Von Liebe und Gift
bewusst die Gläser voll. „Thilo geht das nun wirklich nichts an. Der mit seiner blöden Eifersucht.“
Sie stellte die Flasche Wein ab und sah Gero eindringlich an.
„Wenn wir ihm erzählen, was mit uns los ist, würde er sich noch mehr aufregen.“
Gero blieben trotzdem Zweifel.
„Aber er ist doch unser Freund. Ich darf bei ihm wohnen und zum Dank lüge ich ihn an.“
Unzufrieden schüttelte er den Kopf.
„Meinst du, er würde verstehen, warum wir uns gegenseitig Zärtlichkeit schenken? Meinst du, er würde die Situation so sehen, wie wir?“
Gero brauchte nicht lange überlegen, die Antwort war eindeutig.
„Er würde wohl einiges missverstehen.“
„Siehst du!“, gab Francis von sich. „Also sagen wir lieber nichts. Und Thilo kann sich seine dreckigen Gedanken sonst wohin stecken.“
Gero grinste. „Ja, okay.“
III.
In einer recht kühlen Nacht im März wurde Francis’ Wohnungstür aufgeschlossen. Laut bellend erhob sich ihr Hund und rannte in den Flur. Dort ging das Licht an.
Erstaunt über die nächtliche Störung, richtete sich Francis im Bett auf, um auf den Wecker zu sehen.
„Gero?“, rief sie, und als keine Antwort ertönte, machte ihr Herz einen Sprung. Schnell erhob sie sich aus dem Bett, lief ebenfalls in den Flur und erblickte dort - Neal.
Mit ziemlicher Wucht hatte er eine große Tasche und einen Koffer in die Ecke befördert, dann sah er seine Schwester mit einem verschmitzten Lächeln an.
„Da bin ich wieder“, kam es über seine Lippen.
Francis konnte zuerst nicht glauben, was sie sah. Freudestrahlend warf sie sich ihrem Bruder an den Hals.
„Ich fass es nicht! Endlich bist du wieder da!“
Tränen füllten ihre Augen. Immer wieder strich sie ihm über das Haar und küsste seinen Mund.
„Du hast mir gefehlt“, gestand er. Mit einem festen Griff erwiderte er die Umarmung. Er wirkte jedoch verstört, als er jetzt auch noch seine eigenen Hunde bemerkte, die schwanzwedelnd um seine Beine herumliefen.
„Tu mir einen Gefallen“, bat er, „nimm die Hunde weg, die machen mich ganz wahnsinnig.“
Er schloss die Augen und griff sich an den Kopf, als hätte er Schmerzen. Sofort zerrte Francis die großen Hunde ins Wohnzimmer. „Sie freuen sich doch nur“, sagte sie derweilen, doch das schien ihren Bruder überhaupt nicht zu interessieren. Erschöpft sank er auf den großen Koffer. Er war blass und dünn, wie auf dem Foto, das vor einiger Zeit im Select erschienen war.
„Du musst schrecklich müde sein“, stellte Francis daraufhin fest. Neal nickte. Er trug eine blaue Jeans, die wie all seine Hosen an den Beinen einen Schlag warf, ein helles Hemd und ein schwarzes Jackett, welches er sich auszog.
„Ist Gero drüben?“, fragte er beiläufig. Langsam betrat er das Schlafzimmer.
„Nein, er hat Nachtschicht im Krankenhaus“, berichtete Francis.
Ihr Bruder sah sich um. „Ach so?“ Sie sah, wie er überlegte. „Dann sollte ich zu ihm fahren.“ Er machte Anstalten, das Jackett wieder anzuziehen, doch Francis hinderte ihn daran.
„Es ist mitten in der Nacht! Ihr könnt euch morgen sehen.“
Neal zögerte kurz, dann seufzte er. „Du hast Recht. - Ich bin auch viel zu kaputt.“
Er warf sein Jackett auf einen Stuhl, dann zog er sich die Hose und die Strümpfe aus. Ohne weitere Worte verschwand er im Badezimmer.
Als er wieder herauskam, lag Francis schon im Bett. Sie musste kräftig schlucken, als sie Neal mit freiem Oberkörper sah. Er war nicht mehr schlank, sondern hager.
Seine Rippen stachen unter der blassen Haut hervor, sein Bauch war flach, als hätte er seit Tagen nichts gegessen, und seine Beine sahen aus wie Stelzen.
„Du hast ganz schön abgenommen“, sagte sie, dabei richtete sie sich etwas auf.
Neal grinste. „Die englischen Blueberry Muffins sind eben auch nicht mehr das, was sie mal waren.“
Er legte sich neben sie ins Bett und schloss sofort die Augen.
„Ihr hattet wohl ganz schönen Stress, was?“, hakte Francis nach. Dabei strich sie über seine Haare, die offensichtlich auch schon länger keinen Kontakt mit einem Frisör gehabt hatten.
Neal nickte.
„Stress ist untertrieben“, sprach er leise, und im nächsten Moment war er eingeschlafen.
Unter der warmen Dusche kamen sie schnell in Fahrt. Ihre Hände glitten gegenseitig über ihre nasse Haut, und kurz darauf hielt Neal es nicht mehr aus. Er drehte Gero, sodass der nur Halt an den feuchten Kacheln fand. Im nächsten Moment drang Neal in ihn
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