Von Liebe und Gift
dunklen Wasserflecken. Die Ärmel hatte er hochgekrempelt. Hinter ihm folgte Butler Ralph.
„Sir, ich kann das auch alleine in Ordnung bringen!“
Doch Neal lehnte vehement ab. „No way! Ich werde den Kescher aus dem Keller holen!“
Als Francis das ungewohnte Geschrei im Haus hörte, sah sie sofort aus der Küche. Sie wusste nicht, ob sie bei dem Anblick, der sich ihr bot, lachen oder ernst bleiben sollte.
„Was ist denn hier los?
„Na, was wohl?“ Es klang vorwurfsvoll, dabei war Francis die letzte, die etwas für den Zustand konnte. Neal deutete unzufrieden in den Garten. „Der Pool! Alles voller Laub! Wie jedes Jahr! Es ist eine Schweinerei!“
Er stürmte weiter durch das Wohnzimmer - in Richtung Keller.
„Darum regest du dich so auf?“ Francis lächelte und beobachtete amüsiert, wie Neal, gefolgt von Ralph, die Kellertreppe herunterrannte.
Jedes Jahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Luft erwärmten, fing Neal an, im Garten zu wüten, um alles sauber und ordentlich zu haben, wenn der Sommer dann kam.
Als das Telefon läutete, nahm Francis ab.
„Anderson!“
Am anderen Ende der Leitung wurde zuerst geschwiegen, dann ertönte eine männliche Stimme.
„Bin ich richtig bei Neal Anderson?“
„Wer ist denn da?“, erwiderte Francis mit einer Gegenfrage.
„Hier ist Dirk. Könnte ich Neal bitte sprechen?“ Der Mann am anderen Ende der Leitung hörte sich höflich und gleichzeitig sehr selbstbewusst an. Doch Francis blieb nachdenklich.
„Neal kennt keinen Dirk“, stellte sie fest. Nur zu gut wusste sie von den zahlreichen Fans, die sich oft unter falschen Namen meldeten, um dadurch ihrem „Star“ näherzukommen. „Bitte wenden Sie sich an den Fanclub in England“, fügte sie hinzu, dann legte sie auf.
Just in dem Augenblick kamen auch schon Neal und Ralph aus dem Keller zurück. In den Händen hielten sie große Kescher und Eimer.
„Wir sollten dieses Jahr den Pool über Winter abdecken. Dann kommt erst gar kein Laub rein!“, beschloss Neal. Er entsann sich, dass er das schon im letzten Herbst vorgehabt - und dann wegen der bevorstehenden Londonreise einfach vergessen hatte. Diener Ralph nickte übereinstimmend.
Bevor sie wieder auf der Terrasse verschwanden, erwähnte Francis ganz beiläufig:
„Du, da hat eben ein Dirk angerufen ...“ Es klang gleichgültig, doch als Neal diese Nachricht hörte, zuckte er regelrecht zusammen.
„Dirk?“, wiederholte er. Ihm blieb dabei fast die Stimme weg.
„Ja.“ Francis kam näher. Dass ihr Bruder so erstaunt reagierte, überraschte sie. „Kennst du einen Dirk?“
„Nein“, wehrte Neal sofort ab. „Nein, ich kenne keinen.“
Seine Schwester atmete auf. „Na, ein Glück! Ich habe den nämlich an deinen Fanclub verwiesen.“ Sie runzelte die Stirn. „Wie kommen diese Fans bloß immer an deine Privatnummer? Die steht doch gar nicht im Telefonbuch!“
Neal zuckte mit den Schultern, als würde es ihn nicht sonderlich interessieren. Er wandte sich wieder der Terrasse zu, doch bevor er ins Freie trat, drehte er sich noch einmal um. Sein Gesicht war nachdenklich.
„Wenn so etwas noch einmal passiert“, sprach er zu seiner Schwester, „ dann leg einfach auf, okay? Ich will in meinen eigenen vier Wänden nicht gestört werden.“
Sie nickte, und dann eilte Neal zum Pool, wo Ralph schon begonnen hatte, das Wasser, das sich über die Wintermonate gesammelt hatte, abzupumpen.
In der Ferne hörte man das Gartentor quietschen, und schließlich kam Gero um die Hausecke. Als er seinen Freund im Garten sah, rannte er freudestrahlend zu ihm.
„Ihr macht Gartenarbeit?“ Er staunte.
„Kann man so sagen“, erwiderte Neal weniger begeistert. „Wir reinigen den Pool.“
„Das ist toll!“ Gero blickte sich unternehmungslustig um, dann griff er sich einen der Kescher, die auf dem Rasen lagen. „Ich helfe euch!“
Doch schon im nächsten Moment nahm Neal ihm den Kescher wieder aus der Hand. „Das kommt gar nicht in Frage. Du machst dich nur dreckig dabei.“
Verblüfft öffnete Gero den Mund. „Aber du machst dich doch auch dreckig!“
„Das ist etwas anderes“, erwiderte Neal gewissenhaft, dann stieg er die Stufen zum Pool hinab, wo das meiste Wasser inzwischen abgepumpt war. Dennoch stand er bis zu den Knien im Nass und fing an, mit dem Kescher das Laub herauszufischen.
„Wo kommt der Mist bloß her?“, rief er dabei wütend. „Ich habe doch gar nicht so viele Bäume.“
„Lass mich doch helfen!“,
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