Von Liebe und Gift
mehr um Nicki kümmern können.
Kurz darauf verließen sie den Hort und fuhren auf Nicholas’ Drängen hin zu McDonald’s. Nicholas grinste, als er vor seinen Pommes, Hamburger und Milchshake saß. Dennoch sah er seinen Vater fragend an.
„Papi, du isst ja gar nichts“, stellte er erstaunt fest.
Neal winkte ab. „Nein, lass mal. Mir geht es nicht so gut“, erwiderte er. Dabei kramte er nervös in seiner Jackentasche herum, und zog eine Packung Tabletten heraus. Mit wenigen Schlucken Kaffee nahm er zwei der Tabletten ein und steckte die Packung wieder weg.
„Ist das Medizin?“, fragte Nicholas sogleich.
„So ähnlich“, antwortete sein Vater. „Sag Mami und Gero aber nichts davon, okay? Sie sollen sich nicht unnötig Sorgen machen.“
„Indianerehrenwort“, sagte Nicholas vergnügt und schmiegte sich anhänglich an Neals Körper.
Am nächsten Abend hatte Francis ein Begrüßungsmahl gekocht. Zusammen mit Gero stand sie in der Küche und füllte die Speisen in Schüsseln und auf Teller.
„Das war wirklich eine gute Idee mit dem Essen“, sagte Gero. Er strahlte dabei über das ganze Gesicht. Noch immer freute er sich riesig über die Rückkehr seines Freundes.
Er umfasste Francis und gab ihr vor Freude einen Kuss auf die Stirn. In diesem Moment kam Thilo in die Küche. Als er diese Szene sah, brodelte erneute Eifersucht in ihm auf.
„Du küsst wohl alles, was Anderson heißt, wie?“
Verstört drehte sich Gero um. Er konnte keine Worte finden, um sein Verhalten zu verteidigen und sah zu seiner Erleichterung auch Neal in die Küche treten.
„Was geht hier vor?“ Fragend sah er Thilo an. „Wie redest du denn mit Gero?“
Thilo schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf.
„Ich sehe es einfach nicht ein, dass sich dein kleiner Prinz alles erlauben darf.“
Er zog sich ins Wohnzimmer zurück, ohne eine Antwort seiner Freunde abzuwarten.
Neal hob die eine Augenbraue. „Leicht säuerlich der Thilo, was?“
Francis winkte ab. „Ach, das geht schon seit Monaten so, furchtbar!“
Ihr Bruder lächelte, als hätte er vollstes Verständnis dafür. „Ich rede mal mit ihm.“
Aber Thilo stritt sofort alles ab, als sich Neal zu ihm gesellte.
„Ich bin nicht schlecht gelaunt“, erklärte er. „Mich nervt es nur, dass Gero und Francis die ganze Zeit zusammenkletten. Du hättest sie mal sehen sollen, in der Zeit, in der du fort warst. Sie waren Tag und Nacht zusammen. Das ist doch ...“ Thilo fasste sich an den Kopf.
Neal konnte aber nur mit den Schultern zucken.
„Was ist denn dabei? Ist doch schön, wenn die beiden sich so gut verstehen.“
Thilo nickte, doch es sah eher unzufrieden aus.
„Du hast es dir ganz schön einfach gemacht. Baust dir gleich zwei Beziehungen auf - und das funktioniert auch noch! Keine Eifersucht, keinen Stress ...“
Neal grinste. In der Tat hätte er vor wenigen Jahren nicht daran geglaubt, dass er so eine ungewöhnliche Beziehung auf die Beine stellen konnte. Die Liebe zu seiner Schwester war schon bizarr genug. Und nun akzeptierte die auch seinen schwulen Freund. Es war fast wie im Märchen.
„Weiß nicht, warum du bei all dem Glück zu Drogen greifen musstest“, lenkte Thilo ein und erinnerte Neal an Geros Geburtstagsparty vor einigen Monaten. Da hatte Thilo ihn mit Koks erwischt.
„Fängst du schon wieder damit an?“, fragte er ernst.
„No drugs hatten wir ausgemacht“, erinnerte ihn Thilo an sein Versprechen.
Neal hob schlichtend die Hände. „Ja, ist ja gut ...“ Er seufzte tief. „In London weht eben ein anderer Wind. Aber nun bin ich wieder hier und habe alles im Griff.“
Abwesend begann er in dem Essen herumzustochern. Schließlich sah er auf, um nervös in die Runde zu sehen. Keiner bemerkte seine Unsicherheit, was das Essen anging, bis auf Thilo - der musterte ihn gründlich.
„Hast du eigentlich Jarvis besucht, als du in England warst?“, fragte Francis nebenbei.
Neal verzog das Gesicht, als er an seinen Stiefbruder dachte, der in Bristol wohnte, auf den er allerdings nicht gut zu sprechen war.
Neal war damals zu ehrlich gewesen. Er hatte Jarvis eingeweiht. Er hatte ihm erzählt, was ihn zu seiner Schwester verband. Jarvis hatte das nie verstanden und schien Neal dafür zu verurteilen. Danach hatten sie kaum noch miteinander Kontakt gehabt, und wenn, gab es stets Streit.
„Nein, das habe ich uns beiden erspart.“
Francis schmunzelte. Sehr wohl wusste sie, dass sich die Brüder nicht gut verstanden, aber
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