Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
einmal annähernd Fotoqualität heraus.«
    Ich hatte keine Zeit für Erklärungen, also zog ich das Portemonnaie heraus. » Ich gebe Ihnen zweihundert Dollar für einen Computerausdruck dieses Fotos.«
    Für einen kurzen Moment verengten sich seine Augen. Jetzt dämmerte ihm doch, dass irgendetwas nicht stimmte, aber er war Fotograf, kein Anwalt oder Arzt. Hier gab es keine Schweigepflicht. Ich gab ihm die zweihundert Dollar. Er ging zum Drucker. Ich sah einen Link, auf dem Info stand. Ich klickte darauf, während er das Foto aus dem Drucker holte.
    » Entschuldigen Sie«, sagte Albin.
    Ich trat zurück, hatte aber genug gesehen. Es war nur der Vorname des Mädchens angegeben: Carrie. Und die Adresse.
    Angeblich wohnte sie gleich nebenan. In dem Haus, in dem auch das Büro der Save-the-Angels-Stiftung gewesen war.
    *
    Carries Nachnamen kannte Albin nicht. Als ich ihn ein bisschen unter Druck setzte, sagte er nur, dass er öfter Fotos für › Save the Angels‹ gemacht hatte. Mehr bekam ich nicht aus ihm heraus. Er hatte immer nur die Vornamen erfahren. Ich nahm das ausgedruckte Foto und ging ins Haus nebenan. Das ehemalige Büro von › Save the Angels‹ war immer noch geschlossen. Damit hatte ich gerechnet. Ich ging zu Bruno und Associates, wandte mich an meine Lieblings-Rezeptionistin Minerva und zeigte ihr das Foto der blonden Carrie.
    » Haben Sie die schon mal gesehen?«
    Minerva sah zu mir hoch.
    » Sie wird vermisst«, sagte ich. » Ich suche sie.«
    » Sind Sie so eine Art Privatdetektiv?«
    » Ja.« Das war einfacher als lange Erklärungen.
    » Cool.«
    » Ja. Ihr Vorname ist Carrie. Kennen Sie sie?«
    » Sie hat hier gearbeitet.«
    » Bei › Save the Angels‹?«
    » Na ja, vielleicht nicht gearbeitet. Sie war eine von den Praktikantinnen. War im letzten Sommer ein paar Wochen lang da.«
    » Können Sie mir irgendwas über sie sagen?«
    » Sie ist sehr schön, finden Sie nicht?«
    Ich antwortete nicht.
    » Ihren Namen habe ich damals nicht erfahren. Sie war nicht besonders freundlich. Das waren die Praktikantinnen ehrlich gesagt alle nicht. Haben wohl große Liebe für den Herrgott empfunden, für echte Menschen aber eher nicht. Jedenfalls haben wir uns mit dem Büro hinten im Flur die Toilette geteilt. Ich habe sie begrüßt, habe › Hi‹ gesagt oder so. Sie hat einfach durch mich durchgeguckt. Wissen Sie, was ich meine?«
    Ich bedankte mich bei Minerva und ging zurück zur Suite 3B. Ich stellte mich davor und starrte die Tür von › Save the Angels‹ an. Wieder: das menschliche Gehirn. Die Puzzleteile wirbelten in meiner Hirnkammer herum wie Socken in einem Wäschetrockner. Ich dachte an die Website, die ich mir gestern Abend angesehen hatte, und sinnierte auch über den Namen dieser Organisation. Ich sah mir das Foto in meiner Hand an. Die blonden Haare. Das schöne Gesicht. Die blauen Augen mit den goldenen Ringen um die Pupillen, und trotzdem sah ich genau das, was Minerva gesagt hatte.
    Es gab keinen Zweifel.
    Manchmal erkannte man eine große erblich bedingte Ähnlichkeit in einem Gesicht, so wie die goldenen Ringe um die Pupillen– und manchmal sah man etwas anderes, eher eine Art Widerhall. Und den sah ich im Gesicht dieses Mädchens. Einen Widerhall.
    Einen Widerhall, davon war ich inzwischen überzeugt, von ihrer Mutter.
    Noch einmal sah ich die Tür an. Und dann wieder das Foto. Und als die Erkenntnis langsam durchsickerte, spürte ich, wie sich eine Kälte bis in meine Knochen ausbreitete.
    Berleand hatte nicht gelogen.
    Mein Handy klingelte. Es war Win.
    » Der DNA-Test vom Knochen ist fertig.«
    » Warte, lass mich raten«, sagte ich. » Er bestätigt, dass Terese die Mutter ist. Jones hat die Wahrheit gesagt.«
    » Ja.«
    Ich starrte das Bild weiter an.
    » Myron?«
    » Ich glaube, ich hab’s jetzt«, sagte ich. » Ich glaube, ich weiß, was hier abläuft.«

33
    Ich fuhr zurück nach Manhattan– um genau zu sein, zum Büro von CryoHope.
    Das ist doch unmöglich.
    Dieser Gedanke ratterte mir durchs Gehirn. Ich wusste nicht, ob ich hoffen sollte, dass ich recht hatte– aber wie gesagt, die Wahrheit hatte einen gewissen Geruch an sich. Und was das › unmöglich‹ betrifft, musste ich wieder das Sherlock-Holmes-Axiom anführen: Hat man das Unmögliche eliminiert, so muss, was übrig bleibt, mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein.
    Ich war drauf und dran, Special Agent Jones anzurufen. Schließlich hatte ich jetzt ein Foto von dem blonden Mädchen. Diese

Weitere Kostenlose Bücher