Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Ich will sie nicht vor Gericht sehen. Wenn ich Ihnen erzählt habe, was ich weiß, werden Sie verstehen warum.«
Wieder schwieg er.
» Sind Sie dabei?«, fragte ich.
» Bis zu einem gewissen Grad.«
» Soll heißen?«
» Das heißt, dass Sie schon wieder im kleinen Rahmen denken. Sie machen sich Sorgen um eine Person. Ich verstehe das. Ich gehe davon aus, dass Sie mir gleich erzählen, warum dieses Mädchen Ihnen so viel bedeutet. Aber bei der Sache, mit der wir es hier zu tun haben, könnten Tausende Leben auf dem Spiel stehen. Tausende Väter, Mütter, Söhne und Töchter. Aus den Gesprächsfetzen, die wir aufgeschnappt haben, lässt sich schließen, dass da ein Riesending geplant ist. Es geht nicht um einen einzelnen Anschlag, sondern um eine ganze Reihe von Aktionen im Laufe mehrerer Monate. Daher kann ich mich nicht mit aller Macht um ein einzelnes Mädchen kümmern– zumindest nicht, wenn ich dafür Tausende von Menschen in Gefahr bringe.«
» Und was genau versprechen Sie dann?«
» Sie haben mich nicht ausreden lassen. Mein Desinteresse an dem Mädchen geht in beide Richtungen. Es interessiert mich nicht, ob sie erwischt wird– und es interessiert mich ebenso wenig, ob sie einer Bestrafung entgeht. Also ja, ich mache mit. Wir werden versuchen, die Sache allein zu lösen– im Prinzip bin ich sowieso schon dabei. Aber wenn wir in der Minderheit sind oder uns einer Übermacht an Waffen gegenübersehen, behalte ich mir das Recht vor, Jones zu Hilfe zu rufen. Ich werde mein Wort halten und Sie dabei unterstützen, das Mädchen zu schützen. Aber in erster Linie müssen wir die Dschihadisten davon abhalten, ihre mörderische Mission zu verfolgen. Ein Leben kann keine tausend Leben wert sein.«
Ich dachte über seine Worte nach. » Haben Sie Kinder, Berleand?«
» Nein. Aber bitte kommen Sie mir nicht mit dieser elterlichen Bindung. Das ist unverschämt und beleidigend.« Dann: » Moment, wollten Sie damit etwa sagen, dass das blonde Mädchen Terese Collins’ Tochter ist?«
» In gewisser Weise schon.«
» Können Sie das genauer erklären.«
» Haben wir einen Deal?«, fragte ich.
» Ja. Mit den von mir eben angeführten Einschränkungen. Erzählen Sie mir, was Sie wissen.«
Ich fasste alles kurz zusammen, von meinem Besuch bei › Save the Angels‹ über das Offizielle Photostudio von Albin Laramie, die Entdeckung der Embryo-Adoptionen bis zum Mommy-Anruf, den Terese gerade erhalten hatte. Er unterbrach mich ein paar Mal und stellte Fragen. Ich beantwortete sie, so gut ich konnte. Als ich fertig war, ging er sofort an die Arbeit.
» Als Erstes müssen wir die Identität des Mädchens klären. Wir machen Kopien von dem Foto. Ich schicke Lefebvre eins per E-Mail. Wenn sie Amerikanerin ist, war sie vielleicht im Zuge irgendeines Austauschprogramms in Paris. Er kann da ein paar Erkundigungen einholen.«
» Okay«, sagte ich.
» Sie sagten, der Anruf hätte Terese auf dem Handy erreicht?«
» Ja.«
» Dann gehe ich mal davon aus, dass die Nummer des Anrufers unterdrückt war?«
Ich hatte nicht einmal daran gedacht, diese Frage zu stellen. Ich sah Terese an. Sie nickte. Ich sagte: » Richtig.«
» Wann genau war das?«
Wieder sah ich Terese an. Sie überprüfte die Anrufliste und sagte mir die Zeit.
» Ich rufe Sie in fünf Minuten wieder an«, sagte Berleand. Er legte auf.
Win kam herein und sagte: » Alles in Ordnung?«
» Wunderbar.«
» Deine Eltern sind in besten Händen. Das Gleiche gilt für Esperanza und das Büro.«
Ich nickte. Das Handy zirpte. Berleand.
» Ich könnte etwas haben«, sagte er.
» Schießen Sie los.«
» Der Anruf bei Terese kam von einem Wegwerf-Handy, das in Danbury, Connecticut, gekauft und bar bezahlt wurde.«
» Das ist eine ziemlich große Stadt.«
» Vielleicht kann ich das auch noch etwas einschränken. Ich habe Ihnen gesagt, dass wir Gesprächsfetzen von einer möglichen Terrorzelle in Paterson, New Jersey, mitgehört haben?«
» Ja.«
» Das meiste haben wir aus Auslandsverbindungen, aber ein paar auch aus Inlandsgesprächen. Sie wissen sicher, dass kriminelle Vereinigungen gerne E-Mails als Kommunikationsmittel nutzen?«
» Klingt einleuchtend.«
» Weil das ganze System halbwegs anonym abläuft. Sie richten ein Konto bei einem freien Provider ein und nutzen es dann. Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass wir feststellen können, wo dieses E-Mail-Konto eingerichtet wurde. Viel bringt das allerdings nicht. Meistens werden diese E-Mail-Konten
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