Von Liebe und Gift
selbst!“, erwiderte Gero. Er war noch immer ganz außer Puste und reichte ihr die Zeitschrift. Francis blätterte darin, schüttelte den Kopf, bis sie auf der letzten Seite angelangt war. Die Überschrift: „ Anderson on drugs ?“ stach ihr förmlich ins Auge.
Unter dem Bericht war ein Foto von Neal abgebildet.
„Das stimmt nicht, oder?“, ertönte Geros Stimme im Hintergrund. „Das ist doch nicht wahr!?“
Francis stand dort, wie gelähmt. Sie konnte nicht antworten. Wie erstarrt sah sie auf das Foto, das ihren Bruder zeigte, jedoch mit eingefallenen Wangen und einem verstörten, fast ängstlichen Blick. Er sah traurig aus.
„Das kann doch nicht aktuell sein, das Foto“, äußerte sie sich schließlich, doch ihre Hände begannen zu zittern, als sie den Bericht nochmals durchlas. Gero dagegen konnte sich nicht mehr beherrschen. Tränen füllten seine Augen.
Nur Thilo begann zu lachen, als der den Artikel im Select las.
„Du glaubst diesen Stuss doch nicht etwa? Das sind doch nur vage Vermutungen!“
Francis zuckte mit den Schulten. Sie schien unschlüssig. „Irgendwoher müssen die das doch haben.“
Nun mischte sich Gero ein. Er war noch immer ganz blass. Hilfesuchend wandte er sich an seinen Mitbewohner.
„Das stimmt doch nicht, oder? Wie können die so was schreiben?“
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Thilo aufgebracht.
„Aber wir müssen doch etwas tun!“, rief Gero lauter. Er war schon wieder den Tränen nahe.
„Also, wenn er wirklich Drogen nimmt ...“ Francis verstummte und sah zu Boden. Ihr fiel der nächtliche Anruf ein, bei dem sich Neal ziemlich konfus gegeben hatte. Konnten Drogen der Grund dafür gewesen sein?
„Was sollen wir bloß tun?“ Gero schien am Ende. Nervös lief er durch das Wohnzimmer, bis Thilo von dem ganzen Theater genug hatte.
Er ging zum Telefon, zog die Schublade darunter auf und hielt schon im nächsten Moment einen kleinen Zettel in der einen Hand.
„Was hast du vor?“, fragte Francis sofort.
„Ich werde Neal anrufen. Der kann uns am ehesten sagen, was an der Sache dran ist.“
Er studierte die Nummer, die auf dem Zettel stand und begann zu wählen.
„Aber wir sollten ihn doch nur anrufen, wenn es wirklich dringend ist!“, funkte Francis jetzt dazwischen.
„Das ist dringend!“, konterte Thilo, während er auf Gero deutete, der inzwischen schon wieder weinte und wie benommen auf dem Sofa saß.
„Geht rüber, ich möchte allein mit ihm reden“, sagte Thilo. Er war sich sicher, dass alles eine zusammengereimte Story der Presse war, obwohl er sich ganz genau an die Party erinnern konnte, bei der er Neal beim Koksen ertappt hatte. Damals hatte Neal versprochen, nie wieder Drogen anzurühren. Aber ob er sein Versprechen auch gehalten hatte?
Kurz darauf hatte er Neals Hotel in London an der Strippe. Es dauerte fast zehn Minuten, bis er dem Portier davon überzeugen konnte, dass er kein fanatischer Fan, sondern ein Freund war, der Neal in einer wichtigen Angelegenheit sprechen musste.
Dann endlich stellte der Portier das Gespräch in Neals Hotelzimmer.
„Yeah?“ Es war Neals Stimme, und Thilo war froh, dass der sich überhaupt auf dem Zimmer befand.
„Hier ist Thilo.“
„Thilo?“ Neal klang erfreut. „Welch Überraschung!“ Doch sogleich stutzte er. „Ist etwas passiert?“
„Nein“, erwiderte Thilo zögernd, „na ja, eigentlich doch. Wir machen uns alle Sorgen um dich.“
Am anderen Ende der Leitung lachte Neal kurz auf. „Sorgen? Wieso das? Mir geht es bestens.“
„In den Zeitungen steht aber was anderes“, sagte Thilo, dabei schielte er auf den Artikel.
„Welche Zeitung?“
„Das Select .“
Eine kurze Stille herrschte zwischen ihnen, bis Neal weiter nachfragte:
„Was steht denn da?“
Thilo seufzte tief, dann fasste er den Artikel kurz zusammen. „Sie schreiben, dass du eventuell Drogen nimmst, überarbeitet und mit den Nerven am Ende bist.“
„Was?“ Neal konnte nicht glauben, was er hörte. Thilo konnte deutlich seine Unzufriedenheit spüren.
„Es stimmt also nicht?“, hakte er somit nach.
„Natürlich nicht!“, erwiderte Neal erbost. „Ich weiß nicht, wie die darauf kommen. Mit einem Reporter vom Select habe ich gar nicht gesprochen.“
Er überlegte still. In ihrem Studio gingen ständig Journalisten ein und aus, sollte da vielleicht einer die große Story gewittert haben?
Thilo atmete auf. Er hatte gehofft, dass das alles ein Missverständnis war. Dennoch war
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