte.
„Also um ehrlich zu sein“, sagte sie, „zwischen Neal und mir, da läuft nicht mehr viel.“ Es klang traurig. „Wir haben schon lange nicht mehr miteinander geschlafen. Seit Wochen nicht mehr …“ Sie dachte laut nach. „Wenn nicht gar seit Monaten …“
Da öffnete sich Geros Mund schlagartig. „Was?“
Francis zuckte mit den Schultern, so dass ein paar lange Strähnen ihres Haares nach vorne glitten.
„Na ja, er hat gesagt, er hätte Angst um das Kind, dass was passieren könnte. Dabei weiß doch jeder, dass man auch während der Schwangerschaft Sex haben kann …“
Gero schluckte trocken. Perplex lehnte er sich zurück. „Das tut mir leid“, sagte er mitfühlend.
Trotz alledem schien Francis sehr gefasst. Sie nahm ihre Gabel wieder in die Hand und aß weiter. „Ist nicht so schlimm“, sagte sie. „Ich komme damit klar.“ Und nun sprach sie endlich das aus, was sie schon eine ganze Weile geahnt hatte. „Neal ist einfach nicht mehr in der Lage, sich um uns beide zu kümmern.“ Sie sah Gero liebevoll an. „Ich habe nichts gesagt. Ich dachte, du brauchst Neal nötiger als ich …“
„Aber das ist doch Quatsch!“, entfuhr es Gero. Er hatte sich damals geschworen, seinen Freund ehrlich mit Francis zu teilen. Dass sie jetzt zurückstecken musste, tat ihm sichtlich im Herzen weh. „Du hättest was sagen sollen! Du musst doch wegen mir nicht auf ihn verzichten!“
„Tu ich doch nicht“, stellte Francis klar, „wir lieben uns weiterhin, bloß körperlich läuft derzeit nicht viel … Und wenn ich so höre, was du erzählst, dann macht er
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