Von Liebe und Gift
Tabletten gekauft.“
„Was denn?“
Er seufzte und griff in die Tüte. Heraus nahm er einen Schwangerschaftstest.
Francis’ Augen wurden groß. Sie richtete sich auf.
„Du glaubst, ich bin schwanger?“
Gero nickte, woraufhin sie sofort den Kopf schüttelte.
„Das kann überhaupt nicht sein. Ich nehme die Pille.“
„Regelmäßig?“, hakte Gero nach. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf sein Gesicht.
„Natürlich!“, fauchte Francis. Doch ihre Augen flackerten unsicher. Sie sah zur Seite. „Ich habe nur ein paar Monate ausgesetzt, als Neal in London war.“
Als Gero das hörte, wurde er schlagartig blass. „Willst du damit sagen, dass du vielleicht von mir schwanger bist?“
Er setzte sich zu ihr ans Bett. Das Entsetzen war ihm ins Gesicht geschrieben, dabei waren seine Befürchtungen unbegründet.
„Nein“, sagte Francis. „Erstens haben wir Kondome benutzt, die bestimmt sicher waren, und außerdem ist das mit uns schon viel zu lange her.“
Sie stand auf und griff in ihren Nachtschrank. Heraus nahm sie einen kleinen Taschenkalender, in dem sie hektisch herumblätterte. Über ihren weiblichen Zyklus führte sie peinlich genau Buch.
„Da!“ Sie zeigte auf gekennzeichnete Daten. „Ich hatte meine Tage regelmäßig. Und als Neal aus London zurückkam, habe ich mit der Pille wieder angefangen.“
Sie sah auf und blickte Gero an. Der war noch immer ganz weiß um die Nase.
„Gero!“, sagte sie eindringlich. „Es kann nichts passiert sein, während Neal weg war.“
Er nickte zaghaft, fuhr sich über das Gesicht. Sie merkte deutlich, dass seine Gedanken eine Achterbahnfahrt hinter sich hatten. Aber er riss sich zusammen und deutete auf den Schwangerschaftstest.
„Du solltest den Test trotzdem machen. Vielleicht gehörst du zu den 0,3 %, die trotz Pille schwanger werden.“
Francis seufzte. „Wenn es dich glücklich macht.“
Sie griff sich den Test und verschwand im Badezimmer. Gero kam es wie eine Ewigkeit vor. Die Uni hatte er längst vergessen. Aufgeregt sah er zur Badezimmertür, die sich nach gut zehn Minuten wieder öffnete.
„Und?“, fragte er sofort. Francis’ Gesicht sprach Bände. Den Test hielt sie noch in der Hand. „Sieh selbst“, sagte sie bedrückt und hielt Gero den Test entgegen. „Er ist positiv.“
Geros Hände zitterten, als er den Test an sich nahm. Dabei empfand er ein ganz eigenartiges Gefühl – vielleicht ein Gefühl von Glück?
„Tatsächlich“, sagte er, als er den Test genau betrachtete. „Aber irgendwie habe ich es geahnt. Immer diese Übelkeit von dir.“
„Das kann doch aber nicht sein!“, schrie Francis plötzlich. Verstört setzte sie sich auf das Bett. „Das kann nicht sein! Wie konnte das passieren?“
Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie schien verzweifelt.
Gero zuckte mit den Schultern. Er war zwar Medizinstudent, aber richtig erklären konnte er es sich auch nicht. Er konnte darüber nur ein wenig spekulieren.
„Vielleicht hast du die Pille zu schwankend eingenommen? Absetzen, dann wieder damit anfangen ...“ Er dachte angestrengt nach. „Oder hast du in der Zwischenzeit mal Antibiotika eingenommen?“
Da drehte Francis ihren Kopf.
„Letzten Monat, wegen einer Blasenentzündung.“
Gero nickte. „Das wird es gewesen sein.“ Er legte den Test beiseite, dann sah er Francis mitfühlend an. „Du solltest zur Sicherheit zu deiner Ärztin gehen, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass das Testergebnis stimmt.“
Die weiteren Vorlesungen konnte Gero nicht ausfallen lassen, dabei konnte er sich kaum konzentrieren. Aber schon am Abend besuchte er Francis abermals. Während Nicholas vor dem Fernseher saß und die „Sesamstraße“ guckte, lag Francis wieder im Bett und sah unheimlich traurig aus. Gero musste nichts sagen, er konnte sich denken, was das zu bedeuten hatte.
Er setzte sich an ihr Bett und strich durch ihre langen, dunkelbraunen Haare.
„Ich hatte also Recht?“
Sie nickte. Tränen schimmerten in ihren Augen.
„Oh, bitte, du darfst nicht weinen“, bat Gero. Er konnte es nicht ertragen, sie so traurig zu sehen und suchte händeringend nach Worten. „Lass uns doch erstmal abwarten, was Neal dazu sagt und wie sich das Kind entwickelt. Es ist doch längst nicht gesagt, dass es …“
Er verstummte. Er konnte einfach nicht aussprechen, was er dachte und senkte betrübt den Kopf.
„Sprich ruhig weiter“, hörte er Francis’ Stimme. „Dass das Kind krank ist oder behindert, ja? Das
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