Von Liebe und Gift
schließlich vollen Mutes.
„Waaaas?“, schrie Neal daraufhin so laut, dass seine Schwester zusammenzuckte, und Gero sofort zwei Schritte Abstand von ihm nahm.
„Bitte schrei nicht so, ich kann es doch nicht ändern“, sagte Francis verstört. Ängstlich blickte sie ihren Bruder an.
„Du bist schwanger?“, wiederholte Neal ungläubig, „aber das ist doch … Das ist doch …Wahnsinn!“
Im nächsten Moment stürzte er sich auf seine Schwester und riss sie an sich.
„Ich glaub das nicht! Wir kriegen ein Kind? Wirklich?“ Er drückte sie ganz fest und lächelte dabei über das ganze Gesicht. „Oh Mann, du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst.“ Es klang euphorisch, aber Francis befreite sich aus Neals Umarmung. Sie konnte die Freude nicht teilen.
„Ein zweites Kind!“, fuhr Neal fort. „Great!“ Er drehte sich seinem Freund zu. „Gero, hast du gehört? Ich werde wieder Vater.“ Noch einmal umfasste Neal seine Schwester liebevoll und drückte sie an sich. Nun musste Gero sogar lächeln. Dass sein Freund sich so freuen würde, hatte er nicht erwartet. Es rührte ihn unheimlich.
Francis blieb dagegen noch immer ernst. Wieder befreite sie sich aus Neals Umarmung.
„Spinnst du?“, rief sie aufgebracht. „Weißt du eigentlich, was du da redest?“
Neal nickte. „Natürlich.“ Offensichtlich begriff er nicht, warum Francis seine Freude nicht teilen wollte. „Was hast du denn? Ich werde Vater. Da darf ich mich doch wohl freuen oder nicht?“ Aber plötzlich wurden seine Gesichtszüge glatt. „Oder … ist das Kind nicht von mir?“ Zögernd blickte er zu Gero. Ein Zeichen der Unsicherheit glänzte in seinen Augen.
„Natürlich ist es von dir“, erwiderte Francis, jetzt schon ein wenig genervt. „Das ist es ja!“ Sie sah ihren Bruder deprimiert an. „Das durfte nicht passieren! Ich kann doch nicht schon wieder ein Kind von dir bekommen?“
Da zuckte Neal mit den Schultern. „Wieso denn nicht? Nicholas zeigt uns doch nur zu deutlich, dass alles gut gehen kann.“
„Und was ist, wenn es diesmal nicht gut geht?“ Francis war verzweifelt. „Daran denkst du wohl gar nicht!“
„Doch, aber ich mache mich nicht jetzt schon verrückt!“ Neals gute Laune war inzwischen verflogen. Die Geschwister standen voreinander, und es war klar, dass noch einige klärende Worte nötig waren.
„Ich glaube, ich gehe mal einen Moment raus …“, meldete sich Gero deswegen leise. Er wollte unmöglich die Auseinandersetzung der beiden stören, doch als er die Küche verlassen wollte, fasste ihn Neal fest am Arm.
„Halt! Du bleibst hier!“, sagte er energisch. „Dich geht das auch was an!“
„Mich?“ Erschrocken sah Gero auf. Nun wusste er gar nicht mehr, was zu denken war.
„Ja, dich! Es hätte immerhin auch dein Kind sein können!“, fuhr Neal ihn harsch an. Entsetzen machte sich in Geros Augen breit. Mit einer derartigen Anschuldigung hatte er nicht gerechnet. Er hatte die Zärtlichkeiten mit Francis sofort beendet, nachdem Neal aus London zurückgekehrt war. Ja, er hatte es fast schon verdängt, dass er mit ihr geschlafen hatte.
„Überhaupt nicht wahr!“, schrie er zurück. „Ich habe immer Kondome benutzt … im Gegensatz zu dir!“
„So ist das also!“ Neal stemmte die Arme in seine Seiten. Wütend sah er seine Schwester und Gero an. „Nun ist es meine Schuld, ja? Klasse …“
Er drehte sich um und verließ den Raum. Man hörte seine hastigen Schritte und wie danach die Wohnzimmertür krachend zufiel.
Francis senkte den Kopf. Sie hatte geahnt, dass es zu einem Streit kommen würde. Sie hatte zwar nicht erwartet, dass Neal die Nachricht so extrem erfreut aufnehmen würde, trotzdem hatte sie mit einer ernsten Diskussion gerechnet. Momentan war sie einfach froh, dass Nicholas draußen spielte und von all dem nichts mitbekam. Sie spürte, wie Gero seine Hand auf ihre Schulter legte.
„Er hat sich wirklich gefreut“, sagte er leise. „Hätten wir das nicht anders regeln können?“
„Und wie?“, konterte Francis. „Er macht sich ja überhaupt keine Gedanken.“
„Natürlich wird er sich Gedanken machen“, erwiderte Gero. „Die Freude ist momentan nur viel größer.“ Er seufzte tief. „Geh zu ihm und rede noch mal mit ihm. Wir müssen doch eine Lösung finden.“
Neal saß im Wohnzimmer und hatte den Fernseher laufen, als Francis und Gero eintraten.
„Ich wollte dir keine Vorwürfe machen“, fing Francis an. „Es tut mir leid.“
Neal
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